Gericht hebt Briatore-Ausschluss auf

SID
Flavio Briatore (r.) hat gut lachen: Er kann wieder in den F-1-Zirkus zurückkehren
© Getty

Der frühere Renault-Teamchef Flavio Briatore ist vor einem Gericht in Paris erfolgreich gegen seinen lebenslangen Ausschluss aus der Formel 1 vorgegangen.

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Erfolg für Flavio Briatore: Ein Pariser Gericht hat den Ausschluss des ehemaligen Teamchefs von Renault aus der Formel 1 für ungültig erklärt. Die FIA kündigte Berufung an.

Freie Fahrt für Flavio Briatore: ein Gericht in Paris hat den lebenslangen Formel-1-Ausschluss des früheren Renault-Teamchefs wegen der Verwicklung in den Unfall-Skandal von Singapur wegen Unregelmäßigkeiten aufgehoben.

Zudem wurde die Strafe gegen Renaults ehemaligen Technischen Direktor Pat Symonds, der für fünf Jahre gesperrt worden war, für ungültig erklärt. Der Automobil-Weltverband FIA kündigte umgehend an, gegen dieses Urteil möglicherweise in Berufung zu gehen.

"Mir ist es wichtig, meine große Freude über diese Entscheidung zum Ausdruck zu bringen. Diese Entscheidung gibt mir die Würde und die Freiheit zurück, die man mir genommen hat", schrieb Briatore in einer Stellungnahme.

FIA akzeptiert Urteil nicht

Trotz der Niederlage vor Gericht lehnte die FIA eine Aufhebung der lebenslangen Sperre gegen Briatore zunächst ab. "Die Entscheidung des Gerichts ist nicht rechtskräftig, solange die Einspruch-Optionen der FIA nicht ausgeschöpft sind", stellte der Weltverband in einer Pressemitteilung fest: "Bis dahin wird die Entscheidung des World Motor Sport Councils weiter Bestand haben."

Die FIA kündigte allerdings nicht explizit einen Einspruch, sondern nur die Prüfung eines solchen an. 'Die Möglichkeit der FIA, diejenigen auszuschließen, die vorsätzlich das Leben anderer gefährden, ist niemals in Zweifel gezogen worden. Mit Blick auf diesen Punkt wird die FIA sorgfältig ihre Einspruchmöglichkeiten prüfen', hieß es in der Stellungnahme.

"Formel Kind" hat Priorität

Eine Rückkehr in die Formel 1 kommt für ihn vorerst nicht in Frage. "Die einzige Formel, die mich jetzt interessiert, ist die Formel Kind", sagte Briatore im Interview mit dem italienischen TV-Kanal RAI 2. Briatores Frau Elisabetta Gregoraci soll bald ihr erstes Kind zur Welt bringen.

"Ich bin sehr glücklich. Ich hätte die Angelegenheit lieber innerhalb der Formel 1 gelöst, doch das war mit Max Mosley nicht möglich", sagte Briatore mit Blick auf seinen Erzfeind Mosley, den ehemaligen Präsidenten des Weltverbandes FIA: "Die einzige Möglichkeit war, sich an ein wirklich unabhängiges Gericht zu wenden."

Er sei nun beruhigt, sagte Briatore, nach dessen Auffassung das Verfahren gegen ihn in einem privaten Rachefeldzug Mosleys seinen Ursprung hatte: "Das Leid, das mir die FIA-Sperre zugefügt hat, ist groß. Das Leid, das mir Mosley zugefügt hat, war riesig."

Strafe ist laut Gericht "illegal"

Das Gericht bezeichnete die Strafe der FIA am Dienstag als illegal. Der vorsitzende Richter Christian Hours sprach Briatore 15. 000 Euro und Symonds 5000 Euro Entschädigung zu.

Briatore hatte neben der Aufhebung der Sperre auch Schadenersatz gefordert, seine Vorstellungen lagen allerdings bei einer Million Euro. Symonds hatte auf 500.000 Euro gehofft. Die FIA wurde angewiesen, innerhalb von 15 Tagen ihre Mitglieder zu informieren und die Maßnahmen zu annullieren. Bei Nicht-Erfüllung drohen pro Tag 10.000 Euro Strafe.

Briatores Anwalt Philippe Ouakrat sprach von einem "außergewöhnlichen Urteil" für seinen Mandanten: "Wir haben praktisch alles bekommen, wonach wir gefragt haben", sagte Ouakrat und forderte die FIA auf, das Urteil zurückzunehmen.

Das Gericht stellte am Dienstag in seiner Urteilsbegründung klar, dass es nicht über die Schuld von Briatore und Symonds in dem konkreten Fall entscheiden könne. Allerdings sei es berechtigt, das Verfahren der FIA zu beurteilen, und in diesem sei die FIA nicht berechtigt gewesen, "dritte Personen", die nicht Mitglieder seien, zu bestrafen. Briatore und Symonds hatten seinerzeit noch vor der Anhörung durch das World Motor Sport Council der FIA am 21. September in Paris das Renault-Team verlassen.

Beweislage nicht ausreichend

Das Gericht gelangte außerdem zu der Ansicht, dass die Beweislage zu dünn gewesen sei. Zudem war ein wichtiger Zeuge nur anonym aufgetreten und konnte damit von der Verteidigung nicht vernommen werden.

Neben einer eidesstattlichen Erklärung von Nelson Piquet junior, der ausgesagt hatte, auf Anweisung von Briatore und Symonds den Unfall beim Großen Preis von Singapur absichtlich provoziert zu haben, lag der FIA noch die Aussage eines Teammitglieds von Renault vor, dessen Name allerdings nicht genannt wurde. Begünstigt von der Safety-Car-Phase nach dem Unfall hatte Piquets damaliger Renault-Kollege Fernando Alonso (Spanien) das Rennen in Singapur gewonnen.

Briatore hatte der FIA vorgeworfen, dass das gegen ihn gesprochene Urteil schon vorab festgestanden habe. Die FIA hatte diese Behauptung zurückgewiesen und erklärt, die Entscheidung, den Italiener lebenslang zu sperren, sei von einer "überwältigenden Mehrheit der anwesenden Mitglieder" gefällt worden.

Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone, selbst eines der 26 Mitglieder des FIA World Councils, hatte offenbar bereits Probleme mit der Urteilsformulierung befürchtet, als er wenige Tage danach sagte: "Was mir nicht gefiel, war der Ausdruck "lebenslang". Nicht mal, wenn Sie heute einen umbringen, kommen Sie lebenslang ins Gefängnis. 50 Jahre hätte besser geklungen. Für Flavio hätte es auch lebenslänglich bedeutet."

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