Schumi mischt sich in Wahlkampf ein

Von Alexander Mey
Jean Todt holte Michael Schumacher 1996 ins Ferrari-Team
© Getty

Rund eine Woche vor der Wahl zum neuen FIA-Präsidenten spitzt sich die Lage immer weiter zu. Ins Rennen zwischen Jean Todt und Ari Vatanen hat sich jetzt sogar Michael Schumacher offiziell eingemischt. In einem offenen Brief wirbt er für Todt.

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Es ist wie in jedem politischen Wahlkampf. Je näher der Wahltermin rückt, desto schmutziger wird es. So auch im Kampf um die neue FIA-Präsidentschaft, über die am 23. Oktober entschieden wird.

Beinahe täglich wird im Moment ein offener Brief veröffentlicht, in dem einer der beiden Kandidaten entweder unterstützt oder hart angegriffen wird.

Flammendes Plädoyer von Schumacher

Aktuellstes Beispiel und vorläufiger Höhepunkt der Lobbyarbeit ist ein offener Brief von Michael Schumacher, in dem er ein flammendes Plädoyer für seinen ehemaligen Teamchef Jean Todt hält.

"Ich bin zutiefst überzeugt, dass Jean Todt die richtige Wahl für den neuen FIA-Präsidenten ist", betonte Schumacher. "Seine Führungsqualität, seine Loyalität, seine Hingabe und sein Wissen stehen außer Frage, aber seine herausragende Fähigkeit ist sein Teamwork."

Kritik an großen Automobilverbänden

Schumacher lobt aber nicht nur die Vorzüge von Todt, er geht auch auf die Entwicklungen der vergangenen Wochen ein, in denen Todts Gegenkandidat Ari Vatanen stark aufgeholt zu haben scheint.

"Ich muss sagen, dass ich enttäuscht war zu erleben, wie einige der großen Automobilverbände während des Wahlkampfs gehandelt haben", sagte Schumacher. "Es scheint, als hätten sie sich ihre Meinung schon gebildet, bevor sie sich überhaupt mit Jeans Ideen auseinandergesetzt haben."

ADAC auf der Seite von Vatanen

Schumacher spielt damit auch auf den ADAC an, der sich in Person von Präsident Hermann Tomczyk von Beginn an für Vatanen stark gemacht hat. Der Finne steht für einen tiefgreifenden Umbruch und große Einschnitte in die eingefahrenen Strukturen der FIA. Todt dagegen steht für einen sanften Wandel und gilt als Fortführer der Politik von Max Mosley.

Auch gegen diese Sichtweise wehrt sich Schumacher: "Ich weiß, dass viele Leute sagen, dass Jeans Präsidentschaft eine Fortsetzung der Politik von Max wäre. Diesen Leuten kann ich aber nur sagen, dass sie Jean nicht kennen. Er hat sein eigenes Expertenwissen, sein eigenes Programm und seinen eigenen Führungsstil."

Schumi als letzter Trumpf von Todt

So ehrlich die Worte von Schumacher in Richtung seines alten Freundes mit Sicherheit gemeint sind, sie sind natürlich in erster Linie Wahlkampftaktik.

Todt hat zwar von Anfang an Mosley und Bernie Ecclestone als mächtige Fürsprecher. Aber die Tatsache, dass sich große Automobilverbände und zuletzt auch die Fahrergewerkschaft der Formel 1auf die Seite von Vatanen geschlagen haben, bringt den Franzosen in Zugzwang. Ein so angesehener Unterstützer wie Michael Schumacher kann am Ende die entscheidenden Wählerstimmen bringen.

Das ist in der Sportpolitik nicht anders als in jedem anderen Wahlkampf auch.

Todt kritisiert Vatanen in offenem Brief