Küsschen und "üppige Aussichten"

Von Alexander Mey
In Kanada waren die Gridgirls ganz in Rot gekleidet
© xpb

Endlich zurück in Kanada! Die Formel 1 hat am Wochenende gezeigt, dass sie auf die Ile Notre Dame passt wie die Faust aufs Auge. Abseits der Rennstrecke grassierte das Fußballfieber. Außerdem gab es jede Menge Nachwuchs, weibliche Ablenkungen und zwei Böcke, die zu Gärtnern wurden. Mehr dazu in den Top 8 aus Montreal.

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Platz 8: Fußball ist unser Leben...

Deutschland ist Fußball-Land. Nicht nur in Südafrika beim grandiosen 4:0 gegen Australien war das klar zu sehen. Auch im Fahrerlager in Montreal. Alle sechs deutschen Piloten waren am Wochenende in Nationaltrikots unterwegs, Sebastian Vettel sogar noch bis kurz vor dem Rennen. Vettel war es übrigens auch, der schon frühzeitig andeutete, dass auf Australien eine Klatsche wartet. Bei der Ankunft im Fahrerlager bekam er einen Fußball zugeworfen und hielt den mal locker aus dem Fußgelenk hoch. Sein australischer Kollege Mark Webber versuchte das gleiche, drosch die Pille aber aus lauter Verzweiflung nur gegen die nächstbeste Wand.

Schumi hätte das mit dem Hochhalten sicher auch super hinbekommen, aber er hatte ganz andere Sorgen. Im Interview musste er ewig erklären, warum sein Rennen so mies gelaufen ist. Als dann endlich die Abschlussfrage kam, ob er denn nun gleich das Deutschland-Spiel schaue, lachte er nur und sagte: "Klar, wenn Ihr mich hier bald mal in Ruhe lasst..." Sie ließen ihn in Ruhe und gönnten ihm so zumindest am Fernseher noch einen erfreulichen Kehraus des Tages.

Platz 7: WM-Talk mit Basti

Nein, nicht mit Basti Schweinsteiger sondern mit Basti Vettel. Denn der bekennende Eintracht-Frankfurt-Fan bewies nicht nur am Ball Talent, er outete sich auch als echter Fußball-Kenner. Die Frage nach seinem WM-Favoriten beantwortete er zielsicher mit "Spanien". Aber auch Deutschland und die Südamerikaner haben seiner Meinung nach gute Chancen.

Und sein Lieblingsfußballer? "Kaka. Er ist extrem kreativ, stellt sein Genie aber immer in den Dienst der Mannschaft. Dazu hat er einen Hammer von Schuss. Und er macht einen sehr intelligenten und sympathischen Eindruck. Er ist kein abgehobener Blödmann, sondern ein ganz normaler Kerl", analysiert Vettel.

Platz 6: Wall of Champions

Nur ganz kurz am Rande: Kamui Kobayashi ist in die Wall of Champions geknallt. Lustig, oder?

Platz 5: Ferrari Inside für 34.000 Euro

Die Scuderia hat sich in Kanada in die Karten schauen lassen - und zwar für einen guten Zweck. Ein Nordamerikaner namens Carl Fisher ersteigerte bei einer Auktion zugunsten der Erdbebenopfer in Haiti einen Besuch in der Ferrari-Garage während des Rennens in Kanada. Er fand den intimen Einblick in die Abläufe des Teams super. Besser war das, denn 34.000 Euro sind schließlich auch ein stattliches Eintrittsgeld.

Platz 4: Der rote Lewis Hamilton

Lance Stroll musste keinen Cent bezahlen, um ganz nah am Ferrari dran zu sein. Denn der 11-jährige Kanadier gehört ab sofort zum Team. Ohne Mist, die Scuderia hat den Noch-nicht-einmal-Teenie als Fahrer verpflichtet. Stroll darf sich intensiv auf die Nachfolge von Michael Schumacher, Kimi Räikkönen oder Fernando Alonso vorbereiten. Genauso wie Lewis Hamilton übrigens, der kaum älter war, als er von McLaren unter Vertrag genommen wurde. Und man sieht ja, wohin es ihn gebracht hat.

Platz 3: Apropos Hamilton, apropos jung

Lewis Hamilton ist der Mann der letzten Wochen. Und er ist der Mann für den Kanada-GP. Wäre da nicht diese blöde Kollision in der Boxengasse mit Kimi Räikkönen im Jahr 2008 gewesen, Hamilton hätte in Montreal eine makellose Bilanz. Dreimal ist er dort gefahren, dreimal stand er auf der Pole-Position. Zweimal hat er auch das Rennen gewonnen - nur eben 2008 nicht, da hat ihm Robert Kubica die Bilanz verhagelt. Na ja, zumindest in den Ergebnislisten. In Wahrheit war es Hamilton durch den saudummen Unfall höchstpersönlich.

Diesmal machte er es besser und wurde prompt von allerlei Damen per Küsschen beglückwünscht. Natürlich von seiner Freundin Nicole Scherzinger, aber auch von einem unbekannten kleinen Mädchen mit roten Haaren. Ob sie vielleicht McLarens Antwort auf den jungen Ferrari-Spross Stroll ist?

Platz 2: Zwei Böcke für mehr Sicherheit

Vorbilder sollen Formel-1-Fahrer sein, immer und überall. So will es FIA-Boss Jean Todt. Deshalb hat er die Idee, die Piloten für Vergehen im normalen Straßenverkehr sportlich zu bestrafen. Nach dem Motto: Einmal falsch parken macht fünf Startplätze, oder so.

Da passt es ja ganz gut, dass gleichzeitig zwei ehemalige Weltmeister für mehr Sicherheit im Straßenverkehr werben. Michael Schumacher und Jacques Villeneuve. Ausgerechnet die beiden. Jean Todt muss man wohl als allerletztem sagen, dass diese beiden spätestens seit dem Crash beim Saisonfinale 1997 keine perfekten Botschafter für umsichtiges und rücksichtsvolles Fahren sind. Schließlich war Todt als damaliger Ferrari-Teamchef live dabei, als Schumi für seinen Rammstoß vom FIA-Weltrat alle WM-Punkte aberkannt wurden.

Platz 1: Kult-Jacques von der Rolle

Zum Schluss eine kleine Hommage an Jacques Schulz. Wer kein SKY-Abonnement hat, wird den Kult-Kommentator höchstens von den Video-Mitschnitten oder einigen Analysen auf SPOX kennen. Schulz ist immer mit vollster Emotion bei der Sache und rastet auch ganz gerne mal am Mikrofon aus. Dafür lieben ihn die einen, die anderen sind genervt. Wir gehören eindeutig zur ersten Fraktion. Umso menschlicher fanden wir es, dass er vor dem Rennen mehrmals mitten im Satz völlig den Faden verloren hat, als die durchaus attraktiven kanadischen Gridgirls per Nahaufnahme ins Bild gerückt wurden. Anstatt von Reifen und Bremsen war dann kurz mal die Rede von "üppigen Aussichten". Okay, ist ein bisschen Chauvinismus dabei, aber mal ehrlich, so ein wenig gehört es zur Formel 1 doch auch dazu.

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