Big Player machen ein Fass auf

Von Alexander Mey
Michael Schumacher verlor an der Ampel in Valencia nicht nur viel Zeit, sondern das ganze Rennen
© xpb

Nach dem Europa-GP in Valencia gab es drei große Themen. Den Unfall von Mark Webber, den Sieg von Sebastian Vettel - und die heftige Kritik von Ferrari an der Regelauslegung während der Safety-Car-Phase, in die auch Mercedes einstimmte. Von anderen Verantwortlichen gibt es allerdings Gegenwind.

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Offizielle Pressemitteilungen von Formel-1-Teams sind in der Regel weich gespült. Da steht nichts drin, womit man irgendwo anecken könnte, schon gar nicht bei Offiziellen der FIA.

Das war nach dem Europa-GP ganz anders. Ferrari machte via Pressemeldung wegen der Safety-Car-Phase nach Mark Webbers Crash ein Fass auf: "Ein Skandal - anders kann man das, was während des Europa-GP passiert ist, nicht beschreiben."

Ferrari-Vizepräsident Piero Ferrari legte noch nach: "Ich bin fassungslos und verbittert. Nicht nur wegen Ferrari, sondern wegen des ganzen Sports. So etwas erwartet man einfach nicht von Profis." Zuvor hatte Fernando Alonso von einer "Schande" und einem "manipulierten Rennen" gesprochen.

Hamilton überholt Safety-Car

Was war passiert? Lewis Hamilton, der genau vor Alonso auf Platz zwei lag, überholte zu Beginn der Safety-Car-Phase das Pacecar wenige Meter hinter der Linie, ab der das verboten ist. Alonso und Hintermann Felipe Massa hielten sich an die Regeln und blieben dahinter. Dadurch verloren sie beim folgenden Boxenstopp jede Menge Plätze und lagen nur noch im Mittelfeld.

Viele Runden später wurde Hamilton wegen seines Verstoßes mit einer Durchfahrtsstrafe belegt, die aber an seiner Platzierung nichts änderte, weil sein Vorsprung auf die Verfolger groß genug war.

Alonso: "Es sieht danach aus, als wäre alles erlaubt"

"Lewis und ich lagen einen Meter auseinander. Der, der die Regeln missachtet, wird Zweiter, ich, obwohl ich mich an die Regeln halte, werde Achter", wetterte Alonso über diese vermeintliche Ungerechtigkeit. "Dabei hat er ein Safety-Car überholt, was ich noch nie zuvor gesehen habe. Die Rennkommissare haben ganz schön lange gebraucht, um das zu erkennen."

Alonsos Fazit des Rennens war hart und nicht frei von Selbstmitleid: "Leider läuft alles gegen uns, und es sieht danach aus, als wäre alles erlaubt." Die Scuderia ist außer sich, daran ändern auch die beruhigenden Worte von Teamchef Stefano Domenicali wenig. Er fordert: "Wir müssen unsere Emotionen im Zaum halten."

McLaren-Boss kontert Ferrari-Kritik

Trotzdem bekommt Ferrari postwendend Gegenwind von der Konkurrenz. "Schauen Sie sich den Zwischenfall mit Hamilton doch mal an. Es war sehr schwer, das zu vermeiden. Außerdem war es Sache der Stewards, darüber zu urteilen, und das haben sie getan. In meinem Verständnis vom Motorsport ist das ein ziemlich normaler Vorgang, aber Alonso hat da vielleicht andere Erfahrungen gemacht", sagte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh.

In den Augen von Red-Bull-Teamchef Christian Horner hatte Ferrari einfach nur Pech. "Die Safety-Car-Phase hat sich für Ferrari nicht ausgezahlt, und McLaren war in dieser Situation ein bisschen dreist. Dafür sind sie bestraft worden, aber es hat sie keine Positionen gekostet. So ist es nun einmal gelaufen", fasste Horner zusammen.

Rote Ampel: Schumacher fordert Aufklärung

Trotzdem forderte auch er die FIA auf, die Safety-Car-Regeln noch einmal genau unter die Lupe zu nehmen. Denn nicht nur Ferrari wurde benachteiligt, auch der andere Big Player im Formel-1-Zirkus, Mercedes, regte sich darüber auf.

Michael Schumacher beschrieb, was passiert war: "Es wäre schön, wenn man die Situation in der Safety-Car-Phase klären könnte, als die rote Ampel an der Boxenausfahrt nach meinem ersten Stopp mein Rennen zerstörte. Ohne diesen Vorfall hätte ich recht gute Chancen gehabt. Unserer Ansicht nach hatte das Safety-Car die Boxen passiert, ohne dass die Autos dahinter aufgereiht waren, deshalb hätte die Ampel nicht rot zeigen dürfen. Das war unserer Meinung nach nicht in Ordnung."

In der Tat wären genügend Lücken im Feld da gewesen, um Schumacher gefahrlos zurück auf die Strecke zu schicken. Aber offenbar ist nicht eindeutig geklärt, ab wann ein Feld hinter dem Safety-Car also aufgereiht gilt. So musste Schumacher warten, bis sämtliche Autos an der Boxenausfahrt vorbeigefahren waren.

Mercedes verteidigt Schumi-Strategie

Nach der Meinung von Mercedes hätte Schumacher trotz seines Boxenstopps auf dem dritten Rang bleiben können, auf dem er vor dem Reifenwechsel lag. Auf der anderen Seite hätte er wie Kamui Kobayashi auch noch fast das ganze Rennen über auf seinen harten Reifen draußen bleiben und so sicher in die Punkte fahren können.

Mercedes ist also ein hohes Risiko eingegangen, das nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Das sah Schumacher jedoch anders: "Unsere Strategie war richtig in diesem Zusammenhang, denn wir haben eine Chance genutzt, die uns nah ans Podium hätte bringen können."

Es ging schief, und am Ende war für Mercedes "alles Käse", wie Nico Rosberg es formulierte. Aber die Diskussion über den Umgang mit dem Safety-Car wird uns noch eine ganze Zeit beschäftigen.

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