Tunnel-Debakel und Vierstopp-Wahnsinn

Von Alexander Mey
Michael Schumacher humpelte nach seinem Monaco-Crash zuürck an die Box
© Getty

16 Jahre lang fuhr Michael Schumacher in der Formel 1, bevor er 2006 seine Karriere beendete. Bis jetzt: Denn am 14. März wird Schumi wieder in der Startaufstellung stehen - 19 Jahre nach seinem Debüt. SPOX zählt die Tage bis zum Comeback und erinnert im Countdown an die bisherigen 16 WM-Jahre des Michael Schumacher. Teil 14: 2004.

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Team: Ferrari

WM-Platzierung: Weltmeister

WM-Punkte: 148

Ferrari auf dem absteigenden Ast, die rote Dominanz ist endlich gebrochen. Viele Hoffnungen hegten die Konkurrenten der Scuderia im Vorfeld der 2004er Saison. Schließlich hatte Ferrari 2003 geschwächelt, den Titel nur mit Ach und Krach gewonnen.

Jetzt waren sie fällig, das redeten sich McLaren-Mercedes, BMW-Williams und Renault gerne ein. Weiter daneben hätten sie alle kaum liegen können, denn die 2004er Saison des Michael Schumacher war nahezu perfekt.

Sein Auto, der F2004, war vom ersten Rennen an allen haushoch überlegen. Den drei mitfavorisierten Teams sowieso, aber auch dem Honda von Jenson Button, der als einziger wenigstens halbwegs mit den Roten mithalten konnte.

Die Betonung liegt auf halbwegs. Denn er konnte nicht mehr tun, als sich immer wieder neben Schumacher und Rubens Barrichello stellen und sich mit ihnen über ihre Siege freuen.

Schumacher: "Ein Traumjahr, absolut klasse"

Und Siege gab es reichlich. Zwölf der ersten 13 Rennen gingen an Schumacher, ein unglaublicher Rekord. Bei sieben dieser zwölf Siege stand er auf der Pole-Position, bei acht drehte er die schnellste Rennrunde.

"Ein Traumjahr, absolut klasse", schwärmt Schumacher in seiner Biographie. "Ein bisschen hatten alle unsere Gegner darauf gelauert, dass wir nach 2003 absinken würden. Aber da kannten sie uns schlecht, es lief über das ganze Jahr hinweg sehr gut."

Am Ende waren es 13 Siege, 15 Podestplätze, acht Pole-Positions und zehn schnellste Rennrunden. Und trotzdem gab es auch 2004 Grund zum Ärgern.

Kollision im Tunnel von Monaco

Vor allem in Monaco. Genauer gesagt, im Tunnel von Monaco. Denn dort hatte Schumacher in Führung liegend eine unangenehme Begegnung mit - wem wohl? - Juan Pablo Montoya.

Safety-Car-Phase, Schumacher führt, Montoya ist Zweiter. Schumacher will die Bremsen warm halten, geht im Tunnel voll in die Eisen. Montoya ist überrascht, versucht noch auszuweichen, trifft Schumacher aber dennoch und drückt ihn an die Tunnelwand. Das Vorderrad des Ferrari knickt ab, Schumi humpelt als Dreirad zurück zur Box.

Schumacher knallt Helm in die Ecke

Als Schumacher nach dem Zwischenfall zurück in der Ferrari-Box war, knallte er seinen Helm wutentbrannt in die Ecke, als habe er durch diesen Crash den WM-Titel verloren. Dabei hatte er zuvor alle fünf Rennen gewonnen.

Seinem Ehrgeiz hatte diese Erfolgswelle keinen Abbruch getan. "Der Führende bestimmt das Tempo. Juan hat schlecht reagiert", sagt Schumacher heute noch. Montoya sah das natürlich ganz anders und wunderte sich, wie man in so einer Situation so stark bremsen kann.

WM-Titel nur mit dem zweiten Platz

Noch einmal geärgert hat sich Schumacher in Spa - ein kleines bisschen zumindest. Allerdings war das nun wirklich Jammern auf hohem Niveau. Nach besagten zwölf Siegen in 13 Rennen fuhr Schumacher auf seinem Lieblingskurs den siebten WM-Titel ein - allerdings nur mit einem zweiten Platz hinter Kimi Räikkönen.

Blöd in einer Saison, in der man sonst alles gewonnen hat. "Es war ein kleiner Wermutstropfen, dass ich das Rennen nicht gewonnen hatte. Das fand ich anfangs etwas traurig, als ich auf dem Podium stand, konnte ich den Jubel der Jungs noch gar nicht gleich teilen. Perfekt wäre da der Sieg gewesen", sagte Schumacher.

Vierstopp-Strategie in Magny-Cours

Mittlerweile dürfte er das verschmerzt haben. Schließlich gab es ja 2004 auch noch den großen Geniestreich von Magny-Cours. Dank der ersten beabsichtigten Vierstopp-Strategie der Formel-1-Geschichte siegte Schumacher beim Frankreich-GP.

"Unglaublich, wie das geklappt hat", freute sich Schumacher damals. "Dieser Vierstopp-Sieg wird in die Geschichte eingehen. No risk, no fun - einfach perfekt." Viele glauben, allein Technikchef Ross Brawn hätte damals die Idee zu dieser Taktik gehabt.

Alonso vor der Revanche

Dabei war es Chefstratege Luca Baldisserri, der den Vorschlag zum ersten Mal auf den Tisch gebracht hatte. "Zuerst hat Ross wohl nicht geglaubt, dass ich das ernst meine, aber dann haben wir es uns näher angesehen und sahen, dass es unter gewissen Umständen funktionieren kann", sagte Baldisserri.

Leidtragender dieser Meisterleistung von Ferrari und Schumacher, der eine perfekte Qualifying-Runde nach der anderen drehte, war übrigens Fernando Alonso.

Aber er sollte seine Revanche bekommen. Mehr dazu im nächsten Teil der Serie: 2005.

Teil 13: 2003 - Das chaotischste aller Finals

Teil 12: 2002 -  "Let Michael pass.."

Teil 11: 2001 - Stallorder und Flugstunden

Teil 10: 2000 - WM-Saufgelage in der Karaoke-Bar

Teil 9: 1999 - Schumi-Crash in Silverstone kostet den Titel

Teil 8: 1998 -  "Willst du mich umbringen?"

Teil 7: 1997 - Schumachers schwärzeste Stunde

Teil 6: 1996 - Bloß raus aus der roten Gurke!

Teil 5: 1995 - Vom Intimfeind abgeschossen

Teil 4: 1994 - Ein Jahr Hölle mit Happy End

Teil 3: 1993 - Von Senna vorgeführt

Teil 2: 1992 - Beinahe-Schlägerei mit Senna

Teil 1: 1991 - Das Debüt-Jahr