56 Runden pure Quälerei

Von Alexander Mey
Sepang International Circuit: Alle Kurven, Geschwindigkeiten, Gangzahlen und Fliehkräfte
© spox

19 Strecken stehen im Rennkalender der Saison 2010. Darunter eine völlig neue in Südkorea und einige umgebaute, zum Beispiel in Bahrain oder Silverstone. SPOX stellt vor jedem Rennen den Kurs detailliert mit Grafik, Fakten und Video vor. Darunter eine Runde im Red-Bull-Simulator mit Sebastian Vettel. Strecken-Check, Teil 3: Malaysia.

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Streckendaten:

  • Name: Sepang International Circuit
  • Ort: Sepang
  • Länge: 5,543 Kilometer
  • Runden: 56
  • Renndistanz: 310,408 Kilometer
  • Kurven: 10 Rechtskurven, 5 Linkskurven

VIDEO: Eine Sepang-Runde mit Vettel im Rennsimulator

 

Darauf kommt es an:

Nach zwei eher ungewöhnlichen Streckenlayouts in Bahrain und Australien gilt Malaysia als erster Gradmesser für das wahre Kräfteverhältnis der Autos. In den zahlreichen schnellen Kurven werden aerodynamische Schwächen gnadenlos aufgedeckt. Die Mischung aus schnellen und wenigen langsamen Kurven sowie zwei ellenlangen Geraden macht die Abstimmung der Autos extrem schwierig. Man muss auf jeden Fall mit einem Kompromiss zwischen Abtrieb in den Kurven und Top-Speed auf den Geraden leben.

Dazu kommen Hitze und harter, aggressiver Asphalt. Das heißt: Die Reifen werden in Malaysia extrem beansprucht. Man darf gespannt sein, ob es unter diesen Voraussetzungen allen Teams gelingt, mit nur einem Boxenstopp durchzufahren. Neben den Reifen wird auch die Kühlung der Motoren eine Hauptrolle spielen. Gut möglich, dass an dem einen oder anderen Auto zusätzliche Kühlöffnungen zu sehen sein werden.

Sepang ist aber auch die breiteste Strecke im Rennkalender. Notfalls passen durch die erste Kurve drei bis vier Autos nebeneinander. Erst in der direkt folgenden zweiten Ecke wird es dann richtig eng. Nachzufragen zum Beispiel bei Michael Schumacher, der in Kurve zwei 2003 mit Jarno Trulli kollidiert ist.

Dank der breiten Strecke und großen Auslaufzonen können die Piloten bei Überholversuchen ein bisschen mehr riskieren. Ein Verbremser bedeutet nicht gleich das Aus. Überholmanöver sollte es also geben, denn besonders am Ende der beiden parallelen rund 900 Meter langen Geraden werden die Fahrer förmlich zu Angriffen eingeladen.

Das alles wird natürlich dann ad absurdum geführt, wenn der gefürchtete tropische Regen einsetzt. Dann ist Land unter und die Rennen werden im Extremfall - so wie im vergangenen Jahr - sogar abgebrochen. Der auf 16 Uhr Ortszeit verschobene Start macht Regen wahrscheinlicher. Der setzt meistens am späten Nachmittag ein.

Wetter-Prognose:

  • Freitag: leichte Gewitter, 26-33 Grad, 60 Prozent Regen-Risiko
  • Samstag: leichte Gewitter, 26-34 Grad, 60 Prozent Regen-Risiko
  • Sonntag: leichte Gewitter, 26-34 Grad, 60 Prozent Regen-Risiko

Die Favoriten:

Seriöse Prognosen lassen sich nur für Trockenheit machen, denn Regenrennen in Malaysia sind in der Regel so verrückt, dann man theoretisch auch Timo Glock zum Sieganwärter machen könnte.

Bei Trockenheit geht aber wohl erneut kein Weg an Red Bull vorbei. Das Auto wurde im Vergleich zu 2009 vom Charakter her nur leicht modifiziert und sollte sich daher seine Überlegenheit in schnellen Kurven bewahrt haben. Davon gibt es in Malaysia reichlich. Zudem hat das Team in Bahrain bewiesen, dass ihr Auto durchaus schonend mit den Reifen umgehen kann. Das war 2009 noch eine Schwäche von Red Bull. Großes Fragezeichen ist angesichts der Hitze wieder einmal die Zuverlässigkeit der fragilen Boliden.

Hinter Red Bull könnte es zu einem Zweikampf zwischen Ferrari und McLaren kommen. Ferrari hat zwar immer noch das bessere Auto, aber die ominöse Schnorchel-Technik spricht in Malaysia besonders für McLaren. Da ihre Autos von vornherein mehr Top-Speed haben als die Konkurrenz, kann man sie besser auf die schnellen Kurven abstimmen, ohne sich auf der Geraden angreifbar zu machen. Der Spagat sollte für McLaren nicht ganz so breit sein wie für die Konkurrenten.

Mercedes steht ein sehr schwieriges Wochenende bevor. Zwar haben die Silberpfeile in Melbourne deutliche Fortschritte erzielt. Aber die aus Bahrain bekannten Probleme mit der Abnutzung der Reifen und dem Untersteuern in den Kurven werden sich auf eine Strecke wie in Malaysia sehr viel deutlicher auswirken als in Melbourne.

Statistik:

  • Sieger 2009: Jenson Button (Brawn GP): 0:55:30,620 Stunden (Abbruch nach 31 Runden)
  • Pole-Position 2009: Jenson Button (Brawn GP): 1:35,181 Minuten
  • Schnellste Rennrunde 2009: Jenson Button (Brawn GP): 1:36,641 Minuten
  • Meiste Siege: Michael Schumacher (3)
  • Meiste Pole-Positions: Michael Schumacher (5)

Das sagen die Beteiligten:

Michael Schumacher (Mercedes): "Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussah, haben wir doch in Melbourne große Fortschritte gemacht. Wir sind nicht zu weit weg von der Spitze, und es ist ein gutes Gefühl, mit diesen Verbesserungen nach Malaysia zu reisen. Ich hatte in Melbourne viel Spaß bei den Zweikämpfen und hoffe, das in Sepang fortsetzen zu können."

Norbert Haug (Mercedes-Sportchef): "Für Malaysia sehe ich den Schritt nach vorne nicht unbedingt. Das wird eher ein schwieriges Rennen für uns, weil es heiß wird. Das konnten wir in Bahrain noch nicht so gut."

Christian Horner (Red-Bull-Teamchef): "Wir haben ein sehr schnelles Auto. Wir müssen unsere technischen Probleme lösen, und das nächste Rennen ist auf einer Strecke, die uns eigentlich passen müsste. Wir müssen in Malaysia gewinnen."

Jenson Button (McLaren): "Sepang ist eine richtig tolle Rennstrecke, und ich liebe es, dort zu fahren. Es ist ein Kurs, der eine präzise und sanfte Herangehensweise verlangt."

Lewis Hamilton (McLaren): "Sepang hat einige der besten schnellen Kurven im Kalender. In diesem Jahr habe ich ein Auto, das deutlich besser zu dieser Strecke passt als das Vorjahresmodell."

Zeitplan:

  • Freitag, 4 Uhr: 1. Training
  • Freitag, 8 Uhr: 2. Training
  • Samstag, 7 Uhr: 3. Training
  • Samstag, 10 Uhr: Qualifying
  • Sonntag: 10 Uhr: Rennen