Vettel und Schumacher als Spione unterwegs

SID
Sebastian Vettel versucht, sich dem Mercedes von Michael Schumacher zu nähern
© Getty

Beim gemeinsamen Training ergibt sich für die Fahrer immer die Möglichkeit, die Konkurrenz etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Für Michael Schumacher ist dies "essenziell".

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Schlendern, schauen, spicken: Die Reihenfolge bei ihrem ersten direkten Duell war Michael Schumacher und Sebastian Vettel egal, die kleinen Feinheiten am Auto des Konkurrenten dagegen interessierten die beiden deutschen Formel-1-Stars in Jerez brennend.

Sowohl Altmeister Schumacher als auch Shooting-Star Vettel nutzten bei den Testfahrten jede Gelegenheit, mal den einen oder anderen Blick schweifen zu lassen.

"Die Feindbeobachtung ist essenziell, wenn man genau wissen will, wo man steht und wie die anderen Teams aufgestellt sind", sagte der 41-jährige Schumacher nach seinem zweiten Auftritt in Jerez am Samstag, als er als Tagesfünfter knapp sechs Zehntelsekunden vor dem sechstplatzierten Vettel lag und im ersten deutschen Prestige-Duell damit die Nase vorne hatte.

Vettel guckt sich Silberpfeil genauer an

Was den 22 Jahre alten Heppenheimer aber nicht störte. "Es war schön, nach so langer Zeit mal wieder im Auto zu sitzen", meinte er nach seinen ersten beiden Testtagen im neuen Red-Bull-Renault, der als letztes Auto aus dem Kreis der Top-Teams erst am Mittwoch vorgestellt worden war.

Als er am Nachmittag wegen eines Problems einige Zeit verlor, nutzte er die unfreiwillige Pause, um durch die Boxengasse zu schlendern und sich unter anderem Schumachers Mercedes-Silberpfeil ganz genau anzuschauen.

Den anderen unter die Haube schauen

"Wenn man selbst nicht fahren kann, muss man sich irgendwie beschäftigen. Da nutzt man auch mal die Zeit, ein bisschen rumzugucken und zu schauen, was die anderen unter der Haube haben. Man kann schon das eine oder andere sehen, was vielleicht interessant ist", sagte Vettel.

Denn wegen des viel größeren Gewichtsunterschiedes durch die neuen größeren Tanks von bis zu 165 Kilogramm ist es für die Teams viel schwieriger geworden, die Zeiten der Konkurrenten einzuordnen.

"Man kann derzeit mit den Benzinmengen und auch der Gewichtsverteilung so herumspielen, dass es auch für uns noch immer schwierig ist, das wahre Kräfteverhältnis zu kennen", sagte Schumacher: "Für mich sieht es derzeit so aus, dass die erwarteten vier Teams - wir, Ferrari, Red Bull, McLaren - vorne sind, aber auch Sauber wirkt bis jetzt sehr gut."

Auch Vettel kann noch nicht wirklich einschätzen, "wo wir genau stehen, weil jeder ein bisschen was anderes macht und die Rundenzeiten aufgrund der neuen Regeln mit dem großen Tank zwei, drei, vier Sekunden rauf und runter gehen".

Sutil: "Hatte noch nie ein so gutes Gefühl"

Daher ist auch nicht genau zu sagen, wie gut beispielsweise der Force-India-Mercedes von Adrian Sutil wirklich ist, mit dem er am Samstag fast die Bestzeit markiert hätte und erst kurz vor Ende des Testtages noch von Lewis Hamilton (Großbritannien) im McLaren-Mercedes abgefangen wurde.

"Ich hatte von Anfang an ein sehr gutes Gefühl. Schon nach drei Runden hatte ich einen guten Eindruck, wo wir stehen", lobte Sutil sein neues Auto: "Früher hatte ich nie ein so gutes Gefühl vor einer Saison. Deshalb freue ich mich auf das erste Rennen."

"Erst beim Saisonstart klüger"

In der am 14. März in Bahrain beginnenden Saison will er von Beginn an um Punkte kämpfen. Vettel, Schumacher und dessen Silberpfeil-Teamkollege Nico Rosberg dagegen wollen den WM-Titel ins Visier nehmen.

"Zum Ende dieser Testwoche können wir sagen, dass das Auto einen guten Eindruck macht. Aber wie immer in dieser Phase vor der Saison kann da noch eine ganze Menge passieren. Ich denke, erst beim Saisonstart werden wir wirklich klüger sein", erklärte Schumacher.

Timo Glock wäre schon froh, wenn er in der kommenden Woche bei den nächsten Tests in Jerez mehr als die bislang 16 Runden in seiner neuen "Jungfrau" drehen kann. Sein Teamkollege Lucas di Grassi (Brasilien) hatte am Samstag das Auto von Neueinsteiger Virgin erstmals 63 Runden bewegt.

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