Piquet Jr.: "Briatore hat mich nur benutzt"

Von Interview: Harry Miltner
Nelson Piquet Jr. wurde nach dem Ungarn-GP 2009 von Briatore vor die Tür gesetzt
© Getty

Es ist vorbei. Nach einem Jahr der Lügen und einigen Wochen skandalöser Enthüllungen hat Nelson Piquet Jr. den Skandal um seinen absichtlichen Unfall beim Singapur-GP 2008 hinter sich. Im SPOX-Interview spricht der 24-Jährige über die schlimmste Zeit seines Lebens, seinen Scharfrichter Flavio Briatore und eine Rückkehr in die Formel 1.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Crashgate. Mit diesem Namen wird nicht nur Flavio Briatore für den Rest seines Lebens gebrandmarkt sein. Auch Nelson Piquet Jr., die ausführende Kraft des Skandal-Unfalls in Singapur 2008, trägt für den Rest seiner Karriere den Stempel des Betrügers.

Keine guten Voraussetzungen, um nach dem wahrscheinlich größten Fehler seines Lebens noch einmal einen Weg zurück in die Formel 1 zu finden. Aber Piquet Jr. gibt den Kampf um seine Zukunft nicht auf. "Sie werden momentan sicher keinen Piloten in der Formel 1 finden, der sich mehr beweisen will als ich. Ich möchte unbedingt in der Formel 1 bleiben", sagt Piquet Jr. im SPOX-Interview.

Ein Jahr nach dem Unfall-Skandal rechnet der Brasilianer außerdem schonungslos mit Flavio Briatore ab und versucht zu erklären, wie es überhaupt so weit kommen konnte.

SPOX: Herr Piquet, die FIA hat in dieser Woche ein Urteil verkündet, Flavio Briatore ist für immer raus. Was halten Sie von der Entscheidung?

Nelson Piquet Jr.: Ich bin in erster Linie erleichtert, dass die Sache durch das FIA-Urteil vom Tisch ist. Es ist gut, dass man sich bei Renault ebenfalls wie ich dazu entschieden hat, die Wahrheit ans Licht zu bringen und die Konsequenzen auf sich zu nehmen. Ich hoffe, dass alle aus diesem Vorfall gelernt haben und so etwas nie mehr wieder passiert.

SPOX: Wie konnte es überhaupt so weit kommen?

Piquet Jr.: Es ist der Traum eines jeden Rennfahrers, in die Formel 1 zu kommen. Durch harte Arbeit und die Unterstützung meines Vaters und anderer wichtiger Menschen bin ich dorthin gekommen. Doch Briatore hat mir diesen Traum beinahe zerstört. Er war mein Manager und dann auch mein Teamchef. Meine Zukunft lag in seinen Händen und das wusste er. Erst spät zeigte er sein wahres Gesicht und ich konnte nicht mehr reagieren. Die Aufdeckungen in den letzten Tagen und Wochen haben gezeigt, dass Briatore mich nur benutzt hat. Er setzte mich massiv unter Druck und nach dem Vorfall in Singapur ließ er mich fallen, isolierte mich.

SPOX: Hat Fernando Alonso von der ganzen Sache gewusst?

Piquet Jr.: Das weiß ich nicht. Da müssen Sie ihn selbst fragen.

SPOX: Wie konnten Sie mit dieser Lüge leben? Immerhin ist die Sache nun ein Jahr her.

Piquet Jr.: Es war die schlimmste Zeit meines Lebens! Ich denke jeden Tag an diesen Vorfall und wünsche mir, ich könnte ihn ungeschehen machen. Es tut mir unsagbar leid für die gesamte Formel 1, auch für die vielen Unschuldigen bei Renault, aber auch für die Fans. Ich hatte damals keinen Ausweg gesehen, aber ich erwarte auch nicht, dass mir die Leute verzeihen.

SPOX: Wie soll es nun für Sie weitergehen?

Piquet Jr.: Ich bin top motiviert, denn ich will unbedingt beweisen, was ich drauf habe. Bei Renault wurde mir von Briatore das Leben sehr schwer gemacht und ich war nie in der Lage zu zeigen, dass meine Erfolge in der Formel 3 und der GP2 kein Zufall waren. Sie werden momentan sicher keinen Piloten in der Formel 1 finden, der sich mehr beweisen will als ich.

SPOX: Denken Sie denn, dass Sie nach dieser Sache noch einen Arbeitgeber in der Formel 1 finden werden?

Piquet Jr.: Ich möchte unbedingt in der Formel 1 bleiben, aber das wird natürlich nicht leicht werden. Sollte es 2010 nicht klappen, werde ich wohl für ein Jahr nach Amerika gehen und dort fahren, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Es gibt bereits gute Gespräche mit US-Teams und wir werden sehen, was sich ergibt.

So steht es in Fahrer- und Konstrukteurs-WM