Schumi: "Neue Serie? Eine echte Alternative"

SID
Rekordchampion Michael Schumacher sagt ja zu einer Spaltung der Königsklasse
© Getty

Die von der Teamvereinigung FOTA angekündigte neue Rennserie sorgt weiter für Aufregung. Jetzt hat sich auch Rekord-Weltmeister Michael Schumacher in die Diskussion um die neue Rennserie der Hersteller eingeschaltet. Für den Ferrari-Berater ist die Abspaltung "eine echte Alternative". Hier alle Stimmen zum Streit.

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Update Der Formel 1 droht nach dem Ablauf des FIA-Ultimatums und der Ankündigung der FOTA zum Aufbau einer Konkurrenzserie die Spaltung. So kündigte die FIA mittlerweile sogar an die FOTA verklagen zu wollen. Nun hat sich auch Formel-1-Legende Michael Schumacher zur aktuellen Situation geäußert.

Michael Schumacher (7-maliger Weltmeister): "Für mich ist die neue Rennserie inzwischen eine echte Alternative. Natürlich erscheint das erstmal unvorstellbar, aber diesmal stehen alle großen Teams dahinter. Dadurch wird eine neue Meisterschaft schon deutlich realistischer. Die politischen Spielchen müssen ein Ende haben. Die haben mich schon immer genervt. Ich finde es extrem schade, dass in letzter Zeit in der Formel 1 so viel über Politik geredet wird und so wenig über den Sport. Die Formel 1 muss jedenfalls die Spitze des Motorsports bleiben, aber wenn das durch permanente Regelunsicherheit in Frage gestellt wird, ist es vielleicht wirklich besser, diesen Anspruch zu verteidigen, zu gehen und woanders vernünftig zu etablieren."

Bernie Ecclestone (Formel-1-Promoter): "Keine Ahnung, fragt Max."

Sebastian Vettel (Red-Bull-Pilot): "Es ist schwer, viel dazu zu sagen. Wir Piloten wollen gegen die besten Fahrer fahren und mit den besten Autos und den besten Teams kämpfen. Das sagt eigentlich alles. Als ich heute Morgen zur Strecke gekommen bin, wurde ich gleich nach meiner Reaktion gefragt. Da wusste ich noch gar nichts, das muss erst heute Nacht passiert sein. Da war ich als braver Fahrer schon im Bett. Mark Webber und ich stehen voll und ganz hinter unserem Team. Mal sehen, was passiert - oder nicht."

Nico Rosberg (Williams-Pilot): "Es besteht die Gefahr, dass die Formel 1 nicht mehr so sein wird wie sie in diesem Jahr ist, von den Teams und von den Fahrern her. Und das wäre wirklich schade, denn so wie es im Moment ist, ist die Formel 1 toll aufgestellt. Klar ist, dass wir Kosten sparen müssen, aber leider kann man sich nicht darauf einigen, wie. Ich hoffe, dass man zu einer Einigung findet, denn eine Spaltung wäre nicht gut für den Sport. Bisher habe ich immer gedacht, dass die Formel 1 ihren Weg finden wird, denn bisher wurde sowas immer gemeistert. Aber ich bin mir jetzt unsicher."

Nick Heidfeld (BMW-Sauber-Pilot): "Das Ziel aller Rennfahrer ist es, in der höchsten Klasse zu fahren, mit den besten Teams und den besten Piloten. Jetzt beginnt langsam die Phase des Streits, wo es der Formel 1 richtig schadet. Ich habe mit so vielen Leuten gesprochen, die mir sagten, dass sie so eine Situation nicht wollen. Es ist schwierig, da eine Lösung zu finden. Aber wenn das noch länger anhält, dann wird der Sport Schaden nehmen. Es geht doch schon los, dass es Leuten auf den Geist geht, die sich nicht sonderlich stark für die Formel 1 interessieren."

Lewis Hamilton (Weltmeister und McLaren-Mercedes-Pilot): "Ich stehe bei meinem Team unter Vertrag und werde gehen, wohin sie gehen. So ist das eben. Das gilt für alle Fahrer."

Christian Horner (Teamchef Red Bull): "Es liegt jetzt in den Händen der FIA. Die Positionen sind verhärtet. Die Teams sind so weit gegangen wie sie konnten, und die FIA ist der Meinung, dass sie so weit gegangen ist wie sie konnte. Jetzt sind wir in einer Situation, in der es keine Lösung gegeben hat."

Nick Fry (Geschäftsführer Brawn): "Der Ball liegt bei Max Mosley, er muss jetzt die Starter für nächstes Jahr benennen. Mal sehen, was passiert. Ich hoffe aus unserer Sicht, dass die Diskussionen weitergehen."

Christian Danner (Ex-Rennfahrer und RTL-Experte): "Ich glaube, dass die Ankündigung zu einem Kompromiss führen muss und auch wird. Es geht einach nicht, dass man die Sporthoheit ad absurdum führt, nur weil einem etwas nicht passt. Das wäre ja so, als würden Fußball-Teams plötzlich sagen: Die FIFA gefällt uns nicht, wir machen das jetzt selber. Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo ist der Hauptschuldige, er allein hat diese Eskalation zu verantworten."

Marc Surer (Ex-Rennfahrer und Premiere-Experte): "Das ist natürlich ein Paukenschlag. Die FOTA ist der FIA sehr entgegengekommen, aber Mosley ist hart geblieben. Er hat gesagt, erst einschreiben, dann reden wir nochmal. Damit hätte er die Teams in der Hand gehabt, das konnten die nicht akzeptieren. Die Teams sind ja nicht blöd und haben gesagt, das machen wir nicht mehr mit. Das ist jetzt eine Machtprobe, um zu sehen, wer der Stärkere ist, nicht ganz ohne Chance auf eine mögliche Einigung. Auf der einen Seite stehen die Hersteller mit allem, was einen großen Namen hat und allen Weltmeistern, daneben die FIA mit der herkömmlichen Formel 1. Wir werden sehen, wer den längeren Atem hat."

Niki Lauda (dreimaliger Weltmeister): "Das ist ein Riesenblödsinn, der gerade passiert. Die FIA war nicht gesprächsbereit. Im Endeffekt wollen doch alle das Gleiche, auch die Teams müssen sparen. Aber man stolpert im Detail und kann sich nicht auf eine Linie einigen. Ich hoffe, dass das Säbelrasseln der FOTA dazu führt, dass man mit Max Mosley einen Kompromiss findet."

Sir Jackie Stewart (dreimaliger Weltmeister): "Noch hat die dicke Frau nicht gesungen. Die FOTA hat entschieden, dass sie mit dieser Führung nicht weitermachen kann. Wenn es Raum für Diskussionen gibt und die Führung von einigen Punkten abrückt, kann es passieren, dass alle unter einem neuen Management wieder zusammenkommen. Aber es kann gut sein, dass Max Mosley gehen muss. Ich denke, die Teams wollen, das Max geht, denn einige seiner Entscheidungen in den letzten Jahren waren sehr fragwürdig. Viele Leute haben genug von seiner diktatorischen Haltung. Er ist in einer großartigen Position, aber große Bäume stürzen um."

Walter Kafitz (Nürburgring-Geschäftsführer): "Bei einer Spaltung gibt es nur Verlierer. Amerika ist dafür das beste Beispiel. Eins und eins wird nicht zwei sein, vielleicht sogar weniger als eins. Das wäre schlimm für den Motorsport. Ich hoffe immer noch, dass Vernunft einzieht. Die Formel 1 stand schon häufiger am Abgrund, und passiert ist dann nichts. Da fließt bestimmt noch viel Wasser den Rhein runter."

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