Jean Todt ist neuer FIA-Präsident

SID
Jean Todt auf Wahlkampftour mit seiner Lebensgefährtin Michelle Yeoh
© Getty

Jean Todt ist neuer FIA-Präsident und damit Nachfolger von Max Mosley. Der Ex-Sportchef von Ferrari setzte sich bei der Wahl der FIA-Generalversammlung gegen Ari Vatanen durch. Michael Schumacher reagierte begeistert.

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Der Franzose Jean Todt ist neuer Präsident des Automobil-Weltverbandes FIA. Die Generalversammlung der FIA wählte den 63 Jahre alten früheren Ferrari-Sportchef zum Nachfolger des Briten Max Mosley, der nach 16 Jahren an der Spitze des Verbandes nicht mehr angetreten war.

Todt setzte sich am Freitag in Paris bei der Wahl gegen den früheren Rallye-Weltmeister Ari Vatanen aus Finnland durch. Auf Todt entfielen 135 Stimmen. Für Vatanen, zu dessen Führungsmannschaft auch ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk aus Rosenheim als 1. Vize-Präsident Sport und ADAC-Präsident Peter Meyer aus Mülheim an der Ruhr als einer von sieben Vize-Präsidenten Mobilität gehört hätten, stimmten nur 49 Delegierte. Dazu gab es 12 Enthaltungen oder ungültige Stimmen.

Todt erleichtert, Schumi begeistert

"Ich bin erleichtert. Es war eine extrem fesselnde Erfahrung", sagte Todt in seiner ersten Pressekonferenz als neuer FIA-Chef: "Ich liebe es zu handeln, einen Unterschied zu machen. Ich freue mich jetzt darauf, die ganzen Länder zu sehen, die meine Kandidatur unterstützt haben." Vor der Abstimmung hatte er versprochen, dass die Arbeit seines Teams auf Konsens, nicht auf Konfrontation basieren werde: "Wir wollen die Formel 1 so weiterentwickeln, dass alle Beteiligten profitieren, die Teams und die Fans."

"Das ist positiv, sehr positiv", schrieb Todts Unterstützer Michael Schumacher auf seiner Homepage. "Ich habe hautnah miterlebt, wie klar und deutlich Jean die Wahl zum FIA-Präsidenten gewonnen hat: 135 zu 49 Stimmen, da muss man gar nichts weiter sagen. Der richtige Mann hat gewonnen. Natürlich freue ich mich sehr für ihn, denn sowohl als Freund als auch als Motorsportler war ich ja schon von Anfang an davon überzeugt, dass er der kompetentere Mann dafür ist."

"Konsens" statt "Konfrontation"

"Die Arbeit meines Teams wird auf Konsens, nicht auf Konfrontation basieren", hatte Todt vor der Abstimmung angekündigt: "Wir wollen die Formel 1 so weiterentwickeln, dass alle Beteiligten profitieren, die Teams und die Fans."

Todt war nach seiner Zeit als Rallye-Beifahrer und dem Gewinn der Konstrukteurs-WM 1981 an den Kommandostand gewechselt und richtig durchgestartet. Vier Titel in der Rallye-WM, vier Triumphe bei der Dakar-Rallye und zwei Siege bei den 24 Stunden von Le Mans waren allerdings nur die Ouvertüre für sein eigentliches Lebenswerk: Die Wiederbelebung von Ferrari.

Steile Karriere bei der Scuderia

1993 übernahm "Napoleon", wie Todt oft genannt wird, die Sportabteilung der Scuderia und schuf das Dream Team um Michael Schumacher und den Technischen Direktor Ross Brawn. Schumacher wurde fünfmal in Folge Weltmeister, insgesamt holte Ferrari unter Todt 13 WM-Titel und 98 GP-Siege. Der Franzose stieg sogar bis zum Generaldirektor des Sportwagenbauers auf und wurde rechte Hand von Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo. Jetzt hat er mit dem FIA-Vorsitz den Höhepunkt seiner Karriere erreicht.

Im Streit zwischen der FIA und der Teamvereinigung FOTA um die Zukunft der Formel 1 hatte Mosley Ende Juni das Handtuch geworfen, um die drohende Spaltung der Königsklasse zu verhindern. Der Brite hatte gegen den Willen der Teams unter anderem eine Budget-Obergrenze von 45 Millionen Euro durchdrücken wollen, war aber an der Einigkeit der Hersteller gescheitert. Erst seine Ankündigung, sich nicht noch einmal zur Wahl zu stellen, machte den Weg für eine Einigung frei.

Danach hatte sich zunächst Vatanen Anfang Juli öffentlich um Mosleys Nachfolge beworben. Erst einige Tage später reichte auch Todt seine Kandidatur ein, nachdem ihn zuvor bereits Mosley in einem Brief an die FIA-Mitgliedsklubs als seinen Wunsch-Nachfolger genannt hatte. Vatanen beschwerte sich mehrfach darüber, dass Mosley sich in dieser Angelegenheit nicht neutral verhalten und massiv Todt unterstützt habe. Der Brite erklärte daraufhin, dass er den Franzosen für den weitaus geeigneteren Kandidaten halte.

Öffentlicher Disput im Vorfeld der Wahl

In den vergangenen Wochen wurde der Streit zwischen Mosley und Todt auf der einen und Vatanen auf der anderen Seite mehr und mehr öffentlich ausgetragen. Vatanen rief sogar ein französisches Gericht an, um die neutrale Durchführung der Wahl überprüfen zu lassen, da seiner Meinung nach auch FIA-Mitarbeiter Todts Kampagne unterstützt hätten. Zu Beginn dieser Woche zog Vatanen nach einem vorbereitenden Treffen mit Mosley und Todt seine Klage dann aber zurück. Die FIA hatte ihrerseits zuvor Briefwechsel zwischen Mosley und Vatanen veröffentlicht.

Vatanens Befürworter waren vor allem die Automobilhersteller und große FIA-Mitgliedsklubs wie der deutsche ADAC oder der AAA aus den USA. Todts Anhänger kamen mehr aus dem Motorsport. Neben Mosley wusste der kleine Franzose unter anderem auch Formel-1-Boss Bernie Ecclestone oder Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher hinter sich.

Head-to-Head: Die beiden Kandidaten