Schumi & Rosberg: Zwei Rivalen, ein Problem

Von Alexander Mey
Michael Schumacher wurde bei seinem Comeback-GP in Bahrain Sechster
© Getty

Michael Schumacher und Nico Rosberg haben vor dem Australien-GP in Melbourne (Training, Fr., 6.30 Uhr im LIVE TICKER und bei SKY) ein gemeinsames Problem - und das trägt einen Stern auf der Nase. Während alle Welt nach persönlichen Differenzen zwischen den beiden bohrt, beschäftigt sie selbst nur eine Frage: Wie bekommen wir den Mercedes konkurrenzfähig? Erste Lösungsansätze gibt es bereits - und Hoffnung auf schlechtes Wetter.

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Als Michael Schumacher den Bahrain-GP nur als Sechster beendet hatte, war schnell klar, warum der siebenmalige Weltmeister bei seinem Comeback nicht eingeschlagen war wie eine Bombe. Nicht, weil er das Fahren verlernt hatte, sondern weil der Mercedes nicht den Ansprüchen auf einen Sieg genügte.

Untersteuern war schnell das Stichwort. Ein in der Vergangenheit typisches Schumi-Problem, das durch die schmaleren Vorderreifen 2010 noch verschärft wurde.

Auch Rosberg quält das Untersteuern

Aber wirklich nur ein Schumi-Problem? Nein, denn Nico Rosberg, der sowohl bei den Testfahrten als auch in Bahrain mit dem untersteuernden Auto besser zurechtzukommen schien als Schumacher, bestätigte im Vorfeld des Rennens in Melbourne, dass das Problem grundlegender ist.

"Da gibt es wirklich eine Menge Untersteuern. Ich komme damit generell auch nicht so gut zurecht, es wäre also ein großer Fortschritt für uns beide, wenn wir davon weniger hätten", sagte Rosberg. "Aber so einfach ist das nicht. Das ist ja nicht das einzige Problem. Wir müssen zwei Dinge tun, Leistung finden und die Balance des Autos verbessern. Da müssen wir den besten Kompromiss finden."

VIDEO: Eine Melbourne-Runde mit Vettel im Rennsimulator

Was hilft gegen Untersteuern - kurzfristig und langfristig?

Aber wie kann der kurzfristig aussehen? Wie andere Teams hat auch Mercedes neue Teile in Melbourne dabei. Ein modifizierter Frontflügel könnte erst einmal etwas Abhilfe schaffen, aber grundsätzlich muss der Mercedes leichter gemacht werden, damit man mit Zusatzgewichten arbeiten kann.

Denn langfristig bringt nur mehr Gewicht auf der Hinterachse ein Heilmittel gegen das böse Untersteuern. Die Vorderachse wird entlastet und die Räder lenken leichter in die Kurve ein.

Regenwahrscheinlichkeit steigt täglich

Für Melbourne sind die Aussichten für Schumacher und Rosberg trotzdem nicht allzu schlecht. In den Kurven des Albert Parks sollte sich Untersteuern nicht so negativ auswirken wie auf anderen Kursen. In Melbourne hat man tendenziell lieber ein leicht untersteuerndes Auto als ein übersteuerndes mit nervösem Heck.

Zudem könnte das Wetter dem deutschen Duo in die Karten spielen. Die Vorhersagen für das Wochenende werden von Tag zu Tag schlechter. War noch am Mittwoch nur für das Qualifying leichter Regen angesagt, liegt mittlerweile an allen drei Tagen die Wahrscheinlichkeit, dass es nass wird, bei 70 bis 80 Prozent.

Bei Regen werden Schwächen des Autos kaschiert. Der bessere Fahrer kann bei Nässe einen viel größeren Unterschied machen als bei Trockenheit. Und gute Fahrer - auch und gerade im Regen - sind sie beide.

Rosberg sieht Horror-Szenarien nicht bestätigt

Aber wer ist der bessere? Das fragen sich abseits der Diskussion um das Auto auch in Melbourne wieder alle Journalisten. Gibt es Neid und Missgunst bei Mercedes? Irgendetwas, dass die nach außen getragene gute Laune insgeheim trübt?

Nein. Das versichern Schumacher und Rosberg in beeindruckender Einigkeit. "Ich habe eine Menge schlimmer Sachen darüber gehört, wie es ist, Schumachers Teamkollege zu sein. Aber ich muss ehrlich sagen, dass es bis jetzt sehr gut läuft. Er ist offen, freundlich und hat keine Gedanken im Hinterkopf: 'Wie kann ich meinen Teamkollegen zerstören'", sagte Rosberg.

Schumacher: "Mir hat niemand in den Hintern getreten"

Und Schumacher? Leidet er darunter, das erste Duell in Bahrain verloren zu haben? "Ich bin deswegen ziemlich entspannt", sagte er. "Es ist kein Geheimnis, dass Nico ein sehr guter Fahrer mit einer Menge Potenzial ist. Es ist keine Schande, knapp hinter ihm zu landen, zumal es ja gerade erst mein erstes Rennen war."

Schumachers erstes kleines Fazit vor dem zweiten Rennen der zweiten Karriere: "Ich habe nicht davon geträumt, gleich allen anderen in den Hintern treten zu können. Aber mir hat auch niemand in den Hintern getreten."

Auch nicht Rosberg. Schließlich haben beide Silberpfeil-Piloten eine Mission: das Auto an die Spitze führen. Erst wenn es nicht mehr um die Plätze fünf und sechs, sondern um eins und zwei geht, werden sie sich vielleicht mehr Gedanken darüber machen, wie sie sich gegenüber dem anderen einen Vorteil verschaffen können.

Soweit wird es in Melbourne aber aller Voraussicht nach noch nicht sein.

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