Vettel droht das Aus im Titelkampf

Von Alexander Mey
Sebastian Vettel hat vor dem Italien-GP 19 Punkte Rückstand auf Jenson Button
© Getty

Verabschiedet sich Red Bull beim Italien-GP in Monza (So., 13.45 Uhr im LIVE-TICKER) aus dem Titelkampf? Die Vorzeichen für Sebastian Vettel und Mark Webber sind jedenfalls sehr schlecht. Adrian Sutil hat eine theoretische Siegchance, aber die KERS-Armada droht ihn am Start alt aussehen zu lassen.

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Clever. Anders kann man das, was Brawn GP im Qualifying zum Italien-GP gemacht hat, nicht nennen. Rubens Barrichello und Jenson Button stehen zwar nur in der dritten Startreihe, haben aber mit Blick auf die Benzinmengen alles richtig gemacht.

Benzinmengen: Brawn GP steckt Red Bull in die Tasche

"Wir hatten heute die Chance, auf der Pole-Position zu stehen, mussten aber bei der Wahl der Rennstrategie die Stärke der KERS-Autos am Start berücksichtigen", sagte Barrichello.

Der KERS-Bedrohung aus dem Weg gegangen

Heißt im Klartext: Hätte man bei Brawn GP die Autos leichter gemacht, hätte man vielleicht ganz vorne gestanden, wäre aber am Start von den übermächtigen KERS-Autos von Lewis Hamilton, Heikki Kovalainen und Kimi Räikkönen bis zur ersten Kurve überrannt worden.

Mit weniger Benzin an Bord hätte man dann hinter der Konkurrenz festgesteckt. Jetzt, da Barrichello und Button deutlich länger bis zum ersten Boxenstopp warten können als die KERS-Gegner, haben sie im Idealfall die Chance, durch die Strategie ganz nach vorne zu kommen.

Button: "Ich will das Rennen gewinnen"

Sogar der Sieg ist nicht unwahrscheinlich. "Wir haben die beste Strategie angewendet, um nicht nur Punkte zu holen, sondern das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Ich will das Rennen gewinnen", sagte WM-Spitzenreiter Button.

Dazu muss er aber vor allem an seinem Teamkollegen vorbei. Wieder einmal war Barrichello im Qualifying einen Tick schneller als der Engländer. Kommt der Brasilianer vor Button ins Ziel, könnte er zum Ende der Europa-Saison der letzte ernsthafte Titelrivale sein.

LIVE-TICKER: Das Qualifying in Monza zum Nachlesen

Vettel: "Wir waren einfach nicht schnell genug"

Denn das Red-Bull-Duo Sebastian Vettel und Mark Webber droht in Monza entscheidend zurückzufallen. Die Startplätze neun und zehn waren schon ernüchternd genug, doch der Blick auf die Benzinmengen dürfte die Bullen erschüttert haben.

Weniger Benzin als die beiden Brawns, kaum mehr als die direkten Nachbarn in der Startaufstellung. Dazu noch die schwereren KERS-Autos von Romain Grosjean und Giancarlo Fisichella im Nacken. Es sieht gar nicht gut aus.

"Wir hatten keine Probleme mit dem Auto, sondern wir waren einfach nicht schnell genug. Deswegen stehen wir weit hinten", sagte Vettel im "RTL"-Interview. "Es war nicht unser Tag."

Qualifying-Duelle: Keiner ist so überlegen wie Vettel

Einstopp-Strategie wird nichts bringen

Die Hoffnungen ruhen auf einem langen Rennen, das die Motoren hart beanspruchen wird, und einer Einstopp-Strategie. Dumm nur, dass gerade die Renault-Aggregate von Red Bull zuletzt am häufigsten gestreikt haben und bis auf das Spitzentrio wahrscheinlich alle Fahrer nur einmal zum Tanken kommen.

Sollten Vettel und Webber am Sonntag einige Punkte auf Button verlieren, dann sind die Titelchancen vier Rennen vor Schluss nur noch theoretisch.

Der Stand in der Fahrerwertung

Sutil umzingelt von der KERS-Armada

Erfreulicher sind die Aussichten aus deutscher Sicht für Adrian Sutil. Der Force-India-Pilot hat zwar die Pole-Position an Lewis Hamilton verloren, kann sich aber wegen des etwas schwereren Autos Hoffnungen machen, an der Box am Weltmeister vorbeizugehen.

Das Ganze funktioniert aber nur, wenn es Sutil irgendwie schaffen sollte, sich gegen die KERS-Armada, die ihn am Start umzingeln wird, zu behaupten.

"Die ersten paar Meter bis zur ersten Kurve werden für das Rennen schon sehr entscheidend sein", sagte Sutil. "Ich weiß, dass die KERS-Autos einen großen Vorteil haben, besonders beim Start." Immerhin hat Sutils Force India traditionell den besten Top-Speed, von daher ist seine Lage nicht völlig hoffnungslos.

Sehr gute Karten für Kovalainen

Selbst wenn Kimi Räikkönen vom dritten Startplatz aus an ihm vorbeiziehen könnte, wäre das noch zu verschmerzen, denn der Iceman ist wie Sutil und Hamilton auf einer Zweistopp-Strategie unterwegs. Bitter würde es erst beim Vierten Heikki Kovalainen, denn der setzt wohl nur auf einen Stopp.

Umso bemerkenswerter seine Leistung im Qualifying. Wenn der Finne einen guten Start erwischt, hat er eine wirklich große Siegchance.

Die will er nutzen, nicht zuletzt, weil er um einen neuen Vertrag bei McLaren-Mercedes kämpft. "Ich werde mich darauf konzentrieren, das Rennen zu gewinnen, und ich glaube, dass das ein realistisches Ziel ist", gab sich Kovalainen selbstsicher.

Haug: "Einer der perfektesten Tage"

Top-Favorit ist von der Pole-Position aus zunächst aber sein McLaren-Kollege Lewis Hamilton. Kann er den Start gewinnen und sich mit leichtem Auto absetzen, führt der Weg zum Sieg nur über den Weltmeister.

"Alles in allem ist das einer der perfektesten Tage, die ich überhaupt je mitgemacht habe", jubelte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug nach dem Qualifying.

Wer weiß, vielleicht wird der Sonntag sogar noch ein kleines bisschen perfekter.

Qualifying-Ergebnis und Startaufstellung