Todt als Mosley-Marionette?

Von Jan-Hendrik Böhmer
Jean Todt (r.) gilt als enger Vertrauter von Max Mosley
© Getty

Im Oktober soll FIA-Präsident Max Mosley zurücktreten. Das wollen die Teams - und das will eigentlich auch er. Wenn da nicht dieser Streit mit der FOTA wäre. Jetzt bahnt sich offenbar eine Lösung an. Doch auch die gefällt längst nicht allen Beteiligten.

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"Als ich begonnen habe, war ich alt genug, um der Vater der jüngeren Formel-1-Piloten zu sein - jetzt bin ich alt genug, um ihr Großvater zu sein", sagte Mosley der britischen Zeitung "Mail on Sunday". "So gesehen muss unbedingt ein neuer Mann her."

Eigentlich ein klares Statement. Dabei hatte Mosley bis zuletzt gedroht, sich "alle Optionen" für den Fall offen zu halten, dass sich die Teams nicht bei ihm entschuldigen. "Ich werde jetzt aus der ganzen Welt bedrängt, mich zur Wiederwahl zu stellen", so der Brite.

Doch offenbar hat Mosley einen Weg gefunden, trotz seines bei der Einigung mit den Teams zugesicherten Abgangs die Fäden in der Hand zu behalten. Und zwar in Form von Jean Todt, der laut "Sunday Times" den 69-Jährigen als FIA-Präsident ersetzen soll.

Mosley will Empfehlung abgeben

"Ich will ihn nicht ausschließen", gab Mosley auch gegenüber "Auto, Motor und Sport" zu. "Und wenn es mehr als einen Kandidaten gibt, dann werde ich eine Empfehlung abgeben."

Warum diese offenbar Todt lauten wird, ist klar. Der Franzose gilt zwar als enger Vertrauter von Mosley, würde aber wegen seiner Vergangenheit als Ferrari-Teamchef von der Öffentlichkeit eher als Freund der Teams gesehen. Damit würde Der FIA-Boss der FOTA vermeintlich das geben, was sie will - im Hintergrund aber die Fäden in der Hand behalten.

Denn bereits jetzt arbeitet Todt, der Ferrari im März angeblich im Streit mit Luca di Montezemolo verließ, als Chef einer gemeinnützigen Organisation eng mit Mosley zusammen. Außerdem stellte er sich im vergangenen Jahr offen gegen die übrigen Teams und verhinderte, dass der FIA-Boss wegen seiner Sex-Affäre abgesetzt wurde.

Todt nur eine Marionette?

Doch von dieser Verbindung wissen natürlich auch die Teams. "Mosley will jemanden, der seine Arbeit fortsetzt. Der von ihm manipuliert werden kann - und wir wissen alle, wer das ist", sagte eine anonymer Insider der "Sunday Times".

Toyota-Präsident John Howett macht seine Kritik am 65-Jährigen möglichen Mosley-Nachfolger öffentlich: "Die Teams wünschen sich jemanden, der tatsächlich unabhängig ist - unabhängig von allen von uns. Sowohl historisch gesehen als auch aktuell."

Es scheint also ganz so, als würde die Krise der Formel 1 selbst im Falle eines Mosley-Abgangs nicht beendet sein. Ganz im Gegenteil: Der 69-Jährige macht mit seinem jüngsten Zug noch einmal deutlich, dass er auf keinen Fall aufgeben will. "Solange es einen Streit gibt, werde ich nicht aufhören. Ich laufe vor keinem Kampf davon", so der Brite.

Kommt Ron Dennis zurück?

Was der ehemalige McLaren-Teamchef Ron Dennis von Jean Todt als neuem FIA-Präsidenten hält, ist nicht überliefert. Klar ist nur, dass er sich ungemein über einen Abgang von Mosley freuen würde. Offenbar so sehr, dass er eine Rückkehr in die Formel 1 plant.

Das berichten jedenfalls die "Times" und die französische Sportzeitung "L'Equipe". Demnach könnte sich Dennis, der aktuell die Sportwagensparte von McLaren betreut, schon bald wieder ein Engagement in der Königsklasse vorstellen. Vorausgesetzt Mosley hat abgedankt.