Germany, 51 Points!

Von Jan-Hendrik Böhmer
Sebastian Vettel liegt in der Fahrer-WM auf dem zweiten Platz
© Getty

Sechs deutsche Fahrer stehen in dieser Formel-1-Saison am Start, so viele wie noch nie. Michael Schumacher bekommt die meiste Aufmerksamkeit, aber den echten deutschen Fan interessieren auch die Leistungen aller anderen. SPOX blickt nach jedem Rennen durch die deutsche Brille und beurteilt die Leistungen des Sixpacks in der Einzelkritik.

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Und so funktioniert's: Mit Hilfe des GP-Rechners geben wir eine Prognose für jeweils vier Rennen ab. An dieser Prognose messen wir die Leistungen von Michael Schumacher, Nico Rosberg, Sebastian Vettel, Nico Hülkenberg, Adrian Sutil und Timo Glock.

Rennanalyse: Vettel bricht den Bann - Schumi und Alonso scheiden aus

Wer ist im Soll, wer hat uns positiv, wer negativ überrascht? Dabei geht es weniger um die genaue Position im Ranking, es geht um die Tendenz, darum, ob die Fahrer bei der Erfüllung ihrer Saisonziele auf Kurs sind. Denn gegen technische Ausfälle oder sonstige Zwischenfälle ist kein Fahrer gefeit. Und klar ist, dass sich solche Unwägbarkeiten unmöglich voraussagen lassen.

Die Einzelkritik zum Malaysia-GP

Platz 1: Sebastian Vettel (Saisonziel: Weltmeister werden)

Prognose: Sieg - 25 WM-Punkte

Ergebnis: Sieg - 25 WM-Punkte

Es ist schon fast unheimlich, wie sich Sebastian Vettel an unsere Prognosen hält. SPOX sagte für Australien einen Ausfall voraus - und Vettels Red Bull machte schlapp. Jetzt setzten wir auf den ersten Saisonsieg des 22-Jährigen... und da ist er. Endlich.

Denn der Erfolg war enorm wichtig, um Vettel bei der Erfüllung seines Saisonziels auf Kurs zu bringen. "Ich bin hier, um Weltmeister zu werden", sagte er. "Es sind noch 16 Rennen, da kann sehr viel passieren." Aktuell liegt Vettel zwei Punkte hinter Spitzenreiter Felipe Massa.

Sebastian Vettel im Interview: "Ich bin schon etwas beschwipst"

In unserem Deutschen-Ranking ist Vettel bereits der Beste. Zwar ließ er sich im Qualifying noch von Teamkollege Mark Webber, der als einziger Pilot mit Intermediates auf die Strecke ging, düpieren und musste sich auch Nico Rosberg im Mercedes geschlagen geben, doch dafür war er genau dann überragend, als es darauf ankam. Am Start.

Im vergangenen Jahr noch häufig für den missglückten Rennauftakt kritisiert, war es in Malaysia der Garant für den Sieg. "Da war Vettel jetzt schon zum dritten Mal der absolut Beste", erklärte Ex-Formel-1-Pilot Alexander Wurz im "ORF". Und auch Vettel bestätigte: "Der Start war heute entscheidend - und ich hatte einen sehr guten Start." Anschließend hatte er das Rennen und Teamkollege Mark Webber im Griff. Ganz souveräne Vorstellung.

Platz 2: Nico Rosberg (Saisonziel: Rennen gewinnen, Schumacher schlagen)

Prognose: Platz 5 - 10 Punkte

Ergebnis: Platz 3 - 15 Punkte

Stark, was Nico Rosberg da in Malaysia gezeigt hat. Er war erneut durchgehend schneller als Teamkollege Schumacher und im Qualifying sogar der schnellste Mann auf Regenreifen - noch vor Sebastian Vettel. Die Krönung: der erste Podestplatz für Mercedes.

"Jetzt ist wichtig, dass wir weiter pushen, denn wir müssen uns schneller weiterentwickeln als die anderen", erklärte Rosberg. "Das wird nicht einfach, aber ich glaube daran, dass wir es schaffen können. Das Wichtigste ist jetzt, wirklich weiter Gas zu geben. Und in Sepang schien die Lücke auf Red Bull am Anfang nicht so groß zu sein. Ich bin mir nicht ganz sicher. Wir müssen auf jeden Fall noch ein paar Zehntelsekunden aufholen."

Einziger Kritikpunkt: der Start. Dort ließ er sich von Sebastian Vettel überholen. Doch auch so hat er das Optimum aus dem Mercedes-Paket herausgeholt - und ist auf dem besten Weg, seine Saisonziele zu erfüllen. Schumi hat er im Griff. Und wenn das Barcelona-Update auch nur annähernd so gut funktioniert, wie erhofft, ist der erste Sieg nur eine Frage der Zeit.

Platz 3: Adrian Sutil (Saisonziel: Regelmäßig in die Punkte fahren, die Großen ärgern)

Prognose: Platz 9 - 2 Punkte

Ergebnis: Platz 5 - 10 Punkte

Die Großen ärgern. Das tut Ardian Sutil bereits seit beginn der Saison. Jetzt hat es auch endlich mit dem Punkte sammeln geklappt. Und wie. Nach dem unverschuldeten Dreher beim ersten Rennen und dem Defekt in Australien (in Führung liegend) belohnte er sich jetzt selbst für seine tollen Leistungen. "Dieses Ergebnis habe ich gebraucht", sagte Sutil.

Und verdient hat er es obendrein. In den Trainingssitzungen nur einmal nicht unter den ersten Zehn, in der verregneten Chaos-Quali sogar Vierter. Und dann als Sahnehäubchen: Im Rennen den wie entfesselt fahrenden Lewis Hamilton hinter sich gehalten. Das alleine war die Punkte wert.

"Es ist immer schön, wenn wir uns auf der Strecke treffen", sagte Sutil über das Duell mit seinem guten Freund. "Wir kennen uns gut, wir wissen, dass wir immer alles geben. Auf der Strecke gibt es keine Freundschaft, aber Respekt. Der Kampf war gut. Er hatte keine Chance."

Kritik gibt es nur für den Start: "Da müssen wir uns verbessern", wusste er selbst.

Dennoch ist Sutil auf dem besten Weg, sein Saisonziel mehr als nur zu erfüllen. Es bleibt zu hoffen, dass Force India beim Weiterentwickeln des Boliden nicht hinterherhinkt. "Es ist schön, dass wir gegen die großen Teams kämpfen können. Diese Chancen müssen wir ergreifen. Und auch wir planen einige Updates für die kommenden Rennen", sagte Sutil.

Platz 4: Nico Hülkenberg (Saisonziel: Barrichello schlagen, regelmäßig Punkte holen)

Prognose: Platz 7 - 6 Punkte

Ergebnis: Platz 10 - 1 Punkt

In der verregneten Quali extrem Stark - dann mit einem verkorksten Start ein besseres Ergebnis verspielt. Dennoch kann Nico Hülkenberg mit seinem Ergebnis zufrieden sein. Der erste WM-Punkt für den Rookie und zudem Teamkollege Barrichello erstmals geschlagen.

Ist er aber nicht. "Es überwiegt der Ärger", sagte Hülkenberg. "Ein Punkt ist in Ordnung, aber wir haben uns mehr erhofft. Der Start war nicht ideal, da habe ich zwei Plätze verloren. Dann haben wir beim Boxenstopp viel Zeit verloren, weil wir das Lenkrad wechseln mussten."

Das Problem: "Wir haben im Moment einfach nicht die richtige Geschwindigkeit", analysierte der Williams-Pilot. "Ich wünschte, dass wir besser abschneiden können, aber wir haben noch etwas Arbeit vor uns liegen, damit wir aufholen können."

Dennoch: Die Tendenz zeigt klar nach oben. Erstmals in den Punkten, erstmals Barrichello geschlagen und erstmals nicht der schlechteste der deutschen Piloten.

Platz 5: Michael Schumacher (Saisonziel: Um den WM-Titel fahren)

Prognose: Platz 6 - 15 Punkte

Ergebnis: Ausfall - keine Punkte

"Seit Bahrain ist ein klarer Aufwärtstrend zu erkennen", sagte Michael Schumacher. Stimmt. Für Mercedes geht es aufwärts - nur er selbst kann davon leider nicht profitieren.

Im Training war er zwar vorne mit dabei. In der Quali, als die Formel-1-Welt auf einen Höllenritt des Regengottes wartete, ging wegen der falschen Reifen-Taktik (Schumi hielt sich auf seiner ersten Runde zurück, danach war der Grip weg) jedoch nichts mehr. Verzockt. Nur Platz acht. Und dann der Defekt im Rennen...

Michael Schumacher im Interview: "Ich bin voll im Fahrplan"

"Das war ein unangenehmes Gefühl", erklärt Schumacher. "Denn ich war bis zum Ausfall recht gut unterwegs." Zwei Plätze hatte der Rekordweltmeister mit seinem guten Start gewonnen und hätte Sutil vor ihm vielleicht beim Boxenstopp kassieren können.

Dennoch. Was möglich gewesen wäre, zeigt Nico Rosberg. Und an den kam Schumacher erneut das gesamte Wochenende nicht ran. 3:0 steht es im teaminternen Quali-Duell bereits - für Rosberg. "Ich glaube dennoch, dass ich mich nicht verstecken muss", sagte der Routinier. Und auch Lewis Hamilton meinte in einem Interview mit der "Welt am Sonntag": "Michael macht das fantastisch und er wird sich in den nächsten Rennen massiv steigern. Er wird ein extrem schwerer Gegner für uns alle." Noch ist er es aber nicht.

Platz 6: Timo Glock (Saisonziel: Ins Ziel kommen, bestes der neuen Teams werden)

Prognose: keine Punkte

Ergebnis: Ausfall - keine Punkte

Drei Rennen, drei Ausfälle - so die bittere Bilanz des Timo Glock. Umso schlimmer, weil sich der Virgin-Pilot in Malaysia mit einem Fahrfehler selbst ins Aus beförderte, während Teamkollege Lucas die Grassi die erste Zielankunft des neuen Teams feierte.

"Ich wollte überholen, die Räder blockierten und ich traf Jarno - das war mein Fehler", erklärte Glock die Kollision mit Lotus-Pilot Trulli. Sein Rennen war nach zwei Runden beendet. Pluspunkte gibt es nur für eine solide Quali, in der er sich immerhin im Gegensatz zu den Top-Piloten von McLaren und Ferrari nicht verzockte und so in die zweite Session fuhr.

Dennoch: So lassen sich die Saisonziele nicht erreichen. Nur zwei weitere Piloten kamen in diesem Jahr noch bei keinem Rennen ins Ziel: Kamui Kobayashi und Witali Petrow.

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM