Di Montezemolo bleibt bei Protesthaltung

SID
Ferrari-Boss Luca di Montezemolo droht weiter mit dem Ausstieg aus der Formel 1
© Getty

Im Kampf um die Zukunft der Formel 1 mit FIA-Präsident Max Mosley weicht Ferrari-Boss Luca di Montezemolo nicht zurück. Bernie Ecclestone versucht verzweifelt zu vermitteln.

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Ferrari-Boss Luca di Montezemolo weicht im Kampf mit FIA-Präsident Max Mosley um die Zukunft der Formel 1 keinen Millimeter zurück und droht weiter mit dem Ausstieg aus der Königsklasse.

Während Mosley als Chef des Automobil-Weltverbandes auch von Seiten der europäischen Automobilhersteller mehr und mehr unter Druck gerät und in italienischen Medien schon der Kopf des streitbaren Briten gefordert wird, versucht Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone verzeifelt, hinter den Kulissen noch zu vermitteln.

Hoffnung auf Ende des Machtkampfes

"Wir können nicht jeden Tag wiederholen, dass wir unter diesen Regeln nicht an der WM teilnehmen werden", sagte Montezemolo bei einem medienwirksamen Besuch des 24-Stunden-Rennens in Le Mans, äußerte aber auch Hoffnung auf ein Ende des Machtkampfes.

"In ein paar Jahren wird das Problem mit der Formel 1 gelöst sein. Entweder dahingehend, dass die FIA verantwortungsbewusst und vernünftig sein wird - das wäre unser Wunschszenario - oder - wie es in anderen Sportarten geschieht - indem wir unsere eigene Meisterschaft austragen."

Gründung einer eigenen Rennserie "keine schwierige Sache"

Die Gründung einer eigenen Rennserie wäre nach Meinung des Italieners, der auch Chef der Teamvereinigung FOTA ist, kein Problem. "Wenn man Motor, Getriebe, Marken, Technologien, Organisationen und Eigenkapital hat, ist das keine schwierige Sache", sagte Montezemolo, der allerdings viel lieber weiter in der Königsklasse antreten würde.

"Ferraris Herz schlägt in der Formel 1. Wir haben sie im Blut, in unserer DNA. Gerade deswegen tun wird das Mögliche, um die Formel 1 zu retten", sagte der Italiener: "Was wir verlangen, um weiterhin in der Formel 1 zu bleiben, ist einfach und logisch: Wir werden nicht erlauben, dass sie eine Formel 3 wird. Wir wollen Stabilität, klare Regeln und ein transparentes System, das den Teams eine Reduzierung der Kosten ermöglicht."

FOTA bittet um Vermittlung

Montezemolo führte erneut aus, dass durch Vorschläge der FOTA die Kosten um rund 50 Prozent gesenkt werden könnten. Die von Mosley propagierte Budget-Obergrenze sei daher gar nicht nötig. Zudem sind die Teams verärgert, dass der FIA-Chef ihren Vorschlag für ein neues Concorde Agreement, die Verfassung der Formel 1, ingnoriert und sich ihrer Meinung nach über vorgegebene Entscheidungswege hinweggesetzt habe.

In einem Brief an den Senat und das World Motor Sport Council der FIA hat die FOTA um Vermittlung gebeten, diesem Schreiben soll auch umfangreiches Material über Mosleys angebliche Fehler beiliegen.

Mosley-Stuhl wackelt

Auch der Verband der europäischen Hersteller ACEA hatte am Freitag Reformen innerhalb der FIA gefordert. "Mosley provoziert, Fiat und Co. erklären ihm den Krieg", titelte die italienische Zeitung "La Repubblica": "Fiats Geschäftsführer Sergio Marchionne verlangt de facto Mosleys Kopf."

Auch die "Gazzetta dello Sport" sieht den Stuhl des Briten wackeln: "Jetzt ist nicht mehr das Dilemma, ob Ferrari in der nächsten Saison dabei sein wird oder nicht, sondern ob Mosley weitermachen kann oder nicht."

Nachdem die FIA am Ferrari, Red Bull und Toro Rosso gegen deren ausdrücklichen Willen ohne Bedingungen auf die Starterliste für 2010 gesetzt und von den fünf übrigen FOTA-Teams BMW-Sauber, Brawn, McLaren-Mercedes, Renault und Toyota bis zum kommenden Freitag die Rücknahme der Bedingungen gefordert hatte, versucht Ecclestone, die Wogen noch zu Glätten.

Ecclestone appelliert an Streithähne

"Ich kann nur alle Beteiligten auffordern, endlich aufzuhören, sich entweder in der Öffentlichkeit oder hinter dem Rücken des jeweils anderen mit Schmutz zu bewerfen", sagte der Brite der Times: "Alle sollten jetzt mal etwas ruhig sein und die Sache sacken lassen."

Daran denkt Montezemolo aber nicht. Stattdessen brachte er sogar eine werksseitige Rückkehr von Ferrari nach Le Mans ins Gespräch. "Wir wollen alles daransetzen, in der Formel 1 weitermachen zu können, sollten die richtigen Bedingungen herrschen", sagte er.

"Sollte das aber nicht der Fall sein, betone ich vor all unseren Tifosi auf der ganzen Welt: Der Lebenssaft von Ferrari heißt Wettbewerb. Sollten wir aus der Formel 1 aussteigen, werden wir etwas anderes machen, und mit Sicherheit wird einer unserer ersten Hauptaugenmerke auf Le Mans liegen."

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