"Unser Auto ist eine Krücke"

SID
Kamui Kobayashi krachte beim Kanada-GP früh in die Wall of Champions
© xpb

Sauber erlebt bisher eine fürchterliche Formel-1-Saison. Zuletzt sah es in der Türkei nach dem ersten WM-Punkt nach Besserung aus, doch in Kanada folgte der nächste Tiefschlag. Teamchef Peter Sauber ist stinksauer und nennt die seiner Meinung nach Schuldigen: BMW und Ferrari.

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Peter Sauber hat die Nase gestrichen voll. Der Mann, den sonst die Ruhe und Gelassenheit der Schweizer auszeichnet, redete nach dem Kanada-GP Klartext.

Doppelausfall war das Stichwort, das ihn auf die Palme brachte. Erst crashte Kamui Kobayashi in die berüchtigte Wall of Champions, dann raffte Pedro de la Rosa ein Motorschaden dahin. Mal wieder. Es war der fünfte Doppelausfall im achten Rennen.

"Bringen wir es auf den Punkt. Unser Auto ist eine Krücke", sagte Sauber im Gespräch mit dem "Blick". Vernichtend. "Ein unangenehmes Abschiedsgeschenk von BMW und Willy Rampf. Da können wir nur noch herumbasteln."

Fünf Motorschäden sind deutlich zu viel

Hauptproblem ist noch nicht einmal das meistens langsame Auto, es sind die Motoren, die in schöner Regelmäßigkeit in Rauch aufgehen. "Fünf Ferrari-Motorschäden in acht Rennen. Das können wir nicht akzeptieren. Damit kommen wir bei je acht Motoren pro Fahrer nicht über die Runden. Wir brauchen sicher mehr", sagte Sauber.

Kurios ist, dass das Ferrari-Mutterteam mittlerweile überhaupt keine Motorprobleme mehr hat, und auch bei Toro Rosso gibt es keinen Grund zur Klage. Deshalb analysierte Ferrari-Testfahrer Marc Gene gegenüber "El Mundo": "Die aktuellen Motorschäden sind merkwürdig.  Vielleicht hängen sie mit dem Chassis des C29 zusammen."

Probleme mit der Traktion

Womit wir wieder bei der "Krücke" wären, die Ex-Technikchef Willy Rampf nach Meinung von Peter Sauber verbrochen hat. Der C29 kommt auf Kursen mit schnellen Kurven wie in Barcelona oder der Türkei mittlerweile ganz gut klar, aber auf Kursen, die Traktion erfordern, sind Kobayashi und de la Rosa verraten und verkauft. In Kanada schied Kobayashi als 18. schon in der ersten Quali-Runde aus.

"Wir wussten, dass es für uns in Montreal schwierig wird, aber dass es so schwierig wird, damit habe ich nicht gerechnet", sagte Sauber "Motorsport-Total.com". "Das waren für uns schwierige Verhältnisse, was Reifen und Bodenfreiheit angeht."

Gerüchte um Verkauf von Sauber

Der Sauber C29 ist extrem diffizil abzustimmen und somit kein Garant für konstant gute Ergebnisse. Genau die braucht Sauber aber, um dringend benötigte Sponsoren an Land zu ziehen. Momentan herrscht auf dem Chassis nämlich gähnende Leere.

"Wir sprechen mit guten und potenten Sponsoren", sagte Sauber bereits in der Türkei. "Und es ist klarerweise wichtig, den möglichen Sponsoren zu zeigen, dass das Team Fortschritte macht." Diese Fortschritte waren in Kanada aber nicht im Ansatz zu erkennen.

Zuletzt entstanden Gerüchte, wonach Nicolas Todt, der Sohn von FIA-Boss Jean Todt und Teilhaber des GP2-Teams ART an einer Übernahme von Sauber interessiert sei. Doch Peter Sauber stellte klar: "Das Team steht nicht zum Verkauf."

Ganze Hoffnung ruht auf kommendem Jahr

So geht die Suche nach zahlungskräftigen Geldgebern weiter. Und die Suche nach Konstanz auf der Rennstrecke. Die dürfte in Valencia noch einmal mühsam werden, denn der Charakter der Strecke ist dem in Kanada relativ ähnlich.

Danach kommen die schnellen Kurven von Silverstone und Hockenheim. Und damit die Hoffnung auf wenigstens etwas Besserung. Den Glauben an eine Wunderheilung hat Sauber ohnehin schon lange aufgegeben: "Unsere ganze Hoffnung liegt jetzt auf dem C30 für nächstes Jahr."

Stand in der Konstrukteurs-WM