Anarchie in Valencia

Von Alexander Mey
Sebastian Vettel steht in Valencia zum vierten Mal in dieser Saison auf der Pole-Position
© Getty

Sebastian Vettel kämpft beim Europa-GP in Valencia um den Sieg (13.45 Uhr im LIVE-TICKER und auf Sky). Überraschend, denn eigentlich hatte sich Red Bull selbst auf dem Stadtkurs nicht viel zugetraut. McLaren, Ferrari und Renault liegen aber auf der Lauer. Mercedes nicht. Bei denen geht es nur noch um einen anständigen Abgang.

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Red Bull

Ausgangslage:

Perfekt. Sebastian Vettel auf der Pole-Position, Mark Webber daneben auf Platz zwei. Jetzt müssen die beiden Türkei-Streithähne nur noch heil durch die erste Kurve kommen.

Aussichten für das Rennen:

Wenn die Red Bull gewohnt stark starten und in Führung gehen, dann können sie auf den ersten Runden ihren überlegenen Speed ausspielen. Vettel war in der Quali vier Zehntel schneller als Lewis Hamilton. Und Vettel meinte danach sogar, es wäre noch schneller gegangen. Wenn er diesen Speed auch mit vollem Tank umsetzen kann, sollte er gewinnen können. Das F-Schacht-System, das Red Bull erstmals im Rennen einsetzen wird, hilft zwar nach Aussage der Fahrer, aber in Sachen Top-Speed hinken die Bullen trotzdem noch deutlich hinterher. Hamilton bleibt also eine Bedrohung, auch wenn das Überholen in Valencia sehr schwierig ist. Insgesamt überrascht es sehr, dass Red Bull auf einem Stop-and-Go-Kurs wie in Valencia so überlegen ist. Denn eigentlich liegt dem aerodynamisch so starken Auto diese Art Kurs nicht unbedingt. Das war in Kanada sehr schön zu beobachten.

Stimmen vor dem Rennen:

Sebastian Vettel: "Strecken wie diese zählen normalerweise nicht zu unseren stärksten. Umso besser, hier das Auto auf die Pole-Position gestellt zu haben. Unsere Starts waren bisher immer recht gut, von daher hoffe ich doch, dass ich meine Position durch die ersten Kurven hindurch halten kann."

Christian Horner (Teamchef): "Sebastian hat einige schwere Wochen hinter sich. Von daher ist diese Pole-Position sehr wichtig für sein Selbstvertrauen."

McLaren

Ausgangslage:

Für Hamilton sehr gut. Er hat das Optimum aus seinem Auto herausgeholt und gute Aussichten auf einen Podestplatz. Jenson Button hat ein Fahrfehler eine bessere Platzierung gekostet. Auf Rang sieben ist er in den ersten Kurven mitten im Getümmel.

Aussichten für das Rennen:

Hamiltons Faustpfand sind sein Top-Speed und seine überragenden Fähigkeiten beim Überholen. Erwischt er einen guten Start, dann hat er eine Siegchance. Zumal der McLaren im Renntrimm deutlich besser funktioniert als auf eine schnelle Runde im Qualifying. In den Trainings war Hamilton auf den harten Reifen konstant schnell und auf ähnlichem Niveau wie Red Bull. Auf die Reifenwahl darf er diesmal nicht hoffen, denn beide Mischungen halten in Valencia sehr gut. Ein Einstopp-Rennen ist zu erwarten. Keine guten Nachrichten auch für Button, der schon einen seiner Geniestreiche bei der Renntaktik bräuchte, um noch in Podestreichweite zu kommen.

Stimmen vor dem Rennen:

Lewis Hamilton: "Alle haben Updates an ihren Autos mit hierher gebracht, und wir wussten nach den Trainings, dass wir einen Rückstand hatten. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so weit vorne landen könnte. Im Rennen werde ich so viel Druck machen wie möglich. Die ersten Kurven und die Boxenstopps werden entscheidend sein."

Martin Whitmarsh (Teamchef): "Ich gehe davon aus, dass wir Red Bull das Leben schwer machen werden. Wir werden versuchen, sie zu überholen. Das haben wir ja auch in den vergangenen Rennen schon geschafft."

Ferrari

Ausgangslage:

Die beiden Roten belegen die Plätze vier und fünf. Fast sogar ein kleiner Vorteil für den Fünften Massa, weil er auf der sauberen Seite der Startaufstellung steht.

Aussichten für das Rennen:

Die Neuerungen am Auto haben definitiv etwas gebracht. Dank der B-Version des F10 haben beide Fahrer realistische Aussichten, einen Podestplatz anzugreifen. Nach ganz vorne wird es schwierig, denn Red Bull ist für die Roten kaum zu überholen.

Stimmen vor dem Rennen:

Fernando Alonso: "Ohne die Updates am Auto wäre es für uns schwierig geworden, überhaupt die Top Ten zu erreichen. Von daher bin ich mit meiner Ausgangsposition sehr glücklich. Zuverlässigkeit wird ein wichtiger Faktor werden, denn dieser Strecke fordert die Autos sehr stark."

Felipe Massa: "Es ist sehr schade, denn ich hätte vom Speed her auch auf Position drei anstatt auf Position fünf stehen können. Von dort aus wird es schwieriger werden, um einen Podestplatz zu kämpfen. Aber er ist in Reichweite."

Mercedes

Ausgangslage:

Katastrophal. Die Startplätze zwölf für Nico Rosberg und 15 für Michael Schumacher sind indiskutabel. Mercedes ist nach diesem Qualifying auf dem Tiefpunkt angelangt.

Aussichten für das Rennen:

Mercedes wird im Rennen deutlich besser aussehen als im Qualifying. Der Speed auf den harten Reifen war bei Rosberg im Training sehr gut, und auch die Long-Runs waren vielversprechend. Doch was bringt es, wenn man von so weit hinten startet? Immerhin warten mit den beiden Williams, Petrow im Renault und Buemi im Toro Rosso vier Autos vor Rosberg, die theoretisch zu überholen sind. Spätestens ab Rang acht wird die Luft aber dünn. Für Schumacher wird es schon schwierig werden, überhaupt noch in die Punkte zu kommen, denn er hat beide Force India direkt vor sich.

Stimmen vor dem Rennen:

Michael Schumacher: "Wir sind Kämpfer, wir kennen diesen Sport gut genug. Unsere Starts sind gut und mit vollen Tanks ist unser Auto nicht so schlecht. Wir wollen das Beste aus der Situation machen."

Nico Rosberg: "Wir werden im Rennen auf jeden Fall schneller sein und auch noch gute Punkte holen. Ein sechster oder siebter Platz ist noch drin. Aber das sind nicht die Plätze, auf die wir wollen."

Qualifying: Vettel auf Pole - Schumi nach Debakel ratlos