Alles Vettel, oder was?

Von Alexander Mey
Im Fokus: Sebastian Vettel, Nico Rosberg, Timo Glock, Nick Heidfeld und Adrian Sutil
© xpb

Vor dem Deutschland-GP auf dem Nürburgring reden alle von Sebastian Vettel. Der Red-Bull-Pilot ist der große neue Hoffnungsträger der deutschen Formel-1-Fans. Aber neben ihm gibt es auch noch vier weitere Deutsche in der Königsklasse. Mit welcher Halbzeitbilanz gehen Nico Rosberg, Timo Glock, Nick Heidfeld und Adrian Sutil ins Heimspiel? SPOX stellt das Stimmungbarometer des deutschen Quintetts vor.

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Platz 5, Nick Heidfeld: Der BMW-Pilot hat allen Grund, mit der schlechtesten Laune aller fünf deutschen Fahrer zum Heimspiel zu reisen. Sein Auto war in den vergangenen Rennen so schlecht, dass selbst Adrian Sutil im Force India ein ebenbürtiger Gegner war. "So schlecht wie jetzt ist es bisher noch nie gelaufen", gab er im "Eurosport"-Interview zu.

Heidfelds Problem: Ohne funktionierendes Auto kann er nicht auf sich aufmerksam machen. Niemand nimmt Notiz von ihm, obwohl er 2009 nicht so krass gegen Robert Kubica abfällt wie noch im Vorjahr. Die Tatsache, dass er sich schon nach Alternativen zu BMW-Sauber umsieht, zeigt, dass er selbst nicht mehr uneingeschränkt daran glaubt, 2010 noch einmal in einem Top-Auto zu sitzen. Vielleicht bietet ihm eines der neuen Teams einen Platz an, sollte sich BMW-Sauber von ihm trennen. Dort wäre Heidfeld als Entwickler sehr wertvoll.

Platz 4, Adrian Sutil: Trotz des schweren Unfalls in Silverstone ist bei Sutil ein Aufwärtstrend zu erkennen. Er macht weniger Fehler als noch im Vorjahr und kann sowohl im Qualifying als auch im Rennen mit Teamkollege Giancarlo Fisichella mithalten. Sutil scheint sich in der Formel 1 zu etablieren und muss sich angesichts von drei neuen Teams wohl kaum Sorgen machen, 2010 keine Zukunft in der Königsklasse zu haben.

 

Platz 3, Timo Glock: Der Toyota-Pilot ist seit einigen Rennen auf dem absteigenden Ast. Solange sein Auto bärenstark war, war auch Glock bärenstark. Nicht umsonst war der Deutsche eine der positivsten Überraschungen bei den Überseerennen.

Doch seit den technischen Problemen des Autos kann Glock nicht mehr mit Teamkollege Jarno Trulli mithalten. Der Italiener ist vor allem im Qualifying in der Lage, über das Limit des Autos hinauszugehen und die entscheidenden zwei bis drei Startreihen weiter vorne zu stehen als Glock. Das spiegelt sich in den Rennergebnissen wider. Glock holte in den letzten vier Grands Prix nur einen WM-Punkt, Trulli immerhin sieben. Trotzdem ist die Konstanz von Glock weiterhin auffällig. Er kam in allen acht Rennen ins Ziel und war nie schlechter als Zehnter.

Platz 2, Nico Rosberg: Stark anfangen und dann stark nachlassen: So sah in den vergangenen Jahren stets die Formkurve von Williams aus. In diesem Jahr nicht. Das Auto wird konstant besser und verhilft Rosberg dazu, endlich einmal über einen längeren Zeitraum zu zeigen, was ihn ihm steckt. Er war immer in den Top Ten des Qualifyings und hat in sechs von acht Rennen WM-Punkte geholt. Ein Podestplatz scheint nur eine Frage der Zeit zu sein.

Was für Rosberg aber noch viel wichtiger ist: Er bringt sich durch seine starken Rennen in aller Munde und hat im Hinblick auf ein Top-Cockpit 2010 beste Karten. Interessenten wird es sicher einige geben - gut möglich, dass sich Rosberg aussuchen kann, wo er fahren will.

Platz 1, Sebastian Vettel: Bei all dem Hype um seine Person könnte man denken, dass Vettel das Stimmungsbarometer der deutschen Piloten eindeutig anführen sollte. Aber dazu besteht nicht uneingeschränkt Anlass. Schaut man sich nämlich die Fahrfehler an, die er in dieser Saison schon gemacht hat, dann liegt er gegenüber Rosberg zurück.

Aber Vettel hat eben das Auto, um Rennen zu gewinnen und dadurch vor dem Heimspiel den Traum von einem deutschen Weltmeister 2009 am Leben zu erhalten. Seinetwegen wird die Stimmung am Nürburgring kochen. Vettel ist das Aushängeschild, das die Formel 1 in Deutschland im Jahr drei nach Schumi dringend gebraucht hat. Man muss bedenken, dass Vettel erst seine zweite komplette Saison fährt und trotzdem einen etablierten Mann wie Mark Webber klar im Griff hat. Sein Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft, und er wird auch nach dem Deutschland-GP den deutschen Fans jede Menge Freude bereiten.

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