BMW im Budgetstreit auf der Seite von Ferrari

SID
BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen droht mit dem Ausstieg aus der Formel 1
© Getty

Im Streit um die Budgetgrenze droht BMW mit dem Ausstieg aus der Formel 1. Die geplante "Zwei-Klassen-Formel-1" wurde bereits von Ferrari-Chef Luca di Montezemolo angeprangert.

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BMW droht mitten in der schwersten sportlichen Krise mit dem Ausstieg aus der Formel 1 und schlägt sich damit im Streit um die Budgetgrenze auf die Seite von Ferrari.

"Eine Zwei-Klassen-Formel-1 ist nicht attraktiv für BMW", sagte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen beim traditionellen Medien-Stammtisch in München.

FOTA-Treffen am Mittwoch

Man habe mit dem Vorstand das Formel-1-Engagement im Februar einer ganzheitlichen Bewertung unterzogen, aber wenn sich die Rahmenbedingungen ändern würden, "hat das auch Auswirkungen aufs Projekt."

Nun hängt alles von einem Treffen der Teamvereinigung FOTA am Mittwoch in London ab; dann soll im eskalierenden Machtkampf mit dem Automobil-Weltverband FIA eine gemeinsame Position der insgesamt 10 Rennställe gefunden werden.

"Natürlich ist das nicht einfach, wenn das reichste Team fünfmal soviel Geld hat wie das ärmste. Aber wir haben die Flexibilität, auf die anderen zuzugehen", sagte Theissen. Der BMW-Etat liegt in dieser Saison bei geschätzten 210 Millionen Euro, bei Toyota sind es angeblich sogar 280 Millionen.

Laut Theissen sei man nicht generell gegen eine Kostenbremse, es gehe nur um die richtige Zahl: "Man kann das nicht einfach um den Faktor drei eindampfen. Es wäre zum Beispiel ein gleitender Pfad über zwei, drei Jahre denkbar."

Ferrari-Chef di Montezemolo drohte ebenfalls mit dem Ausstieg

FIA-Chef Max Mosley hatte eine ab 2010 gültige Budgetgrenze in der Formel 1 von rund 44 Millionen Euro pro Team durchgedrückt.

Wer sich daran hält, bekommt große Freiheiten bei der Aerodynamik und der Motorenleistung der Autos. Dagegen bleiben Rennställen, die weiterhin mehr investieren wollen, diese Vorteile verwehrt. Wegen der geplanten "Zwei-Klassen-Formel 1" hatte vor BMW schon Ferrari-Chef Luca di Montezemolo mit dem Ausstieg gedroht.

Dafür bekam der Italiener, gleichzeitig FOTA-Chef, Rückendeckung von Theissen: "Ferrari ist ein Vorreiter wider Willen. Was di Montezemolo nach außen vertritt, ist FOTA-Gedankengut."

Das darf allerdings bezweifelt werden, denn die ärmeren Rennställe wie Williams, WM-Spitzenreiter Brawn oder Force India haben sich klar für eine niedrige Budgetgrenze ausgesprochen. Selbst Hersteller wie Mercedes oder Renault liebäugeln in Zeiten der Wirtschaftskrise mit der Idee einer radikalen Kostensenkung.

Mosley: "Es wäre sehr, sehr traurig, Ferrari zu verlieren"

Wegen unterschiedlichen Positionen erwartet Theissen vor dem Großen Preis von Spanien am Sonntag eine extrem lange FOTA-Sitzung in London, glaubt aber an eine vernünftige Einigung aller Teams. Ob die FIA danach ihre Beschlüsse noch einmal ändert (Theissen: "Ich tue mich schwer, da reinzuschauen") erscheint ungewiss.

Mosley hatte unlängst gelassen auf die Ausstiegsdrohung der Formel-1-Legende Ferrari reagiert: "Es wäre sehr, sehr traurig, Ferrari zu verlieren. Es ist Italiens Nationalteam. Die Formel 1 überlebt aber auch ohne Ferrari." Das gilt natürlich noch viel mehr im Fall BMW.

Formel-1-Boss Ecclestone glaubt noch an ein Happy End: "Das sind keine monumentalen Dinge, die es auszusortieren gilt." Gelingt die Einigung nicht, könnte das Anfang 2006 begonnene eigene Formel-1-Projekt von BMW Ende dieses Jahres gestoppt werden.

Die als Titelanwärter angetretenen Münchner hatten beim Großen Preis von Bahrain die beiden letzten Plätze belegt. Für das Rennen am Sonntag in Barcelona soll ein neues Aerodynamik-Paket "etwa eine halbe Sekunde" (Theissen) pro Runde bringen. Der Rückstand zur Spitze betrug zuletzt allerdings mehr als eine Sekunde.

Zudem wird BMW - im Gegensatz zum WM-Spitzenreiter Brawn und Topteams wie McLaren-Mercedes - weiter ohne Doppel-Diffusor fahren und verzichtet in Spanien auf das in den ersten vier Saisonrennen von Theissen gepushte Energie-Rückgewinnungs-System KERS.

Auf die Frage, ob BMW am Tiefpunkt angekommen sei, antwortete Theissen: "Ich hoffe es." Es könnte also noch schlimmer kommen ...

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