Von wegen "Schleich-Schumi"!

Von Alexander Mey
Michael Schumacher absolvierte beim Bahrain-GP das erste Formel-1-Rennen seit Brasilien 2006
© Getty

Sechs deutsche Fahrer stehen in dieser Formel-1-Saison am Start, so viele wie noch nie. Michael Schumacher bekommt die meiste Aufmerksamkeit, aber den echten deutschen Fan interessieren auch die Leistungen aller anderen. SPOX blickt nach jedem Rennen durch die deutsche Brille und beurteilt die Leistungen des Sixpacks in der Einzelkritik.

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Und so funktioniert's: Mit Hilfe unseres GP-Rechners geben wir eine Prognose für jeweils vier Rennen ab. An dieser Prognose messen wir die tatsächlichen Leistungen von Michael Schumacher, Nico Rosberg, Sebastian Vettel, Nico Hülkenberg, Adrian Sutil und Timo Glock.

Rennanalyse: Alonso gewinnt - Vettel im Pech

Wer ist im Soll, wer hat uns positiv, wer negativ überrascht? Dabei geht es weniger um die genaue Position im Ranking, es geht um die Tendenz, darum, ob die Fahrer bei der Erfüllung ihrer Saisonziele auf Kurs sind. Denn gegen technische Ausfälle oder sonstige Zwischenfälle ist kein Fahrer gefeit. Und klar ist, dass sich solche Unwägbarkeiten unmöglich voraussagen lassen.

Die Einzelkritik zum Bahrain-GP

Die SPOX-Prognose für die Rennen in Bahrain, Australien, Malaysia und China

Platz 1: Sebastian Vettel (Saisonziel: Weltmeister werden)

Prognose: Platz 3 - 15 WM-Punkte

Ergebnis: Platz 4 - 12 WM-Punkte

Fahrerisch hat Vettel die Erwartungen an ihn voll erfüllt. Starke Qualifying-Runde auf die Pole-Position, guter Start, konstantes Rennen. Nach seinen Motorproblemen zudem ein großer Kampf, dem er immerhin noch Rang vier zu verdanken hat.

"Ich kann von Glück reden, überhaupt durchgekommen zu sein", sagte Vettel, ärgerte sich aber trotzdem über sein Pech, denn: "Eigentlich hätte ich gewinnen müssen."

So hat er nur 12 anstatt 25 Punkte geholt, und es ist genau das eingetreten, was zu befürchten war. Die fragile Technik des Red Bull hat gestreikt. Sich selbst hat Vettel absolut nichts vorzuwerfen, er war in Bahrain klar der Beste der sechs deutschen Fahrer.

Platz 2: Nico Rosberg (Saisonziel: Rennen gewinnen, Schumacher schlagen)

Prognose: Platz 6 - 8 Punkte

Ergebnis: Platz 5 - 10 Punkte

Das ganze Wochenende über war Rosberg immer einen Tick schneller als Teamkollege Schumacher. Mit Platz fünf hat er das Optimum aus dem Mercedes-Paket in Bahrain herausgeholt.

"Es ist natürlich schön für mich, dass ich das ganze Wochenende vor Michael war, aber das Wichtigste für uns ist, dass wir Fünfter und Sechster sind. Wir wollen jedoch Erster und Zweiter sein. Darum geht es im Moment", sagte Rosberg.

Im Ranking der deutschen Fahrer hat es immerhin zu Platz zwei für Rosberg gereicht.

 

Platz 3: Michael Schumacher (Saisonziel: Um den WM-Titel fahren)

Prognose: Platz 5 - 10 Punkte

Ergebnis: Platz 6 - 8 Punkte

Das Comeback des Michael Schumacher war absolut okay. Jeder, der deutlich mehr von ihm erwartet hatte, tut ihm Unrecht. Klar hat ihm im Qualifying noch die eine oder andere Zehntel auf Teamkollege Rosberg gefehlt, aber Schumacher fährt ja auch nicht im Team mit irgendeinem unerfahrenen Rookie. Rosberg gilt weithin als Weltmeister der Zukunft. Also ist es keine Schande, nach drei Jahren Pause im Rennen vier Sekunden langsamer zu sein.

"Nach drei Jahren Pause hatte ich heute wieder Spaß am Fahren, besonders zu Beginn mit meinem guten Start. Mit dem sechsten Platz kann ich sehr gut leben", sagte Schumacher.

Wer erwartet hatte, dass Schumacher das Ranking der deutschen Fahrer vom Start weg dominieren würde, wird über Platz drei enttäuscht sein. Wer aber realistisch an die Sache herangegangen ist, sieht diese erste Zwischenbilanz als solide Basis. Von "Schleich-Schumi" kann auf jeden Fall keine Rede sein.

Platz 4: Adrian Sutil (Saisonziel: Regelmäßig in die Punkte fahren, die Großen ärgern)

Prognose: keine Punkte

Ergebnis: Platz 12 - keine Punkte

Die Unkenrufe rund um Adrian Sutil haben sich bewahrheitet. Er zieht auch zu Beginn der neuen Saison Unfälle magisch an. Diesmal war er aber komplett schuldlos. Im Qualm von Mark Webbers Auto am Start konnte er nichts sehen und kollidierte unverschuldet mit Robert Kubica. Danach waren zwar keine Punkte mehr drin, aber das soll seine Wochenend-Leistung nicht allzu sehr schmälern. In Training und Qualifying war er sehr stark und hat sein Potenzial gezeigt.

"Das Wochenende lief eigentlich perfekt. Platz sechs wäre vielleicht möglich gewesen. Ich konnte immerhin die zweitschnellste Runde drehen. Und das auf den superweichen Reifen, die ich insgesamt 30 Runden drauf hatte", sagte Sutil.

Sutil hat zwar im ersten Rennen sein Saisonziel noch nicht erreicht, aber er hat fast noch mehr Potenzial angedeutet, als man ihm zugetraut hatte.

 

Platz 5: Timo Glock (Saisonziel: Ins Ziel kommen, bestes der neuen Teams werden)

Prognose: keine Punkte

Ergebnis: Ausfall - keine Punkte

Glock hat trotz seines relativ frühen Ausfalls im Rennen positiv überrascht. Im Qualifying hat er die nach den Tests stärker eingeschätzten Lotus hinter sich gelassen. Im Rennen hat er Heikki Kovalainen sehenswert überholt. Am Ende des Tages steht zwar nichts Zählbares, aber das war auch nicht zu erwarten.

"Wir hatten auf der Position, auf der wir lagen, einen ziemlich guten Kampf, und es war schön, wieder dieses Renngefühl zu haben. Dann verlor ich zunächst den dritten Gang, der fünfte folgte. Danach war es unmöglich weiterzumachen", sagte Glock.

Wenn niemand Erwartungen an einen hat, ist es recht einfach, gut auszusehen. Daher liegt Glock im Ranking hinter Sutil, obwohl auch seine Leistung gut war.

Platz 6: Nico Hülkenberg (Saisonziel: Barrichello schlagen, regelmäßig Punkte holen)

Prognose: Platz 9 - 2 Punkte

Ergebnis: Platz 14 - keine Punkte

Aus deutscher Sicht die einzige Enttäuschung des Rennens. Der Debütant zahlte Lehrgeld, als er sich gleich zu Beginn des Rennens auf einer Bodenwelle wegdrehte und aussichtslos zurückfiel. Auch im Qualifying konnte er noch nicht ganz mit Rubens Barrichello mithalten.

"Supergut war mein Debüt nicht gerade. Meine Rennpace war nicht die beste, speziell zum Schluss auf den weicheren Reifen. Es war aber sehr lehrreich und gut, dass ich durchgefahren bin und die Erfahrung mitgenommen habe, auch wenn ich nicht erfolgreich war."

Kein Auftakt nach Maß für den ehrgeizigen Hülkenberg, aber immerhin ist er sein erstes Rennen zu Ende gefahren. Das hat Schumi nicht geschafft...

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