Erfolgs-Duo ohne Erfolg

Von Alexander Mey
Michael Schumacher und Sebastian Vettel haben zusammen nur 21 WM-Punkte auf dem Konto
© Getty

Michael Schumacher und Sebastian Vettel. Zwei Generationen deutscher WM-Favoriten, zwei große Pechvögel beim Australien-GP in Melbourne. Während Schumi seinem zehnten Platz aber noch Gutes abgewinnen konnte, war Vettel nach seinem Ausfall völlig bedient.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Einmal im Jahr haben Michael Schumacher und Sebastian Vettel gemeinsam richtig viel Spaß. Beim Race of Champions messen sie sich in irgendwelchen Rennwagen mit der Motorsport-Elite und sahnen regelmäßig mächtig ab.

Jetzt sitzen beide gemeinsam in Formel-1-Rennern - und das Lachen ist ihnen vergangen. In Melbourne wurde Schumacher nach einem Crash am Start Zehnter, Vettel schied in Führung liegend aus und musste wie schon in Bahrain kampflos einen sicheren Sieg herschenken.

Vettel: "Das geht mir auf die Eier"

Entsprechend bedient war der Vize-Weltmeister von 2009 - er verlor damals den Titel aufgrund zu vieler Ausfälle - nach dem zweiten technischen Defekt im zweiten Rennen.

"Das ist natürlich sehr ärgerlich. Man kann zwar nichts daran ändern, aber es ist schon Scheiße. Das geht mir auf die Eier", wurde Vettel nach dem Ausfall ungewöhnlich deutlich. Warum auch nicht? Schließlich kann man schon mal die Contenance verlieren, wenn man einmal wegen einer Zündkerze und einmal wegen einer Radmutter - beides eigentlich Pfennig-Artikel - um sichere Siege gebracht wird.

Radmutter kostet Vettel den Sieg

Ja, der Ausfallgrund in Melbourne war nicht, wie vermutet, eine explodierte Bremsscheibe, es war die Radmutter vorne links, die sich während der Fahrt gelöst hatte.

"Wir wissen noch nicht, ob es ein Problem der Radmutter oder der Felge war. Bei 6000 Testkilometern ist nichts Derartiges passiert. Vielleicht wurde das Rad beim Boxenstopp ein bisschen schräg aufgesetzt", spekulierte Red-Bull-Teamchef Christian Horner.

Warum es passiert ist, muss das Team interessieren, damit es nie wieder vorkommt. Vettel war das Warum zunächst einmal ziemlich egal. "Am liebsten würde ich direkt nach Hause fliegen", bekannte er.

Zwölf statt 50 WM-Punkten für Vettel

Kann er aber nicht, denn schon in fünf Tagen ist er in Malaysia wieder auf der Strecke. "Wir haben ein sehr schnelles Auto. Wir müssen das Problem lösen, und das nächste Rennen ist auf einer Strecke, die uns eigentlich passen müsste. Wir müssen in Malaysia gewinnen", sagte Horner.

Für einen Sieg gibt es in dieser Saison 25 Punkte, und genau so groß ist nach nur zwei Rennen Vettels Rückstand auf den WM-Führenden Fernando Alonso. Der hat 37 Zähler auf dem Konto - bei Vettel müssten es eigentlich 50 sein anstatt zwölf.

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM

Startunfall zerstört Schumachers Rennen

Zwölf Punkte für Vettel sind aber immer noch drei mehr als Michael Schumacher auf seinem Konto hat. Sein Melbourne-Rennen hatte sich schon nach der ersten Kurve mehr oder weniger erledigt.

Nach einer Kollision mit Fernando Alonso musste sich Schumi einen neuen Frontflügel für seinen Mercedes holen und kam danach nicht annähernd so schnell durch das Hinterfeld wie sein Unfallgegner.

Schumacher hächelt Alonso vergeblich hinterher

Alonso, der nach dem Crash der beiden genau vor Schumacher lag, tat sich beim Überholen wesentlich leichter und landete als Vierter sechs Plätze vor dem siebenmaligen Champion.

Ein Indiz dafür, dass der Mercedes noch einen klaren Nachteil gegenüber dem Ferrari hat. Oder dass Schumacher in Sachen Aggressivität beim Überholen noch nicht wieder der Alte ist.

Schumacher: "Waren näher dran"

Vielleicht ist es eine Kombination aus beidem, aber Kritik an Schumachers zehntem Platz wollte Mercedes-Sportchef Norbert Haug überhaupt nicht gelten lassen. "Michael war sensationell gut unterwegs. Er war Opfer. Was Michael gemacht hat, war das absolut Mögliche in seinem Zustand."

Auch bei Schumacher selbst war von Enttäuschung kaum eine Spur. "Ich bin insgesamt nicht unglücklich mit dem Rennen", sagte er. "Wir konnten wettbewerbsfähige Rundenzeiten fahren und waren näher an den Spitzenteams dran als noch im Zeittraining."

Zweitschnellste Rennrunde von Rosberg

Diese Aussage ist ebenso interessant wie zutreffend. In seiner letzten Runde fuhr Schumacher eine persönliche Bestzeit von 1:29,1 Minuten. Eine Zehntel schneller als Sieger Jenson Button in seiner Top-Runde.

Noch besser war Schumachers Teamkollege Nico Rosberg unterwegs. Haug rechnete vor: "Nico lag nur etwas mehr als eine Zehntel hinter der schnellsten Rennrunde von Mark Webber. Er fuhr 1:28,489, Mark Webber 1:28,385. Das ist schon mal sehr manierlich, würde ich sagen."

Mercedes für Malaysia eher pessimistisch

Als Fazit kann man festhalten, dass Mercedes im Qualifying unter Wert geschlagen wurde, sich im Rennen aber den Top-Teams angenähert hat. "Wir sind auf einem guten Weg, und ich reise mit einem positiven Gefühl aus Melbourne ab", bilanzierte Schumacher.

Allerdings steht auch fest, dass die Silberpfeile möglicherweise von der speziellen Streckencharakteristik und den relativ niedrigen Temperaturen in Melbourne profitiert haben. Bei Hitze gibt es schnell Reifenprobleme, auch das lästige Untersteuern kann sich beim nächsten Rennen in Malaysia schon wieder deutlich stärker auswirken.

"Für Malaysia sehe ich den Schritt nach vorne nicht unbedingt. Das wird eher ein schwieriges Rennen für uns, weil es heiß wird. Das konnten wir in Bahrain noch nicht so gut."

Red Bull kann alles - außer ankommen

Red Bull konnte Hitze gut. Red Bull kann auch Kälte, Regen, schnelle und langsame Kurven. Red Bull kann eigentlich alles - außer Vettel ohne Probleme ins Ziel bringen.

Vielleicht klappt's ja am kommenden Wochenende in Malaysia. Wäre doch nett, wenn die beiden deutschen Aushängeschilder Vettel und Schumacher mal wieder gemeinsam jubeln könnten.

Rennanalyse: Button sieht - erneutes Drama um Vettel