Hamilton: "Es ist wirklich Hardcore!"

Von Alexander Mey
Lewis Hamilton wurde im ersten Rennen in Australien nachträglich disqualifiziert
© Getty

Der Spanien-GP in Barcelona war die erste große Zäsur der Saison. Alle Teams haben sich nach den vier Übersee-Rennen einen Sprung nach vorne versprochen, alle wollten Gewinner des Europa-Auftakts sein. Geschafft haben das nur wenige wie Brawn GP oder Red Bull. In Wahrheit gab es in Barcelona eine ganze Menge Verlierer. SPOX beleuchtet die beiden größten, McLaren-Mercedes und Toyota.

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Als "Cup der Verlierer" hat Franz Beckenbauer den UEFA-Cup im Fußball einmal bezeichnet. Als einen Pokal, den eigentlich niemand haben will, weil jeder, der um ihn spielt, in Wahrheit international nur zur zweiten Liga zählt.

In der Formel 1 heißt diese zweite Liga Kampf um den Einzug in die dritte Quali-Runde und Balgen um die letzten paar WM-Punkte, die die Spitzenteams übrig lassen.

Mit derartigen Almosen kann man nicht zufrieden sein, besonders dann nicht, wenn man Ferrari, McLaren-Mercedes und BMW-Sauber heißt. Man stelle sich vor, der FC Barcelona, Manchester United und der FC Liverpool würden in der kommenden Saison Euro League spielen anstatt Champions League.

Ferrari und BMW mit positiver Tendenz

Ferrari und BMW-Sauber haben es beim Spanien-GP geschafft, durch die umfassenden Neuerungen an ihren Autos zumindest einen großen Schritt in Richtung Champions League der Formel 1 zu machen. Bei Ferrari wäre dieser Schritt noch viel deutlicher gewesen, hätte nicht das Team an der Strecke versagt.

Bei McLaren-Mercedes sieht das anders aus. Dort hat das Team keine Fehler gemacht. Die Fahrer auch nicht. Das Auto war einfach schlecht. So schlecht sogar, dass es jedermann im Team laut sagte. Die Silberpfeile sind die größten Verlierer des Europa-Auftakts in Spanien - aber auch eins der bisher besten Teams ist in Barcelona gestrauchelt, Toyota. Ein Überblick.

Verlierer 1, McLaren-Mercedes: Man braucht sich nur die Stimmen der Verantwortlichen im Team anzuhören, dann weiß man ganz genau, was bei den Silbernen in Barcelona los war.

"Schade, dass sie mir kein Auto gegeben haben, mit dem ich den Titel verteidigen kann", sagte Lewis Hamilton. "Das Auto ist richtig schlecht. Ich gebe alles, aber da gibt es einfach keine Hoffnung. Es ist wirklich Hardcore!"

Auch Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug fielen im TV-Interview kaum versöhnliche Worte ein: "Da, wo der Stern drauf ist, wird gefälligst weiter vorne gefahren als heute - wie wir das in den letzten zwei Jahren gemacht haben, als wir 40 Prozent aller Rennen gewinnen konnten. Das ist eine Trefferquote, die ich mir gefallen lasse - die in diesem Jahr lasse ich mir nicht gefallen, die muss besser werden."

Grund für die Aufregung: McLaren-Mercedes war im Qualifying mit den Plätzen 14 und 18 schon im Nirgendwo, Rang neun im Rennen für Hamilton machte es kaum besser.

Grand-Prix-Rechner: Bestimme selbst, wer 2009 Weltmeister wird!

Das Problem: Auf absehbare Zeit wird sich an McLarens Lage nichts Wesentliches ändern. In Monaco geht es vielleicht ein wenig nach vorne, weil es dort auf aerodynamisch ausgefeilte Autos nicht ankommt. Aber danach?

"Wir sind zu langsam. Die Hochgeschwindigkeitskurven können wir überhaupt nicht. Das muss sich dramatisch ändern", forderte Haug. "Das geht aber sicher nicht in den nächsten vier Wochen." In zehn Wochen wolle man wieder siegfähig sein.

Ohne Testfahrten ein frommer Wunsch. Denn es kommt erschwerend hinzu, das die Silbernen schon während der Übersee-Rennen die meisten Register gezogen haben. Eine Version des Doppel-Diffusors gibt es auch bereits, die aber bei weitem nicht so viel bringt wie zum Beispiel bei Mercedes-Kundenteam Brawn GP.

Kein Wunder, dass man bei Mercedes immer lauter darüber nachdenkt, einen Stern auf das Auto von Ross Brawn zu kleben. Das ist auf absehbare Zeit die deutlich bessere Werbefläche als der Silberpfeil.

Verlierer 2, Toyota: So schnell kann es gehen: Nach Doppel-Pole und Siegchancen in Bahrain folgte in Barcelona ein unerklärlicher Einbruch. Die Startplätze sechs und sieben waren noch verkraftbar, aber die Nullnummer im Rennen nicht mehr.

"Für uns schlägt das Pendel gerade ein bisschen in die falsche Richtung aus", sagte Teampräsident John Howett "motorsport-total.com". "Man muss gestehen, dass die Performance mit dem neuen Upgrade nicht das war, was wir uns erhofft hatten."

Neben zahlreichen mechanischen Änderungen hatte Toyota einen neuen Frontflügel im Gepäck, der allerdings überhaupt nichts brachte. Folgerichtig wurde er noch während des Wochenendes wieder getauscht.

Immerhin sind die Probleme zumindest identifiziert. "Die Aerodynamik ist unsere größte Schwachstelle. In diesem Bereich konnten wir mit den anderen nicht Schritt halten. Bei einigen Teilen wussten wir, dass sie ein Risiko darstellen - und sie haben dann eindeutig nicht funktioniert", sagte Howett.

Toyota habe für die kommenden Rennen noch einiges in der Hinterhand, versicherte der Team-Präsident. Das wird auch nötig sein.

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