Red Bull kontert schwere Vorwürfe

Von Alexander Mey
So sah das Auto von Mark Webber nach dem Unfall in Südkorea aus
© Getty

Eine Woche vor dem möglicherweise vorentscheidenden vorletzten WM-Lauf in Brasilien gibt es rund um Red Bull einige Turbulenzen. Teamchef Christian Horner spricht ausführlich über Teamtaktik im Titelkampf und Gerhard Berger unterstellt Mark Webber unlautere Mittel.

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Zwei Rennen vor dem Ende der Formel-1-WM ist Red Bull in einer schwierigen Situation. Obwohl beide Fahrer Sebastian Vettel und Mark Webber fast in jedem Rennen das schnellste Auto hatten, führt Fernando Alonso im Ferrari die Fahrerwertung an. Elf Punkte vor Webber, sogar 25 vor Vettel.

Eine Konstellation, bei der viele Teams, allen voran wahrscheinlich Ferrari, Teamtaktik anwenden würden, um den besser platzierten Piloten optimal zu unterstützen.

Red Bull will das nicht tun, zumindest noch nicht. "Irgendwann kommt unweigerlich der Punkt, an dem uns die Mathematik diktiert, wie der beste Rennausgang für das Team lauten würde. Wenn ein Fahrer keine realistischen Titelchancen mehr hat, dann wird es soweit sein", sagte Teamchef Christian Horner "BBC Radio 5 live". Aber: "Es liegt gerade mal ein Sieg zwischen Sebastian und dem Führenden, bei Mark ist es sogar noch weniger. Da ist für beide noch alles drin."

Red Bull bevorzugt Vettel nicht

Außerdem wehrte sich Horner gegen die vorherrschende Meinung, Red Bull sehe lieber Vettel als Weltmeister als Webber, weil der junge Deutsche besser das Image der Marke verkörpert.

"Dietrich Mateschitz und Red Bull stehen für sportlichen Ethos. Er hat immer gesagt: 'Es ist mir egal, ob wir den ältesten oder jüngsten Weltmeister haben. Hauptsache wir kämpfen überhaupt um den WM-Titel'", erklärte Horner.

Berger: Webber wollte Titelrivalen abschießen

Der Teamchef hat aber noch ein ganz anderes Problemfeld, um das er sich kümmern muss. Es kommt nämlich ein kräftiges Störfeuer von Ex-Kollege Gerhard Berger. Der unterstellt Mark Webber, bei seinem Dreher in Südkorea versucht zu haben, einen WM-Rivalen absichtlich aus dem Rennen zu befördern.

Bergers Vorwurf in einem Fernseh-Interview: "Er nahm Nico Rosberg mit, aber das war der Falsche. Ich denke, dass er im Inneren lieber Fernando Alonso oder Lewis Hamilton mitgerissen hätte. Er wusste, dass es für ihn vorbei ist. In diesem Moment war er einfach frustriert."

Horner: "Das ist ja albern"

Webber war nach seinem Dreher in die Mauer zurück auf die Strecke gerollt, anstatt zu bremsen und das Auto an der Mauer zu parken. Das wurde Rosberg, der zwischen Alonso und Hamilton lag, zum Verhängnis, als er nicht mehr ausweichen konnte.

Der Mercedes-Pilot hatte sich nach dem Rennen schon gewundert, warum Webber nicht gebremst hatte. Bergers Erklärung will man bei Red Bull aber nicht hören. "Das ist ja albern", wetterte Horner gegen Bergers Vorwürfe. "Hier wirft jemand die Fakten durcheinander."

Ob Absicht oder nicht: Webber hat in Südkorea Nerven gezeigt, Vettel hat nur durch einen Motorschaden die WM-Führung verpasst. Jetzt ist Red Bull in der Defensive und es herrscht Erklärungsnot.

Zumindest bis zum kommenden Wochenende. Denn nach allem, was in dieser Saison schon passiert ist, kann die Konstellation in der WM ganz schnell ganz anders aussehen.

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