"Überholen ist eine Kunst"

Von SPOX
Lewis Hamilton hat sich in China ein tolles Duell mit Michael Schumacher geliefert
© Getty

Lewis Hamilton hat seine WM-Führung, mit der er zum Italien-GP reist, aus fahrerischer Sicht vor allem zwei Dingen zu verdanken. Seiner Stärke im Qualifying und seinen überragenden Fähigkeiten beim Überholen. Im Interview erklärt er, wie er an diese beiden Aufgaben herangeht.

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Zweimal stand Lewis Hamilton in dieser Saison nicht in einer der ersten drei Startreihen. Im Qualifying-Duell gegen Weltmeister und Teamkollege Jenson Button führt er 9:4. Qualifying und Hamilton, das passt in den meisten Fällen perfekt.

Sein McLaren war im Zeittraining nie das schnellste Auto, dennoch ist er der einzige, der es 2010 geschafft hat, den dominanten Red Bull eine Pole-Position abzuluchsen. In Kanada stand er auf Platz eins.

Neues Quali-Format "richtig cool"

"Meine Runde in Montreal war spektakulär", freut sich Hamilton im Interview mit dem "Motorsport-Magazin". Ihm liegt vor allem der neue Modus, der es den Piloten nach Jahren des Taktierens endlich wieder erlaubt, mit leeren Tanks die Startplätze auszufahren.

"Es ist der wahrscheinlich schönste Moment des Rennwochenendes, wenn das Team den Tank leer pumpt und du raus fährst, um ganz auf dich allein gestellt Zeit gutzumachen", beschreibt Hamilton. "Es ist klasse, dein Maximum zu geben - Maximum, Maximum, Maximum. Das ist richtig cool."

Zwei überragende Aufholjagden

Zwei Qualifyings waren in dieser Saison gar nicht cool. In Australien verpasste Hamilton als Elfter knapp die dritte Quali-Runde, in Malaysia verzockte er sich im Regen und stand sogar nur auf Startplatz 20.

Aussichtslose Situationen? Nicht für Hamilton, denn seine größte Stärke ist das Überholen. Kein zweiter Fahrer tut es so oft wie er, kein anderer so erfolgreich wie er. Hamilton führt jede Diskussion über Formel-Langeweile ohne Überholmanöver ad absurdum. Er wurde in beiden Rennen noch Sechster.

Überholen "kann nicht jeder"

Aber was macht einen Fahrer zu einem guten Überholer? "Überholen ist eine Kunst. Etwas Besonderes, das nicht jeder beherrscht", erklärt Hamilton. "Ein erfolgreiches Überholmanöver erfordert viel Überlegung und Berechnung des Abstands zum Vordermann. Es ist eine der komplexesten Situationen, in der man sich im Rennen wiederfinden kann. Dennoch liebe ich sie am meisten."

Dann geht Hamilton ins Detail: "Wenn ich hinter einem anderen Fahrer liege, muss ich verstehen, was mein Auto macht, schaue aber hauptsächlich auf die Strecke und nicht auf den Gegner. Ihn nehme ich nur peripher wahr. Aber obwohl ich nur auf die Strecke schaue, weiß ich, wann er langsamer wird und dann bremse ich auch. Ich reagiere konstant auf ihn. Das ist eine wirklich seltsame Erfahrung."

Hamilton macht keine Unterschiede

Damit ist die Herangehensweise an ein Überholmanöver klar. Aber woher nimmt Hamilton den Mut und die Respektlosigkeit, in Lücken reinzuhalten, die anderen Fahrer wahrscheinlich nicht einmal sehen?

"Wenn ich hinter einem anderen Fahrer bin, möchte ich ihn einfach nur überholen. Da sind alle Fahrer für mich gleich", sagt Hamilton. Aber: "Wenn ich vorher schon Erfahrungen gesammelt habe und weiß, dass er einfach in mich rein fahren würde, dann versuche ich ihm auszuweichen."

Hamilton reifer als Vettel

Die Probleme, dass Überholmanöver schiefgehen oder sogar im Crash enden, hat Hamilton in diesem Jahr nicht mehr. Früher schon, da ging es ihm manchmal so wie zurzeit Sebastian Vettel. Aber Hamilton ist gereift.

Fahrerisch hat er alle Zutaten, um zum zweiten Mal Weltmeister zu werden. Die Frage ist nur, ob sein McLaren das richtige Werkzeug ist.

Das komplette Interview mit Lewis Hamitlon sowie ausführliche Analysen und weitere Interviews zur Formel 1 und der MotoGP lesen Sie in der September-Ausgabe 9/10 des "Motorsport-Magazins" und auf "Motorsport-Magazin.com". Das "Motorsport-Magazin" ist im Handel erhältlich. Oder am besten gleich online zum Vorzugspreis abonnieren:

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