Das chaotischste Saisonfinale der Geschichte

Von Alexander Mey
Barrichello (l.) siegt beim Saisonfinale in Suzuka und gratuliert Schumacher zum Titelgewinn
© Getty

16 Jahre lang fuhr Michael Schumacher in der Formel 1, bevor er 2006 seine Karriere beendete. Bis jetzt: Denn am 14. März wird Schumi wieder in der Startaufstellung stehen - 19 Jahre nach seinem Debüt. SPOX zählt die Tage bis zum Comeback und erinnert im Countdown an die bisherigen 16 WM-Jahre des Michael Schumacher. Teil 13: 2003.

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Team: Ferrari

WM-Platzierung: Weltmeister

WM-Punkte: 93

In kaum einem anderen Jahr erlebte Michael Schumacher ein ähnliches Wechselbad der Gefühle wie 2003. Zwischenzeitlich schon mausetot, dann wieder mit großartigen Siegen. Am Ende stand der sechste WM-Titel durch einen achten Platz in einem chaotischen Rennen in Suzuka.

Aber der Reihe nach. Die Saison begann wie die vorherige mit dem alten Auto. Warum auch nicht, schließlich war der F2002 das absolut dominante Auto. Aber Anfang 2003 lief es überhaupt nicht.

Ohne Podiumsplatz in den ersten drei Rennen

Das lag zum einen daran, dass der F2002 nicht das hielt, was sich Ferrari von dem Gebrauchtwagen versprochen hatte. Zum anderen machten den Roten die im Reifenkrieg mit Michelin unterlegenen Bridgestone-Reifen zu schaffen.

Das Ende vom Lied war, dass Schumacher in den ersten drei Rennen das Podium nur aus der Ferne sah und in Brasilien sogar zum ersten Mal seit fast zwei Jahren ausschied. 18 Punkte Rückstand hatte er zu diesem Zeitpunkt schon auf den Führenden Kimi Räikkönen.

Ausgerechnet in Imola kam die Wende. Schumacher gewann beim Ferrari-Heimspiel das letzte Rennen im alten Auto, bevor er mit dem neuen F2003-GA bei den folgenden Rennen in Spanien und Österreich gleich nachlegte.

Tod der Mutter: Schumi trauert

Imola war aber auch aus einem traurigen Grund ein einschneidender Moment in diesem Jahr. Wenige Tage vor dem Rennen war Schumachers Mutter nach einem Krebsleiden gestorben. Schumi trat trotzdem an, und trauerte auf dem Podium öffentlich.

Sportlich lief es mit einigen kleinen Aufs und Abs eigentlich bis zum Deutschland-GP gut. Eines der Abs war der Europa-GP auf dem Nürburgring, als Schumacher in der Dunlop-Kehre nach einer leichten Berührung mit seinem neuen Dauerrivalen Juan Pablo Montoya ins Kiesbett rutschte und stecken blieb. Erst mit Hilfe von Streckenposten kam er wieder zurück ins Rennen und wurde am Ende noch Fünfter.

Als Schumacher nach Hockenheim zum zwölften Saisonrennen kam, hatte er trotz solch kleiner Missgeschicke sieben Punkte Vorsprung in der WM. Beim Heimspiel spielte ihm dann jedoch kurz vor dem Ziel ein Reifenschaden einen Streich und sorgte dafür, dass er als Siebter nur zwei Punkte mitnahm.

Alonso erteilt die Höchststrafe

Noch viel schlimmer kam es in Ungarn. Der Ferrari war einfach nicht konkurrenzfähig und tuckerte geradezu im Feld mit - eine für Schumacher völlig ungewohnte Situation. Am Ende erhielt er sogar die Höchststrafe, als ihn Fernando Alonso bei seinem allerersten GP-Sieg überrundete. Immerhin rettete Schumacher als Achter einen Punkt ins Ziel.

Vor dem Italien-GP in Monza waren Montoya und Räikkönen plötzlich auf einen und zwei Punkte an Schumacher dran. Doch wie so oft in Monza wendete sich für Ferrari im königlichen Park das Blatt zum Guten. Schumacher gewann vor Montoya und setzte im Titelkampf ein Ausrufezeichen.

"In Monza haben wir das Titelrennen für uns gedreht", sagte Schumacher in seiner Biographie.

Räikkönen erst abgeschlagen, dann gefährlich nah

Richtig gedreht hat Schumacher die Sache dann beim vorletzten Rennen in Indianapolis. Er gewann vor Räikkönen, Montoya machte im Rennen einige Fehler und war als Sechster raus aus dem Titelrennen. Räikkönen hatte mit neun Zählern Rückstand nur noch theoretische Chancen.

Die wurden zum Abschluss in Suzuka aber plötzlich ziemlich praktisch. Im verregneten Qualifying stellte er seinen McLaren auf Startplatz acht, Schumacher wurde nur 14.

Im Rennen war Räikkönen schnell hinter Rubens Barrichello im zweiten Ferrari Zweiter, während Schumacher im Chaos versank. Bei einem dummen Überholversuch gegen Takuma Sato fuhr er sich den Frontflügel ab, musste an die Box und war plötzlich Letzter.

Wahnsinnige Aufholjagd in Suzuka

Bliebe er ohne Punkte und würde Räikkönen noch irgendwie an Barrichello vorbei kommen, wäre der Titel futsch. Also kämpfte sich Schumacher spektakulär durchs Feld, bis er den rettenden achten Platz erreicht hatte.

Dann jedoch eine zweite Kollision. Diesmal ausgerechnet mit Bruder Ralf. Der fuhr Schumi vor der Zielschikane unverschuldet ins Heck und drängte ihn von der Strecke. Zum großen Glück hatte der Ferrari außer einem Bremsplatten keinen Schaden davongetragen.

Es ging weiter, immer noch auf dem achten Platz. Dann die Zielflagge: Barrichello gewinnt vor Räikkönen, Schumacher wird Achter und ist damit nach einem kuriosen Rennen im Mittelfeld zum sechsten Mal Weltmeister.

Ein komisches Gefühl: "Das war schon alles sehr Nerven zerreißend. Selten war ich nach einem Rennen so aufgewühlt und durcheinander wie nach diesem", sagte Schumacher. "Wie schwer es auf einmal war, in die Punkteränge zu kommen..."

Damit sollte Schumacher im Jahr darauf keine Probleme haben. Mehr zur erneuten Ferrari-Dominanz im nächsten Teil der Serie: 2004.

Teil 12: 2002 -  "Let Michael pass.."

Teil 11: 2001 - Stallorder und Flugstunden

Teil 10: 2000 - WM-Saufgelage in der Karaoke-Bar

Teil 9: 1999 - Schumi-Crash in Silverstone kostet den Titel

Teil 8: 1998 -  "Willst du mich umbringen?"

Teil 7: 1997 - Schumachers schwärzeste Stunde

Teil 6: 1996 - Bloß raus aus der roten Gurke!

Teil 5: 1995 - Vom Intimfeind abgeschossen

Teil 4: 1994 - Ein Jahr Hölle mit Happy End

Teil 3: 1993 - Von Senna vorgeführt

Teil 2: 1992 - Beinahe-Schlägerei mit Senna

Teil 1: 1991 - Das Debüt-Jahr