Riesenärger um neuen Nürburgring

Von Für SPOX am Nürburgring: Alexander Mey
Spektakuläres Bild: Die Achterbahn schlängelt sich zwischen den Tribünen durch
© spox

Äußerlich erstrahlt der Nürburgring beim Deutschland-GP 2009 in neuem, ultramodernem Glanz. Das Projekt "Nürburgring 2009" soll die strukturschwache Eifel-Region zu einem Touristenmagneten machen. Zunächst droht es aber erst einmal etwas ganz anderes zu werden: ein Grab für Steuergelder.

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Die Schienen führen tatsächlich mitten durch die riesige Halle, direkt über die Köpfe der Motorsport-Fans hinweg. Unter der Decke des brandneuen Ring-Boulevards soll die angeblich schnellste Achterbahn der Welt entlang brausen.

Der Ring-Racer verspricht jede Menge Action, er führt direkt an der Start-Zielgeraden des Nürburgrings entlang und soll durch eine unglaubliche Beschleunigung den Start mit einem Formel-1-Auto simulieren. Mit über 200 km/h geht es erst rasant in die Höhe - und dann eben durch den Ring-Boulevard, eine Shopping-Meile und das anschließende Ring-Werk, einen technischen Erlebnispark hindurch.

Neuer Ring ist noch eine Baustelle

Die neue Kulisse des Deutschland-GP am Nürburgring ist beeindruckend, nur leider war die Achterbahn am Trainingsfreitag noch nicht in Betrieb. Ebenso war das Ring-Werk noch mit schwarzen Vorhängen verhüllt, hinter denen sich eine Großbaustelle befand.

Die Arbeiter sind nicht rechtzeitig zum wichtigsten Event des Jahres fertig geworden. Überall hängen noch lose Kabel herum, stehen die Baugeräte.

Sehr ärgerlich, aber bei weitem nicht das größte Problem, das der neue Nürburgring hat. Viel schlimmer ist: Ring-Racer, Ring-Boulevard, Ring-Werk und Co. drohen übereinstimmenden Medienberichten zufolge riesige Gräber für Steuergelder zu werden.

Dubiose Finanzierung

Eigentlich sollte das zwischen 250 und 300 Millionen Euro teure Projekt, zu dem neben den genannten Attraktionen auch noch ein Welcome-Center, ein Hotel und ein Party-Dorf mit zahllosen Restaurants und einer Riesen-Disco zählen, zu einem großen Teil privat finanziert werden. Doch dieser Versuch scheiterte spektakulär.

Das Land Rheinland-Pfalz plante die Finanzierung in Zusammenarbeit mit einem - wie sich später herausgestellt hat - dubiosen Finanzdienstleister. Der sollte die Gebäude der Erlebniswelt kaufen, das Land sollte sie dann von ihm mieten. Das Geld für den Kauf wollte der Dienstleister angeblich über amerikanische Lebensversicherungen beschaffen.

Anschließend ließ sich das Land auch noch dazu überreden, 95 Millionen Euro als Beweis seiner Liquidität auf ein Schweizer Konto zu überweisen. "Nepper, Schlepper, Bauernfänger" lässt grüßen.

Dienstleister zahlt nicht

Nicht ganz überraschend floss vom Dienstleister kein Cent für den Kauf der Gebäude, woraufhin die Landesregierung am vergangenen Montag die Reißleine zog und das ganze Geschäft stoppte.

Das Geld auf dem Schweizer Konto wurde zurückbeordert und die Staatsanwaltschaft auf den Dienstleister angesetzt. So viel zur privaten Finanzierung. Jetzt bürgt das Land mit Steuergeldern für die kompletten 250 bis 300 Millionen Euro.

Kann sich der Nürburgring refinanzieren?

Das heißt: Kann sich der Nürburgring in Zukunft nicht selbst refinanzieren, müssen die Bürger für den Verlust zahlen. Und dass sich der Nürburgring selbst tragen kann, gilt unter Insidern als unwahrscheinlich.

Die "FAZ" zitierte einen Oppositions-Politiker mit den spöttischen Worten: "Das wird nicht reichen, auch wenn jeder Hase in der Eifel abends noch 10 Euro in der Disco ausgibt."

Finanzminister muss gehen - Beck gereizt

Die Stimmung ist gereizt, Ingolf Deubel, der Finanzminister von Rheinland-Pfalz musste wegen des Nürburgring-Debakels bereits seinen Hut nehmen.

Ministerpräsident Kurt Beck machte während der Eröffnung am Donnerstag gute Miene zum bösen Spiel und versprach den Bürgern, dass sie nicht auf den Kosten sitzen bleiben werden. Zudem sagte er kämpferisch: "Ich werde nicht zulassen, dass diese große Chance kaputt geredet wird."

Aber sogar Berufsoptimist Beck hatte zuvor zugegeben: "Wir hätten die Reißleine früher ziehen müssen."

Jetzt ist es zu spät. Die Achterbahn Nürburging hat bereits volle Fahrt aufgenommen. Hoffentlich sind die Bauarbeiten an den Schienen schon abgeschlossen. Ansonsten droht der totale Absturz.

Ministerpräsident Beck eröffnet neuen Nürburgring