Jaime - total verwirrt

Von Robert Seiwert
Hatte erst einen Blackout und dann einen Getriebeschaden: Jaime Alguersuari
© xpb

Ein Villeneuve auf Jobsuche, Strafen fürs Händchenhalten, schwafelnde Promis und ein deprimiert-nüchterner Mario Theissen: Beim Rennen in Abu Dhabi gab es viele Kuriositäten. Aber der völlig verwirrte Jaime Alguersuari überstrahlte alles.

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Platz 8: Rennen der Superlative und -verbote

Was gehört zu einem guten Formel-1-Rennen? Richtig, Boxenluder und Schampus für den Sieger. Was gab's beim Super-Rennen in Abu Dhabi nicht? Richtig, Gridgirls und Alkohol. Beides verboten! Für die Jungs auf dem Podest gab's stattdessen Rosenwasser zum Rumspritzen. Ob das besser schmeckt als Champagner? In Abu Dhabi kann man per Gesetz übrigens sogar verhaftet werden, wenn man öffentlich Händchen hält. Was hat wohl Jenson Button mit seiner Supermodel-Freundin Jessica Michibata in der Boxengasse getrieben? Händchen gehalten sicherlich nicht...

Platz 7: Heiratsantrag per Boxentafel

Witziger Einfall eines Brawn-Mechanikers: Wo vorher noch BUT P3 (für Buttons dritten Platz) zu lesen war, ersetzte der findige Schrauber mal eben 19 Buchstaben auf der Boxentafel. Heraus kam: "Will you marry me Fatna". Zu einem außergewöhnlichen Rennen gehört eben auch ein entsprechender Heiratsantrag. Das finden wir gut und deshalb fordern wir: "Fatna, heirate ihn!" Der Herr wird nach Einzel- und Konstrukteurs-WM zumindest einen ordentlichen Gehaltsbonus bekommen haben - gute Voraussetzung für eine glückliche Ehe.

Platz 6: Strafe zum Abschied

Das gibt es auch nicht alle Tage. Fernando Alonso kassierte eine Strafe, weil er das Geschwindigkeits-Limit in der Boxengasse überschritten hatte - vor dem Rennen! Vielleicht hatte er das Signal zur Startaufstellung überhört. Auf jeden Fall wurde er in der 100er-Zone mit exakt 11,2 km/h zuviel "geblitzt". Das macht dann locker-flockige 2400 Euro Strafe zum Abschied bei Renault. Und wir Ottonormal-Fahrer beschweren uns über die saftigen Bußgelder.

Platz 5: Bimmel-Bingo mit Jacques

Haben Sie während des Abu-Dhabi-Wochenendes das Klingeln in der Boxengasse gehört? Nein? Das war Jacques Villeneuve. Der lief sprichwörtlich mit der Kuhglocke umher und klingelte bei den Teams an - auf der Suche nach einem Job für 2010. Bei folgendem Dialog ist nur der letzte Satz wirklich so gefallen:

"Dingdong", machte es an den Türen der Teams.

"Hallo, wer da?"

"Hier ist Jacques Villeneuve."

"Wie können wir Ihnen helfen?"

"Ich will wieder Formel 1 fahren. Habt Ihr vielleicht einen Job für mich?"

"Wie alt sind Sie denn?!"

"Knackige 38. Bestes Rennfahrer-Alter!"

"Und was können sie so?"

"Ich war schon immer gut in puncto Spritverbrauch oder Reifenverschleiß und solchen Dingen."

Platz 4: Ein Bier geht noch

BMW verabschiedet sich aus der F1, und mit dem Team auch Motorsport-Chef Mario Theissen. Nach dem letzten Rennen wurde der sonst so coole 57-Jährige doch noch gefühlsduselig: "Wenn die Spannung abfällt und du inmitten der Mannschaft stehst, die vier Jahre lang enorm hart für dieses Team gearbeitet hat, dann ist das schon ein sehr spezieller Moment. Man hat ein Bier in der Hand - vielleicht das letzte." Das letzte Bier? Für immer?! Das wäre wirklich das Allerletzte.

Platz 3: Promis en masse

Abu Dhabi: Alles teuer. Alles groß. Alles spektakulär. Und alles voller Promis. Die Beyonce, der Jamiroquai-Typ und Naomi Campbell, um nur einige zu nennen. Und natürlich unsere Tennis-Legende, der Becker Boris. Während sich bei Box-Events C-Promis nach den Kämpfen ihre zuweilen unsäglichen Kommentare oft leider nicht verkneifen können, machte es der Boris in Sachen F1 ganz souverän - und sprach einfach nur über die Rennstrecke: "Futuristisch! So muss eine Rennstrecke im Jahr 2015 sein. Jetzt haben wir 2009. Wir sind alle sehr beeindruckt." Richtig, wir haben 2009 - Boris bringt es auf den Punkt. Beeindruckend.

Platz 2: Hillary und die Scheichs

Nicht nur Stars aus Musik und Sport waren nach Abu Dhabi gereist, sondern auch ein Polit-Promi aus den USA. Nein, nicht Obama. Aber immerhin Hillary Clinton, ihres Zeichens US-Außenministerin. Die saß auch nicht mit dem Promi-Pöbel auf den VIP-Tribünen, sondern wurde von der Scheichfamilie in den Sonnenturm mitten auf der Strecke eingeladen. Vielleicht ging es bei den Gesprächen ja um den Erdöl-Handel, den beide Länder so rege betreiben. Ob Frau Clinton bei ihrem Besuch mit Ölkanistern in der Boxengasse gesichtet wurde, ist nicht überliefert.

Platz 1: Alle Augen auf Alguersuari

Es war mit Abstand die kurioseste Aktion des Rennens. Ein offensichtlich völlig verwirrter Jaime Alguersuari steuerte in der 20. Runde die Box an. Allerdings steuerte der gute Jaime an seinen Toro-Rosso-Jungs vorbei - und stand plötzlich vor der Red-Bull-Crew! Im Gegensatz zu Alguersuari waren die allerdings auf der Höhe des Geschehens und gaben dem Spanier händeringend zu verstehen, er möge doch bitte Platz für den im Kampf um Platz eins heranrauschenden Sebastian Vettel machen. Alguersuari fiel in der nächsten Runde aus, allerdings nicht aus Spritmangel, wie böse Menschen denken könnten. Offizell hatte er einen Getriebeschaden. War aber alles nicht seine Schuld, schließlich ähneln sich die Teamfarben von Red Bull und Toro Rosso doch sehr. Außerdem stand er so auch mal im Rampenlicht.

Abu-Dhabi-GP: Vettel siegt und stichelt gegen Button