"Habe gewusst, dass Schumi bestraft wird"

Von Für SPOX in Monaco: Harry Miltner
Michael Schumacher wurde nach seinem Überholmanöver gegen Alonso bestraft
© Getty

Das Duell zwischen Michael Schumacher und Fernando Alonso in der letzten Kurve des Monaco-GP war die Szene des Rennens. Schumacher zog trotz Safety-Car am Ferrari-Piloten vorbei und wurde daraufhin von den Rennkommissaren mit einer 20-Sekunden-Strafe belegt. Im Interview erklärt Alonso, warum er Schumacher passieren ließ - und wann Ferrari konkurrenzfähig ist.

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SPOX: Ihr Duell mit Michael Schumacher war die Szene des Rennens. Als Sie von ihm in der letzten Kurve überholt wurden, haben Sie Sich nicht gewehrt. Wussten Sie, dass er bestraft werden würde?

Alonso: In der Situation mit Michael hatte ich durchdrehende Räder. Durch meinen frühen Boxenstopp musste ich sehr lange auf den härteren Reifen fahren - und die haben deshalb zusehends abgebaut. Nach der Safety-Car-Phase brauchten meine Pneus einfach länger, um wieder auf Temperatur zu kommen. Aber weil ich sofort wusste, dass er mich nicht hätte überholen dürfen, ließ ich ihn fahren. Ich war mir sicher, dass er bestraft wird.

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SPOX: Wieso waren Sie sich so sicher?

Alonso: Mein Team hatte mir über Boxenfunk mitgeteilt, dass wir nicht überholen dürfen. Ich wollte selbst noch Lewis Hamilton angreifen, aber die Box verbot mir ausdrücklich, ihn anzugreifen. Dass es Michael dennoch bei mir versucht hat, hat mich nicht überrascht.

SPOX: War Schumachers Manöver gefährlich?

Alonso: Ich würde es nicht gefährlich nennen - eher gewagt. Denn es kann in der letzten Kurve sehr eng werden. Nur weil ich ihn habe ziehen lassen, hat es gepasst. Aber gebracht hat es ihm ja ohnehin nichts - und er ist ja nun auch dafür bestraft worden.

SPOX: Ihnen kann man hingegen zu einer tollen Aufholjagd gratulieren. Wenn man bedenkt, dass Sie aus der Box gestartet sind...

Alonso: Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Wir hatten vor dem Rennen besprochen, dass es wichtig sein würde, rasch die sechs Neulinge zu überholen und dann ebenso schnell zum Rest des Feldes aufzuschließen. Beides hat super funktioniert.

SPOX: War der sechste Platz nach dem Unfall am Samstag das bestmögliche Resultat?

Alonso: Wir wussten, dass das nach meinem Fehler am Samstag die einzige Chance war, nach vorne zu kommen. Das Team hatte die Erfahrung von Schumacher, der 2006 nach seiner Strafversetzung vom letzten Platz auf Rang fünf fuhr, und ich konnte alles genau so umsetzen.

SPOX: Sie sprachen von "meinem Fehler" am Samstag. War der Crash Ihre Schuld?

Alonso: Da gibt es keine zwei Meinungen. Ich war zu hart in die Bremsen gestiegen, die Reifen blockierten und ich krachte in die Leitplanken. Das kann passieren, sollte es aber nicht.

SPOX: Beim Aufrollen des Feldes hatten Sie einige harte Duelle, vor allem mit Lucas di Grassi im Virgin.

Alonso: Der hat wohl geglaubt, dass er heute um die WM fährt. Aber das muss er selbst wissen. Hätte ich mich nicht so lange mit ihm befassen müssen, wäre ich wohl auch noch an Hamilton vorbeigekommen. Aber egal, that's racing.

SPOX: Was wäre im Rennen ohne den Fehler am Samstag möglich gewesen?

Alonso: Das ist immer schwer zu sagen. Aber am Samstag war auf jeden Fall die Pole drin.  Und in Monaco kann man nur schwer überholen, auch wenn ich heute das Gegenteil bewiesen habe. (lacht)

SPOX: Am Ende lagen Sie hinter Ihrem Teamkollegen Felipe Massa. Erst zum zweiten Mal in dieser Saison. Experten sagen, sie wären bereits die klare Nummer eins im Team....

Alonso: Felipe ist ein gutes Rennen gefahren. Aber ich schaue eigentlich nur auf mich. Nach dem Fehler am Samstag war der sechste Platz eben das Maximum.

SPOX: Dennoch: In der Gesamtwertung liegen Sie deutlich vor Massa.

Alonso: Der WM-Stand interessiert mich momentan nur insofern, dass ich weiß, wie die Abstände an der Spitze sind. Durch die Aufholjagd konnte ich den Rückstand in Grenzen halten und ich werde beim nächsten Rennen wieder voll angreifen.

SPOX: Das nächste Rennen ist in der Türkei. Auf einem sehr schnellen, flüssigen Kurs. Dort sollte Red Bull wieder überlegener sein.

Alonso: Red Bull ist auf solchen Strecken sicher gut unterwegs. Aber wir haben in Barcelona und davor gezeigt, dass wir im Renntrim ebenfalls stark sind. Außerdem arbeiten wir auch weiterhin an Verbesserungen, lernen unseren Wagen immer besser kennen.

SPOX: Bei Ferrari erwarten die Fans aber immer Siege. Wie gehen Sie mit dem Druck um?

Alonso: Nun gut, ich konnte gleich mein erstes Rennen für Ferrari gewinnen. Das ist ein guter Einstand, denke ich. Aber im Ernst: Wenn ich nach zehn Jahren in der Formel 1 diesem Druck nicht standhalten könnte, wann dann?

SPOX: Wann sind weitere Siege möglich?

Alonso: Wenn wir die Meisterschaft gewinnen wollen, dann müssen wir uns steigern - und dazu gehören Siege. Wir haben schon jetzt weniger Punkte als wir sollten. Und Red Bull ist unter normalen Umständen noch zu stark. Daher müssen wir weiter hart arbeiten, um den Rückstand wettmachen zu können.

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