Titel-Entscheidung ist wieder offen

Von Alexander Mey
Sebastian Vettel hat in der Fahrerwertung nur noch 16 Punkte Rückstand auf Jenson Button
© Getty

Das drittletzte Driver-Ranking des Jahres zum Japan-GP in Suzuka bringt noch einmal Spannung in den Kampf um den Titel "Fahrer des Jahres". Sebastian Vettel hat deutlich auf Jenson Button aufgeholt. Im Kampf um Platz drei liegen fünf Fahrer fast gleichauf.

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Meine Wertung für den Japan-GP:

Platz 1, Sebastian Vettel: Sein Sieg ist ähnlich eindeutig wie der von Lewis Hamilton vergangene Woche. Natürlich hat er von dem klar stärksten Auto im Feld profitiert, aber seine Überlegenheit vor allem im Rennen war schon frappierend. Bestzeiten in allen Quali-Abschnitten kommen noch hinzu. Überrascht hat mich sein ausgezeichneter Start, das war ich von ihm in dieser Saison nicht gewöhnt. Seine Reaktionszeit und seine Taktik, in der Mitte zu bleiben, waren perfekt. Mit diesen zehn Punkten ist Vettel auch in der Gesamtwertung wieder voll im Rennen. Das freut mich, denn das macht mein Ranking bis zum Ende spannend.

Platz 2, Jarno Trulli: Die Toyota-Jungs wechseln sich nicht nur auf der Strecke fleißig auf dem Podium ab, auch im Ranking. Trulli hatte wie Vettel ein perfektes Wochenende, nur dass er eben konstant einen kleinen Tick langsamer war. Seine Quali-Runde war der Hammer. Im Rennen war er extrem konstant - das war auch nicht immer so. Genau diese Konstanz hat ihn am Ende aber vor Hamilton gebracht. In dieser Form sollte Trulli doch irgendwo einen Platz für 2010 finden, oder?

Platz 3, Lewis Hamilton: Ihm hat man vom ersten Moment an angemerkt, dass er die Strecke in Suzuka liebt. Er war schnell, obwohl er den Kurs nicht kannte. Der direkte Vergleich zu seinem Teamkollegen Heikki Kovalainen, für den der Kurs auch neu war, war sehr interessant. Der Finne warf zweimal das Auto weg, Hamilton war zwar immer am Limit, aber nie deutlich drüber. Sein Speed im Rennen war sehr konstant, was mich etwas überraschte, weil der McLaren doch eigentlich in den schnellen Kurven Probleme hat. Das hielt sich in Suzuka aber in Grenzen.

Platz 4, Nick Heidfeld: Sein Wochenende hat mich überzeugt. Er war ausgerechnet auf der Fahrerstrecke Suzuka deutlich schneller als Robert Kubica. Endlich hat er seinen Vorsprung an Erfahrung gegenüber dem Polen einmal richtig ausgespielt. Im Qualifying den relativ schweren BMW-Sauber auf Platz sechs, respektive vier zu stellen, beweist, dass Heidfeld seine fast schon chronischen Probleme im Zeittraining überwunden hat. Ich fand auch Heidfelds Rennen sehr stark. Er konnte sich zu Beginn von Räikkönen absetzen und wäre Vierter geworden, hätte es bei seinem Boxenstopp nicht geklemmt und hätte Rosberg nicht das Glück mit der Safety-Car-Phase gehabt. Daher halte ich Platz vier für gerechtfertigt.

Platz 5, Kimi Räikkönen: Zu ihm fällt mir ehrlich gesagt nicht mehr viel ein. Der Iceman macht einfach stoisch sein Ding und fährt Rennen für Rennen auf einem großartigen Niveau. Seit Felipe Massa nicht mehr da ist, blüht Räikkönen so richtig auf. Der Grund, warum ich ihn nur auf Platz fünf setze, ist einfach: Er hat den vierten Rang im Rennen nur durch Heidfelds Probleme an der Box geerbt. Insgesamt kann ich mir nur wünschen, dass Räikkönen der Formel 1 2010 erhalten bleibt. Er würde mir richtig fehlen.

Platz 6, Nico Rosberg: Obwohl sein Auto an diesem Wochenende beileibe nicht das Schnellste im Feld war, hat Rosberg wieder einmal das Optimum aus der Situation gemacht. Man muss aber auch sagen, dass er eine ganze Menge Glück gehabt hat. Erst hat er über Nacht vier Startplätze durch Strafen gewonnen, dann hat er noch zu Beginn der Safety-Car-Phase mit seinem Boxenstopp gut reagiert. Er hat übrigens keine Strafe für zu schnelles Fahren bekommen, weil er die vorgegebene Minimalzeit auf dem Display seines Lenkrads nicht sehen konnte. Dort stand, dass er kein Benzin mehr hat. Deshalb musste Rosberg nach Gefühl fahren und war nur knapp eine Sekunde zu schnell. Die Stewards ließen aufgrund dieser Umstände Gnade vor Recht ergehen.

Platz 7,  Rubens Barrichello: Wieder einmal der meiner Meinung nach Bessere der beiden Brawn-Piloten. Mal abgesehen von der Strafe im Qualifying hat er das schwierige Zeittraining besser auf die Reihe bekommen als Button. Im Rennen haben mich weder Barrichello noch Button vom Hocker gehauen. Button rühmt sich zwar, von Platz zehn noch in die Punkte gefahren zu sein. Dazu muss er aber auch sagen, dass er nur durch den Unfall von Sutil und Kovalainen zwei Ränge nach vorne gekommen ist.

Platz 8, Fernando Alonso: Sein Rennen war sehr unauffällig, aber seine Ausgangslage war schließlich auch verheerend. Keiner hatte so viel Pech mit dem Strafen-Wirrwarr nach der Quali wie er. Als Zehnter hat er aus der Einstopp-Strategie noch das Beste gemacht. Dafür bekommt er den letzten Punkt, weil sich aus meiner Sicht kein anderer für diesen Rang vehement aufgedrängt hat.

Härtefall 1: Das Toro-Rosso-Duo: So schnell wie in Suzuka waren Sebastien Buemi und Jaime Alguersuari noch nie. Von daher hätten beide sogar Punkte verdient gehabt. Aber sie haben eben auch Unmengen an Kleinholz produziert. Auf der einen Seite stimme ich der Kritik von Teamchef Franz Tost zu, dass die Ingenieure ihren jungen Piloten mehr Testzeit am Freitag und Samstag hätten geben sollen. Auf der anderen Seite muss ich als Fahrer auch irgendwann einmal einen Gang zurückschalten, wenn ich vorher schon ein paar Mal über dem Limit oder sogar in den Reifenstapeln war.

Härtefall 2, Mark Webber: Über sein Rennen möchte ich gar nicht reden, denn für die Probleme, die er dort hatte, konnte er nichts. Ich möchte darüber reden, dass er sich trotz seiner Erfahrung ein komplettes Wochenende durch einen Fahrfehler im Training kaputt gemacht hat. Das ist zwar kein Grund, ihn zu verteufeln, schließlich macht jeder Fehler. Aber gerade in der WM-entscheidenden Phase müssen sich Red Bull und Vettel auf Webbers Hilfe verlassen können. Er muss Button und Barrichello Punkte wegnehmen. Hätte er in Suzuka ein normales Rennen gehabt, wäre Button zum Beispiel ganz ohne Punkte nach Hause gefahren. Im Ranking ist Webber deshalb ganz hinten. Letzter ist er nur deshalb nicht, weil ich Timo Glock nach seinem Unfall nicht bewerten konnte.

Meine Punkte für das Suzuka-Wochenende: