Hülkenberg: "Ich will keinen Ärger"

Von Alexander Mey
Sebastian Vettel war im Qualifying mehr als eine Sekunde langsamer als Nico Hülkenberg
© xpb

Als wäre die Pole-Position beim Brasilien-GP (16.45 Uhr im LIVE-TICKER) für Nico Hülkenberg nicht schon Sensation genug. Jetzt wird der Williams-Rookie auch noch zum wichtigen Faktor im Titelkampf. Er könnte Sebastian Vettel helfen.

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Pole-Position, und das beim allerersten Besuch in Brasilien, zum allerersten Mal auf der Rennstrecke in Interlagos, bei extrem schwierigen Bedingungen. Nico Hülkenberg hat einen großen Samstag hinter sich, aber vielleicht noch einen größeren Sonntag vor sich.

Nicht, dass Hülkenberg großer Favorit auf den Sieg wäre, aber er spielt plötzlich eine Hauptrolle im Showdown um den WM-Titel. Denn hinter ihm in der Startaufstellung reihen sich mit Sebastian Vettel, Mark Webber, Lewis Hamilton und Fernando Alonso die Top Vier in der Fahrerwertung auf.

Alle nur durch 25 Punkte getrennt, alle mit realistischen Titelchancen. Und alle natürlich mit der Hoffnung, dass ihnen dieser Hülkenberg bloß keinen Strich durch die Rechnung macht. Wohl aber den anderen. Red-Bull-Teamchef Christian Horner hofft: "Er wird doch bitte im Rennen nicht genauso stark fahren!"

Hülkenberg scherzt: Einfach allen davon fahren

Hülkenberg hofft das natürlich schon, aber ihm ist auch klar, dass es für das Quartett hinter ihm um mehr geht als für ihn. Daher macht er nach seinem Coup klar: "Diese Jungs kämpfen um den Titel, ich will also keinen Ärger machen."

Dabei geht es auch für ihn um einiges. Vor allem natürlich um den Job, denn es ist trotz der Sensation in Sao Paulo noch nicht sicher, ob er auch 2011 im Williams sitzen darf. Und auch sportlich ist noch Brisanz drin. "Wir kämpfen mit Force India um den sechsten Platz. Ich werde also versuchen, meinem eigenen Job nachzugehen."

Wie der idealer Weise aussieht, hat sich Hülkenberg bereits ausgemalt, wenn auch nicht ganz ernsthaft: "Das Beste ist, einen guten Start hinzulegen und den anderen davon zu fahren - aber wenn es trocken ist, wird das nicht passieren."

Start wird interessant

Start ist das richtige Stichwort. Denn dort wird Hülkenberg auf jeden Fall ein Faktor sein. "Es wird ein interessanter Weg zur ersten Kurve", sagt Horner und spielt damit auf die Tatsache an, dass es wegen des Regens kaum einen Unterschied zwischen griffiger und rutschiger Startseite geben wird. Vettel sollte also eine Chance haben, Hülkenberg am Start zu überholen.

Gelingt es Vettel, Hülkenberg hinter sich und vor seine WM-Rivalen zu bringen, könnte es für ihn ein tolles Rennen werden. Dann könnte der Williams-Pilot Webber, Hamilton und Alonso nämlich einbremsen - bestenfalls bis zum Boxenstopp.

Alonso: Hülkenberg "eine unbekannte Variable"

"Ziel muss es sein, Hülkenberg zu überholen und das Rennen zu gewinnen", sagt Horner. Alonso ist sich der Problematik bewusst: "Hülkenberg auf der Pole bedeutet für die Strategie eine unbekannte Variable. Mein Ziel muss trotzdem sein, vor Webber ins Ziel zu kommen und beruhigt nach Abu Dhabi zu reisen. Gelingt mir das nicht, geht es um Schadensbegrenzung."

Alonso muss genauso wie Webber verteidigen, während Vettel und Hamilton wegen ihres relativ großen Rückstands nichts mehr zu verlieren haben. Volle Attacke heißt es für sie, alles andere macht keinen Sinn.

Vettel ist schon froh, überhaupt volle Attacke fahren zu dürfen. Denn Red Bull wird trotz der Ratschläge vieler Experten keine Teamtaktik anwenden, die den in der WM besser platzierten Webber bevorzugt. Das hat Horner nach dem Qualifying noch einmal bestätigt: "Wir haben zwei fantastische Fahrer, die wir voll unterstützen. Beide können diese Weltmeisterschaft gewinnen."

Vettels Wunsch: Alonso bestenfalls Fünfter

Dürfte sich Vettel einen Rennausgang wünschen, würde er sicher Hülkenberg die Daumen drücken, dass er irgendwie vor Alonso bleibt. Denn würde der Ferrari-Pilot bei einem Vettel-Sieg nur Fünfter, würde dem Deutschen beim Finale in Abu Dhabi ein Red-Bull-Doppelsieg zum Titelgewinn reichen.

Viel Konjunktiv, viel Wenn und Aber. Dabei könnte es ja auch sein, dass es am Sonntag entgegen der Vorhersagen doch regnet und Hülkenberg das Rennen einfach gewinnt.

Das würde Vettel zwar nicht gefallen, aber er wüsste wenigstens, wie sich das anfühlt. Schließlich hat auch er sein erstes Rennen in einem unterlegenen Auto im Regen gewonnen. Damals, 2008 in Monza. Von der Pole-Position.

Qualifying: Sensation - Hülkenberg erobert Pole-Position