Darum fährt Schumi 2010 für Mercedes

Von Alexander Mey
Michael Schumacher hat vor kurzem das Kart-Event im brasilianischen Florianapolis gewonnen
© Getty

Comeback von Michael Schumacher? Schon in dieser Woche soll laut Medienberichten aus dem Frage- ein Ausrufezeichen werden. Comeback von Michael Schumacher! SPOX hat sich schon jetzt an allen Fronten umgehört und kommt zu dem Schluss: Es gibt eigentlich keinen Grund, am Schumi-Comeback bei Mercedes zu zweifeln. Die Indizienkette ist einwandfrei.

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Zu Beginn ein Zitat von mySPOX-User "kingofmix": "Ich glaube es erst, wenn es soweit ist." Recht hat er, schließlich ist Deutschland seit dem geplatzten Comeback in der vergangenen Saison voll von gebrannten Kindern.

Aber der Glaube an ein erneutes Schumacher-Comeback ist weder Hirngespinst noch Wunschdenken. Es ist wahrscheinlich. Mehr noch: Es spricht alles dafür.

Indiz 1: Schumacher und Mercedes haben eine lange gemeinsame Geschichte

Angesichts von mittlerweile knapp 15 Jahren Zusammenarbeit mit Ferrari vergisst man leicht, dass Michael Schumachers große Karriere dank Mercedes erst ins Rollen kam. 1990 setzte Mercedes den damals 21-jährigen Schumacher neben den erfahrenen Jochen Mass in einen Gruppe-C-Sauber-Mercedes, um ihm eine Chance auf international beachteter Bühne zu geben.

Ein Jahr und zahlreiche Erfolge des Junior-Teams um Schumacher, Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger später verschaffte ihm Norbert Haug, seit 1990 Mercedes-Rennleiter, für angeblich 200.000 Mark ein Formel-1-Cockpit bei Jordan - der Beginn seiner großen F-1-Karriere war gemacht. Schon damals hatte Haug den Hintergedanken, Schumi irgendwann in das geplante Formel-1-Team von Mercedes zu lotsen. 1998 sollte der Deal klappen, es gab intensive Gespräche zwischen Schumi und McLaren-Mercedes. Doch letztlich blieb der Deutsche bei Ferrari. Eine Tatsache, die Haug seither immer öffentlich bedauert hat.

"Norbert Haug und Michael Schumacher sind seit vielen Jahren gut befreundet, Haug war immer gut zu Schumi, auch als Konkurrent", bestätigt SKY-Experte Jacques Schulz im Gespräch mit SPOX. Ex-Formel-1-Fahrer Hans-Joachim Stuck fügt hinzu: "Mit dem eigenen Team hat Mercedes schon den ersten Coup gelandet. Eine Verpflichtung von Schumacher ist da nur die logische Konsequenz."

Indiz 2: Schumachers Abschied von Ferrari ist kein unlösbares Problem

Das Argument der Skeptiker, Schumi könne es sich nicht leisten, von Ferrari zu einem Konkurrenten zu wechseln, zieht nicht. "Seine Karriere bei Ferrari hat ein Ende gefunden", sagt Schulz und meint damit: Ferrari und Schumacher haben sich seit dem Rücktritt 2006 - wie sagt man so schön - auseinander gelebt. Nachdem Schumi die Nachfolge von Jean Todt als Teamchef abgelehnt hatte, fand die Scuderia keine richtige Verwendung für ihren Star. Der Job als Berater und Entwickler von Privatwagen war von Anfang an so schwammig, dass nicht einmal Schumi selbst genau erklären konnte, was er den ganzen Tag macht.

Erst vor kurzem hat Schumacher zwar zugestimmt, seinen Beratervertrag zu verlängern, aber dem Vernehmen nach nur mündlich gegenüber Präsident Luca di Montezemolo. Eine Unterschrift gibt es nicht. Und diese mündliche Vereinbarung soll di Montezemolo schon gelöst haben. "Es stimmt, dass das Verhältnis zwischen Schumacher und Ferrari abgekühlt ist, aber trotzdem sind er und di Montezemolo noch Freunde. Der Ferrari-Boss gibt Schumacher frei, weil er an das Wohl der ganzen Formel 1 denkt", sagt Schulz. Di Montezemolo ist zuvor mit seinem Versuch gescheitert, 2010 einen dritten Ferrari an den Start zu bringen, um ein Comeback von Schumi bei den Roten zu ermöglichen.

Bleibt die Frage, wie man den Fans einen Wechsel Schumachers von Ferrari zu Mercedes erklärt. Zumal Schumi ja angeblich nicht nur fahren, sondern nach der aktiven Karriere sogar Mercedes-Markenbotschafter werden soll.

Für die Experten kein Problem. "Mercedes ist in der Kommunikation traditionell sehr stark. Dort arbeiten mehr Profis in der Marketing-Abteilung als bei Ferrari", sagt Schulz. Stuck fügt hinzu: "Schumacher kommt aus dem Ruhestand in einen neuen Job. Das ist völlig legitim. Zudem ist es logisch, nach der aktiven Karriere bei der letzten Firma weiterzuarbeiten. Das kennt man ja auch aus anderen Sportarten. Ganz davon abgesehen, dass Mercedes und Ferrari auf dem Straßenwagen-Markt keine direkten Konkurrenten sind."

Indiz 3: Schumacher will es unbedingt noch einmal wissen

"Ich weiß, dass Michael überlegt, zurückzukommen und Interesse daran hegt, eine komplette Saison zu fahren", sagte Niki Lauda, ein alter Vertrauter von Michael Schumacher "n-tv". Dafür spricht, dass sich Schumacher nach dem geplatzten Comeback in der vergangenen Saison immer geweigert hat, einen neuerlichen Versuch auszuschließen. Er hat offenbar nur auf eine passende Gelegenheit gewartet.

Angst davor, sich seinen Ruf zu ruinieren, hat Schumi nicht. Muss er auch nicht. "Es ist gar nicht nötig, dass Schumacher Weltmeister wird", prognostiziert Schulz. "Es reicht, wenn er mit den Besten mithalten und ein Lehrer für Nico Rosberg sein kann." Ähnlich sieht es auch Stuck: "Die Kombination Schumacher/Mercedes ist mit Sicherheit siegfähig."

Button warnt Schumi: "Er setzt seinen Ruf aufs Spiel"

Indiz 4: Die Anziehungskraft von Ross Brawn

Ein ganz wichtiges Argument für ein Comeback bei Mercedes ist sein Teamchef und guter Kumpel Ross Brawn. Unter seiner Leitung hat Schumi alle sieben WM-Titel geholt. "Er weiß genau, was er an Brawn hat", bestätigt Schulz.

Lauda wird gegenüber "Bild" sogar noch deutlicher: "Ich glaube, als Ross Brawn und Mercedes ein Team geworden sind, da hat er erstmals wieder ernsthaft an ein Comeback gedacht. Der Weltmeistermacher Brawn, Mercedes und Rekordweltmeister Michael Schumacher. Das wäre das Meisterstück von Mercedes schlechthin, und das Meisterstück für die gesamte Formel 1."

Martin Brundle, Mitglied des British Racing Drivers Clubs, berichtet von einem Essen mit Ross Brawn, bei dem er auf die Frage nach den Schumi-Gerüchten wenig souverän reagierte. "Könnt Ihr bitte eine andere Frage stellen", soll Brawn gesagt haben. "Mir kam es so vor, als wäre Ross gerade von einem Treffen mit Schumacher gekommen", sagt Brundle. "Es wirkte, als hätten wir ihn auf dem falschen Fuß erwischt."

Indiz 5: Die Dementis sind schwammig bis unglaubwürdig

Dass Schumacher selbst außer einem Lächeln und einem unverbindlichen "Wer weiß?" in den letzten Wochen keine Dementis zu bieten hatte, ist nicht neu. Aber auch sein Umfeld trägt nicht gerade dazu bei, die Situation zu beruhigen.

"BBC"-Autor Andrew Benson berichtet in seinem Blog von einem Telefonat mit Schumis Pressesprecherin Sabine Kehm. Sie erklärte: "Ich möchte Ihnen nichts dazu sagen." Er entgegnete: "Weil es nichts zu sagen gibt oder weil Sie nichts sagen können?" Sie antwortete: "Weil ich nichts sagen kann." Klare Dementis klingen ganz anders.

Ebenso bei Mercedes. Die sagen seit Wochen nur: "Es wird immer spekuliert, solange ein Sitz in unserem Team nicht besetzt ist. Und manche Spekulationen sind eben auch Träume, die nicht in Erfüllung gehen."

Bleibt noch Schumis Manager Willi Weber. Der dementiert zwar ausdrücklich ein Comeback. Aber das hat er auch beim ersten Mal getan. Zitat vom 27. August zum kolportierten Schumi-Comeback bei Ferrari als Ersatz von Felipe Massa: "Michael wird auf keinen Fall in Valencia im Auto sitzen. Das ist ausgeschlossen." Wenige Tage später verkündete Schumi seine Rückkehr.

Indiz 6: Der Nacken soll diesmal halten

Das größte Argument der Skeptiker: Warum sollte Schumachers Nackenverletzung, die noch das erste Comeback vor gut drei Monaten verhindert hat, jetzt halten?

Endgültig ausräumen soll diese Unwägbarkeit ein Medizincheck Anfang der Woche. Aber schon jetzt ist aus dem Umfeld von Schumacher und seinem Arzt Dr. Johannes Peil zu hören: Der Nacken wird diesmal halten. "Dr. Peil sagt, dass Michael Riesenfortschritte macht. Er könnte fahren, wenn er wollte", sagt Willi Weber.

Fazit: Es muss einfach klappen

Der Überblick über all diese Indizien liefert zwar keinen Beweis dafür, dass Schumacher in den kommenden Tagen sein Comeback verkünden wird, aber sie geben eine eindeutige Richtung vor. Sollte nichts Unvorhergesehenes passieren, wird die Formel-1-Sensation des Jahres im zweiten Anlauf Wirklichkeit werden.

Das meinen auch 68 Prozent der SPOX-User. Sie wünschen sich zum großen Teil die Rückkehr des Champions.

Zum Abschluss noch einmal ein Zitat eines mySPOX-Users: "Wie geil ist das denn?", schreibt "TheHandOfGod". "Bitte lass es wahr sein! Mein größter Wunsch, Schumi noch mal zu sehen, geht vielleicht in Erfüllung."

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