Endlich: Vettel bricht den Bann!

Von Alexander Mey
Sebastian Vettel und Red-Bull-Konstrukteur Adrian Newey feiern Vettels insgesamt sechsten GP-Sieg
© Getty

Der Bann ist gebrochen, die Seuche besiegt: Sebastian Vettel hat den Malaysia-GP in Sepang gewonnen und damit in der WM einen großen Satz nach vorne gemacht. Nico Rosberg fuhr das erste Podium für Mercedes GP nach Hause, Michael Schumacher schied früh aus.

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Endlich, endlich, endlich! Riesengroß war die Erleichterung bei Sebastian Vettel, als er als Sieger die Zielflagge beim Malaysia-GP sah. Nach einem tollen Start ging Vettel direkt vor seinem Red-Bull-Kollegen Mark Webber in Führung und gab diese bis ins Ziel nicht mehr ab.

"Es war nicht so einfach wie es aussah, aber ich habe es einfach in der ersten Kurve versucht. Ich habe es gerade so geschafft", meinte Vettel. "Danach ging es eigentlich nur noch um die Frage, wie ich mich von der Konkurrenz absetzen kann."

Vettel entgeht Bestrafung

Er habe allerdings "geschwitzt wie verrückt" und hatte wegen der großen Hitze sogar auf Regen gehofft, der aber am Renntag ausblieb. "Ich bin froh, dass ich aus diesem Ofen jetzt wieder rauskomme", meinte der 22-Jährige: "Ich bin sehr glücklich, dass es im dritten Anlauf endlich geklappt hat. So zurückzukommen, ist sehr schön."

Vettel musste nach dem Rennen sogar noch kurz um seinen Sieg zittern. Er hatte in der letzten Runde Jarno Trulli trotz Gelber Flaggen überholt - eigentlich ein Grund für eine 25-Sekunden-Strafe. Die Stewards stellten aber fest, dass Trulli so extrem langsam war, dass Vettel davon ausgehen musste, dass er ein Problem hat. Die TV-Bilder belegen, dass Vettel deutlich vom Gas gegangen ist, bevor er an Trulli vorbeiging.

Schumacher scheidet früh aus

Hinter Vettel und Webber fuhr Nico Rosberg ein fehlerfreies Rennen und brachte den ersten Podestplatz für Mercedes GP nach Hause. "Es ist fantastisch für uns. Es ist toll, dass unser erster Podiumsplatz hier in Malaysia geklappt hat", meinte Rosberg mit Blick auf das Heimspiel im Land des Hauptsponsors Petronas.

Michael Schumacher schied dagegen schon in der zehnten Runde aus. Auf Platz sechs liegend, ließ ihn eine Radmutter im Stich. "Es wäre bei uns ganz gut gelaufen, ich habe bewusst Abstand auf Sutil gelassen, um in Richtung Boxenstopp noch einmal Druck machen zu können. In Kurve sechs wurde das Auto plötzlich instabil und ich konnte es kaum noch kontrollieren. Ich habe dann gesehen, dass die Radmutter nicht mehr da war. Aber ich sehe das gelassen, das gehört zum Motorsport dazu", sagte Schumacher.

Schumacher im Interview: "Ich bin voll im Fahrplan"

"Nico hat dem Team mit seinem Podiumsplatz einen tollen Lohn für all die harte Arbeit beschert. Nicos WM-Punkte nach drei Rennen können sich sehen lassen", meinte Mercedes-Sportchef Norbert Haug, mahnte aber an: "Wir müssen uns weiter stark steigern." Bei Schumacher entschuldigte sich Haug: "Sorry, so etwas sollte nicht passieren und wir stellen das ab."

LIVE-TICKER: Das Rennen in Malaysia zum Nachlesen

Ganz enges Rennen in der Fahrer-WM

An Schumis Stelle holten neben Vettel und Rosberg noch zwei weitere Deutsche WM-Punkte. Adrian Sutil wurde im Force India Fünfter, Nico Hülkenberg erbte den zehnten Rang.

Der Williams-Pilot profitierte davon, dass der bisherige WM-Spitzenreiter Fernando Alonso zwei Runden vor Schluss mit technischem Defekt ausschied. Der Ferrari-Motor gab den Geist auf, nachdem Alonso schon das ganze Rennen über technische Probleme hatte. Beim Runterschalten hing das Getriebe.

In der Fahrer-WM übernahm Felipe Massa nach Rang sieben mit 39 Punkten die Führung. Aber es geht verdammt eng zu: Dahinter liegen Vettel und Alonso punktgleich mit 37 Zählern, es folgen Button und Rosberg mit 35. Schumacher ist mit neun Punkten nun Zehnter.

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM

Die Schlüsselszenen des Rennens:

Start: Vettel kommt sehr gut weg und geht sowohl an Rosberg als auch an Webber vorbei. Der versucht in Kurve zwei noch einmal zu kontern, es wird ganz eng zwischen beiden Red-Bull-Piloten, aber Vettel setzt sich durch. Barrichello bleibt stehen und fällt bis ganz nach hinten zurück. Schumacher nutzt das und ist nach gutem Start schon Sechster. Beide McLaren und beide Ferrari kommen glänzend weg und liegen schon nach wenigen Kurven auf den Plätzen zwölf bis 15.

Runde 8: Hamilton pflügt unnachahmlich durch das Feld und hängt Alonso, Massa und Button ab. Tolles Duell mit Petrow. Hamilton geht erst vorbei, doch der Russe kontert. Wenige Runden später geht Hamilton erneut vorbei, fährt danach aber Schlangenlinien, um Petrow hinter sich zu halten. Dafür wird er von der Rennleitung verwarnt.

Runde 10: Schumacher wird langsam! Eine Radmutter hat sich gelöst - das Aus für den Deutschen! Schade, er lag gut im Rennen. Button kommt derweil als Erster an die Box und holt sich neue Reifen. Ein taktisches Experiment von McLaren.

Runde 23: Rosberg kommt zum einzigen Reifenwechsel. 3,9 Sekunden - ganz starke Leistung von Mercedes! Wichtig, denn so hat Rosberg nach dem Stopp freie Fahrt.

Runde 24: Vettel kommt zum Reifenwechsel. Auch Red Bull arbeitet schnell, Vettel kommt gerade so vor Hamilton raus und hat freie Fahrt.

Runde 25: Webber kommt rein. Rechts vorne geht die Radmutter nicht drauf, das kostet rund zwei Sekunden. Er fällt hinter Hamilton zurück - komfortable Situation für Vettel.

Runde 55: Aus für Alonso! Der WM-Spitzenreiter hat rundenlang Druck auf Button gemacht, doch dann löst sich offenbar sein Getriebe in Rauch auf. Schon das ganze Rennen über hatte Alonso Probleme beim Runterschalten.

Ziel: Sieg für Vettel in Sepang! Nach zweimal Pech bricht er den Bann und gewinnt das Rennen vor Webber und Rosberg. Mit Sutil (5.) und Hülkenberg (10.) holen zwei weitere deutsche Fahrer Punkte.

Mann des Rennens:

Lewis Hamilton: Er hat es wieder getan. Er hat gezeigt, dass er der beste Überholer der Formel 1 ist. Unglaublich, wie kompromisslos er nach Australien zum zweiten Mal durch das Feld gepflügt ist. Er hat bei der Aufholjagd Alonso, Massa und Button deutlich abgehängt. Erst bei seinem Freund Sutil war dann Endstation. Trotzdem: Platz sechs von Startplatz 20 aus ist eine tolle Leistung und nahezu optimale Schadensbegrenzung.

Flop des Rennens:

Sauber: Armer Peter Sauber. Da hat er die Herkulesaufgabe gestemmt, sein Team vor der Saison BMW abzukaufen und so zu retten, und dann muss er so etwas mit ansehen wie in Malaysia. Pedro de la Rosa kam wegen Getriebeproblemen erst nicht einmal aus der Boxengasse heraus, dann blieb er auf der Runde in die Startaufstellung endgültig stehen. Nach nur acht Runden musste auch Kobayashi sein Auto mit technischem Defekt abstellen. Der Blick, mit dem Peter Sauber danach den Kommandostand verließ, sprach Bände.

Szene des Rennens:

Das Duell zwischen Hamilton und Petrow: In Runde 8 macht Hamilton auf der Gegengeraden Druck auf den Renault-Piloten. Petrow bremst etwas zu spät, Hamilton schlüpft innen durch. Doch Petrow gibt nicht auf und überrumpelt Hamilton Ende Start-Ziel. Erst drei Runden später ist Hamilton wieder dicht dran. Gleiches Spiel: In der Zielkurve sticht Hamilton innen rein und geht vorbei. Doch wieder will Petrow kontern. Beide fahren auf der Zielgeraden Schlangenlinien, Petrow setzt sich außen neben Hamilton, aber der kann seine Position knapp behaupten. Hamilton wird später für das Schlangenlinien Fahren verwarnt. Trotzdem ein tolles Duell.

Lehren des Rennens:

Red Bull dominiert das Geschehen zu Saisonbeginn fast nach Belieben. Gegen Vettel und Webber war in den schnellen Kurven von Sepang noch viel weniger ein Kraut gewachsen als auf den Kursen in Bahrain und Melbourne. Wenn endlich mal die Technik hält, dann ist Red Bull momentan unschlagbar.

Und Vettel ist der Mann, auf den Red Bull im Titelkampf setzen sollte. Sein Speed im Rennen war erneut besser als der von Teamkollege Webber. Außerdem ist der Deutsche nach dem ersten Saisonsieg in der Fahrerwertung wieder an der Spitze dran.

Mercedes darf sich über das erste Podium freuen, muss aber feststellen, dass die Lücke zu Red Bull sehr groß ist. Ferrari und McLaren lagen in Sepang gleichauf und hätten Mercedes wohl schlagen können, wenn sie sich im Qualifying nicht verzockt hätten.

Die positiven Überraschungen der bisherigen Saison bleiben Renault und Force India. Beide Teams können auf Augenhöhe mit den Großen kämpfen. Beeindruckend war zu sehen, dass Sutil Hamilton im letzten Rennviertel relativ problemlos hinter sich halten konnte. Drei Deutsche unter den Top Fünf - und das ohne Schumacher.

Der muss nach seinem Pech mit der Radmutter langsam aber sicher anerkennen, dass Teamkollege Rosberg in der WM die besseren Karten hat. Ändert Schumi diesen Trend nicht bald, dann wird er in dieser Saison nur die Nummer zwei bei Mercedes sein. Ein Rückschlag für ihn, aber in einem Jahr, in dem er sich erst langsam wieder akklimatisieren muss, auch kein Drama.