Alter Kurs mit neuen Herausforderungen

Von Alexander Mey
Silverstone Circuit: Alle Kurven, Geschwindigkeiten, Gangzahlen und Fliehkräfte
© spox

19 Strecken stehen im Rennkalender der Saison 2010. Darunter eine völlig neue in Südkorea und einige umgebaute, zum Beispiel in Bahrain oder Silverstone. SPOX stellt vor jedem Rennen den Kurs detailliert mit Grafik, Fakten und Video vor. Darunter eine Runde im Red-Bull-Simulator mit Sebastian Vettel. Strecken-Check, Teil 10: Großbritannien.

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Streckendaten:

  • Name: Silverstone Circuit
  • Ort: Silverstone
  • Länge: 5,901 Kilometer
  • Runden: 52
  • Renndistanz: 306,747 Kilometer
  • Kurven: 10 Rechtskurven, 8 Linkskurven

VIDEO: Eine Silverstone-Runde mit Vettel im Rennsimulator

 

Darauf kommt es an:

Silverstone hat einen neuen Streckenabschnitt. Das Infield im letzten Sektor wurde stark verändert. Anstelle der schnellen Bridge-Corner geht es nun durch mehrere schnelle und langsame Kurven an den Tribünen vorbei. Dadurch ist die Runde 760 Meter länger geworden.

Fahrer wie Adrian Sutil fürchten, dass dadurch der Kult-Charakter des altehrwürdigen Kurses leidet, aber möglicherweise erleichtert der neue Abschnitt das Überholen, das in Silverstone traditionell ein großes Problem ist. Prädestiniert dafür scheint die neue 750 Meter lange Gerade im so genannten Arena-Complex.

Dass man in Silverstone so schlecht überholen kann, liegt an der Masse an schnellen Kurven, in denen derjenige am besten ist, der die perfekte aerodynamische Effizienz hat. Schnelle Kurven bergen immer das Problem, dass man nicht nah am Vordermann dranbleiben kann, weil man sonst zu viel Anpressdruck verliert. Den Abstand holt man auf den Geraden nicht schnell genug auf, um überholen zu können.

Die schnellen Kurven haben aber noch andere Konsequenzen. Zum einen werden die Reifen recht stark beansprucht, zum anderen fordert die Strecke trotz der sehr hohen Durchschnittsgeschwindigkeiten relativ steil gestellte Flügel.

Eine Tatsache, die einer optimistischen Berechnung der Betreiber widerspricht, wonach der neue Silverstone Circuit einen Saisonrekord in Sachen Durchschnittsgeschwindigkeit pro Runde erlauben könnte. Der wird sonst immer in Monza erzielt und lag 2009 bei 248 km/h. Angeblich sollen in Silverstone 252 km/h möglich sein, doch laut "auto, motor und sport" kommt eine Simulation des Sauber-Teams nur auf 233 km/h.

Wetter-Prognose:

  • Freitag: leicht bewölkt, 24-26 Grad, 10 Prozent Regen-Risiko
  • Samstag: leicht bewölkt, 27-28 Grad, 0 Prozent Regen-Risiko
  • Sonntag: leicht bewölkt, 27-28 Grad, 0 Prozent Regen-Risiko

Die Favoriten:

Red Bull: Nach menschlichem Ermessen und dem Wissensstand von Valencia sind die Bullen in Silverstone unschlagbar. Es gibt keinen zweiten Kurs, der auf die aerodynamischen Stärken des Autos so perfekt passt. Im vergangenen Jahr brachte Red Bull ein überarbeitetes Auto nach Silverstone und fuhr einen absolut dominanten Doppelsieg ein.

McLaren: Updates sind in diesem Jahr die einzige Gefahr, die Red Bull droht. McLaren bringt ein großes neues Paket mit zum Heimrennen, das unter anderem ein modifiziertes Heck nach Red-Bull-Vorbild enthält. Ein Rennen später als die Konkurrenz von Mercedes und Ferrari, aber der McLaren stellt eine bessere Basis dar. Entscheidend ist, wie viel besser das Auto aufgrund der neuen Teile in den schnellen Kurven liegt.

Ferrari: Genau das ist auch bei Ferrari der Knackpunkt. Der neue F10, der in Valencia eingeführt wurde, zeigte sich deutlich verbessert. Gerade auch in schnellen Kurven. Um wie viel verbessert, kann man anhand der wenigen schnellen Kurven beim Europa-GP aber noch nicht sagen. Die Hoffnung auf Siegchancen besteht, aber trotz weiterer Verbesserungen an Front- und Heckflügel scheint die Lücke zu Red Bull, die es zu schließen gilt, arg groß.

Mercedes: Reifen, Reifen und noch mal Reifen. Die muss Mercedes endlich mal wieder zum Arbeiten bringen. Vielleicht fällt den Silbernen das wegen der schnellen Kurven und der zu erwartenden unüblichen Hitze in England leichter als zuletzt, aber garantiert ist angesichts des Chaos bei den letzten beiden Rennen gar nichts. Sollte das Gummi einmal richtig arbeiten, ist Mercedes angesichts des großen Updates von Valencia ganz gut dabei und kann vielleicht sogar mit Ferrari um Platz drei bei den Teams kämpfen. Aber die Wundertüte wird sich erst im Qualifying wieder öffnen.

Statistik:

  • Sieger 2009: Sebastian Vettel (Red Bull) 1:22:49,328 Stunden
  • Pole-Position 2009: Sebastian Vettel (Red Bull) 1:19,509 Minuten
  • Schnellste Rennrunde 2009: Sebastian Vettel (Red Bull) 1:20,735 Minuten
  • Meiste Siege: Alain Prost (5)
  • Meiste Pole-Positions: Jim Clark, Nigel Mansell, Damon Hill (je 3)

Das sagen die Beteiligten:

Michael Schumacher (Mercedes): "Ist ja klar, dass der Grand Prix in Silverstone ein ganz besonderes Rennen für uns ist. Hier sind wir ganz nah bei all denen, die sich in der Fabrik in Brackley wirklich die größte Mühe geben, damit wir uns nach unserem schwierigen Start in diese Saison steigern können. Wir waren in Valencia nicht so stark wie erhofft, deshalb ist es schwer zu sagen, wie wir beim britischen Grand Prix abschneiden werden. Unser Speed im Rennen war schon bisher recht vielversprechend, aber im Qualifying läuft es noch nicht ideal und wir haben noch nicht verstanden, die Reifen optimal zu nutzen."

Jenson Button (McLaren): "Die Teams, die schon in Valencia ein neues Heck gebracht haben, sind uns ein Rennen voraus. Wir müssen uns in Silverstone also auf jeden Fall steigern. Dazu reicht es nicht, einfach die neuen Teile ans Auto zu schrauben und zu glauben, damit nun schneller fahren zu können. Wir müssen uns der Herausforderung stellen, die Balance des Autos perfekt hinzukriegen. Das ist Pflicht, wenn wir im Titelrennen bleiben wollen."

Fernando Alonso (Ferrari): "Die vielen schnellen Kurven in Silverstone liegen unserem Auto eigentlich generell nicht so gut. Aber die neue Version des F10 wird uns in schnellen Kurven besser machen, das haben wir in Valencia schon gesehen. Wo wir genau stehen, müssen wir aber abwarten. Ich bleibe optimistisch."

Christian Horner (Red-Bull-Teamchef): "Die Strecke sollte uns liegen, wenngleich das tolle Ergebnis vom Vorjahr kaum zu toppen sein wird. Wir werden aber Ferrari und McLaren auf keinen Fall unterschätzen, und ich bin mir sicher, dass auch Mercedes noch einmal zurückkommen wird."

Zeitplan:

  • Freitag, 11 Uhr: 1. Training
  • Freitag, 15 Uhr: 2. Training
  • Samstag, 11 Uhr: 3. Training
  • Samstag, 14 Uhr: Qualifying
  • Sonntag, 14 Uhr: Rennen

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM