Königsklasse vor dem finanziellen Abgrund

SID
Fans und Sponsoren bleiben der Formel 1 zusehend fern
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Die Fans bleiben weg und die Autogiganten stehen vor der Pleite. Die Formel 1 wird von der Wirtschaftskrise massiv bedroht, das verdeutlichen die nun veröffentlichten Zahlen.

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Die Wirtschaftskrise bedroht die Formel 1 in immer stärkerem Maße. Die Fans bleiben weg, Rennstrecken stehen vor der Pleite, und Autogiganten wie Toyota, Honda und BMW mussten der Königsklasse resignierend den Rücken kehren. Und ein Licht am Ende des Tunnels ist trotz Michael Schumachers Comeback noch längst nicht in Sicht. Angesichts der nun veröffentlichten dramatischen Zahlen schrillen die Alarmglocken noch lauter.

Nach Berechnungen des renommierten Fachmagazins Formula Money müssen die Rennställe den Gürtel noch viel enger schnallen. Die so wichtigen Sponsoring-Einnahmen sind weiter rückläufig. Im Vergleich zum Vorjahr soll der Geldstrom laut Formula Money um 115 Millionen Dollar (rund 86 Millionen Euro) oder 28,4 Prozent zurückgegangen sein. Das sind die größten Einbußen seit fünf Jahren.

Neulinge kämpfen um Existenz

Insgesamt kassieren die Teams dieses Jahr 705 Millionen Dollar (rund 529 Millionen Euro), das ist ebenfalls die geringste Summe der vergangenen fünf Jahre. Vor allem die drei neuen Rennställe Lotus, Hispania und Virgin sowie das Team von Peter Sauber kämpfen um die Existenz. Denn in Krisenzeiten muss das Geld für ein Jahresbudget von mehr als 50 Millionen Euro erstmal aufgetrieben werden.

Das Hispania-Team, für das Bruno Senna, Neffe des legendären Brasilianers Ayrton Senna, fährt, soll umgerechnet 34 Millionen Euro von den Besitzern erhalten. Nur rund 375.000 Euro sollen von den Sponsoren kommen.

26,3 Millionen Euro Zuschuss von den Eigentümern

Lotus ist zwar das neue Team mit den meisten Sponsoren, aber auch da müssen die Eigentümer um den Fluglinien-Besitzer Tony Fernandes und die malaysische Regierung geschätzte 26,3 Millionen Euro zuschießen. Hinter Virgin steht das Firmen-Imperium des britischen Milliardärs Sir Richard Branson.

Peter Sauber pumpt nach dem Rückkauf des Rennstalls von BMW angeblich ebenfalls privates Geld ins Team, um die Saison überhaupt bestreiten zu können. Angesichts dieser Zahlen könnten einige der neuen Teams nach nur einem Jahr wieder von der Formel-1-Bildfläche verschwunden sein. Eine Besserung auf dem Sponsorenmarkt schließen Analysten vorerst aus.

Allein durch den Ausstieg der Mega-Sponsoren ING (Renault) und Panasonic (Toyota) fehlen mehr als 90 Millionen Euro. Dafür stockten Petronas (Mercedes) und Santander (Ferrari) ihre Ausgaben im Sport auf 41,3 bzw. 34,5 Millionen Euro auf. Ferrari ist in diesem Jahr allein für 35 Prozent der gesamten Sponsoring-Einnahmen aller Teams verantwortlich.

Der Automobil-Weltverband FIA wollte unter Ex-Präsident Max Mosley die Etats auf unter 50 Millionen Euro drücken und zog sich dafür den Zorn der Teams zu. Inzwischen brüsten sich die meisten Rennställe mit ihrem Sparkurs, geben Budgets von weniger als 100 Millionen Euro an. Doch die Realität sieht wohl anders aus. Denn Branchenkenner vermuten, dass allein die drei Top-Teams Ferrari, McLaren und Mercedes zusammengerechnet in diesem Jahr immer noch weit mehr als 500 Millionen Euro ausgeben.

Auch Rennstrecken kommen kaum über die Runden

Deutschland hat in dieser Saison gleich sechs Fahrer am Start, doch zwei Formel-1-Rennen kann sich die Autofahrernation Nummer eins längst nicht mehr leisten. Seit Jahren wechseln sich die beiden Traditionsrennstrecken Nürburgring und Hockenheimring ab, um überhaupt über die Runden zu kommen.

Hockenheim drohte angesichts eines erwarteten Verlustes in Höhe von etwa sechs Millionen Euro mit dem Formel-1-Gastspiel am 25. Juli sogar eine Vollbremsung.

Erst durch das Entgegenkommen von Promoter Bernie Ecclestone war der Deutschland-Grand-Prix gerettet - jetzt steht die Startampel dort sogar bis 2018 auf Grün. Am jährlichen Wechselspiel mit dem einstigen Rivalen Nürburgring ändert sich allerdings nichts.

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