Der Bann ist gebrochen

Von Alexander Mey
Jenson Button (M.) und Felipe Massa (l.) stellten diesmal Sebastioan Vettel (r.) in den Schatten
© spox

Im fünften Driver-Ranking der Saison gewinnt zum dritten Mal Jenson Button. Dahinter bricht Barcelona-Pechvogel Felipe Massa endlich den Bann und holt seine ersten Punkte. Mehr noch, er landet sogar auf dem Podium. Vor Mark Webber, der aus seiner Sicht endlich einmal Sebastian Vettel geschlagen hat. Rubens Barrichello kämpft derweil als Don Quichotte weiter gegen Windmühlen, und Sebastien Bourdais enttäuscht auf ganzer Linie.

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Meine Wertung für den Spanien-GP

Jetzt nachlesen: Das Driver-Ranking zum Bahrain-GP

Platz 1, Jenson Button: Das einzige, das man Button an diesem Wochenende vorwerfen kann, ist, dass er den Start gegen Rubens Barrichello verloren hat. Ansonsten war seine Leistung tadellos. In den letzten Sekunden des Qualifyings Sebastian Vettel noch die Pole-Position abzujagen, zeugt von großer Nervenstärke. Im Rennen fuhr der Engländer gewohnt fehlerlos und brachte den Sieg nach Hause, obwohl er an diesem Tag im direkten Vergleich mit Barrichello, Vettel und Webber nicht unbedingt das schnellste Auto hatte.

Platz 2, Felipe Massa: Kaum zu glauben, aber es sind die ersten Punkte für den Vize-Weltmeister in dieser Saison. Die sind aber hochverdient, denn im Gegensatz zu Kimi Räikkönen hat Massa aus dem neuen Paket von Ferrari das Optimum herausgeholt. Er ist ein tolles Qualifying gefahren und hat im Rennen dank KERS Sebastian Vettel 63 Runden lang hinter sich gehalten, obwohl der Red Bull deutlich schneller war. Mit 82 Zusatz-PS kein Problem, sollte man meinen. Aber so ein Rennen muss man erst einmal unter Dauerdruck ohne Fehler zu Ende fahren. Bitter, dass ihm das Team den verdienten vierten Platz vermasselt hat.

Platz 3, Mark Webber: Ich kann mich bei ihm nur wiederholen. Er fährt nach wie vor die beste Saison seiner Karriere. Diesmal konnte er im Rennen auch endlich mal die Früchte ernten und vor Vettel ins Ziel kommen. Dieser Prestige-Erfolg gegen den Wunderknaben im eigenen Team wird für sein Selbstbewusstsein Gold wert sein. Besonders gut gefallen hat mir sein Konter gegen Fernando Alonso in der Anfangsphase. Hätte er den nicht gesetzt, hätte er sein Rennen hinter dem Spanier zerstören können wie es Vettel hinter Massa getan hat.

Platz 4, Rubens Barrichello: "Jenson wusste, dass ich an diesem Wochenende eigentlich ein wenig schneller war", sagte Barrichello im SPOX-Interview nach dem Spanien-GP. Das stimmt, nur eben nicht, als es darauf ankam. Im Qualifying war er spritbereinigt noch auf einem Level mit Button, im Rennen kostete ihn aber ein schlechter Reifensatz den Sieg. Es ist das ewige Dilemma. Wenn Barrichello einmal die Chance auf einen großen Triumph hat, kommt ihm meistens irgendetwas dazwischen. So bleibt er ein Don Quichotte im Kampf gegen Windmühlen.

Platz 5, Sebastian Vettel: Sein Wochenende kann man fast nur am Qualifying bewerten, das unter Berücksichtigung der Benzinmengen überragend war und die Pole-Position verdient gehabt hätte. Vettel muss aber endlich den Start besser hinbekommen, damit er sich nicht wie in Bahrain und jetzt in Spanien seine Rennen hinter einem langsameren Fahrer zerstört, der ihn am Start überholt hat. So wird das trotz schnellsten Autos und großartigen Talents nichts mit der Titelchance.

Platz 6, Nick Heidfeld: Er hat sich sein Geschenk zum 32. Geburtstag selbst gemacht. Ein starkes und fehlerfreies Rennen hat ihm zwei WM-Punkte beschert. Das ist zwar immer noch meilenweit vom Anspruch von BMW-Sauber und Heidfeld selbst entfernt, aber in Barcelona hatte man zumindest den Eindruck, dass er mit der schwierigen Situation einen Tick besser umgeht als Teamkollege Robert Kubica.

Platz 7, Fernando Alonso: Ausgerechnet beim Heimrennen rückte Alonso sein Teamkollege in den Trainings richtig auf die Pelle. Das lag aber eher an der Stärke von Piquet Jr. als an der Schwäche von Alonso. Denn der Spanier biss sich wieder einmal mit einem mittelmäßigen Auto durch, nahm in Qualifying und Rennen das Messer zwischen die Zähne und holte wieder einmal das Maximum aus dem Renault heraus. Alonsos Arbeitseinstellung ist vorbildlich.

Platz 8, Nico Rosberg: Abgesehen von seinen gewohnt starken Trainings hat mich Rosberg vor allem im ersten Stint des Rennens überzeugt, als er mit sehr viel Benzin an Bord zwischenzeitlich bis auf Platz zwei nach vorne gefahren ist. Gerade in den schnellen Kurven in Barcelona muss das Fahrverhalten in den ersten Runden wegen des Gewichts fürchterlich gewesen sein. Aber Rosberg ist das Rennen konstant zu Ende gefahren. Mehr als Platz acht ist im Moment mit dem Williams nicht mehr drin. Wie Alonso holt auch er das Optimum aus dem Auto heraus.

Härtefall 1: Kazuki Nakajima und Nelson Piquet Jr.: Die beiden jungen Kerle verdienen einmal ein Wort des Lobes. Beide stehen immer im Schatten ihre extrem starken Teamkollegen Rosberg und Alonso. Da können sie fast nur schlecht aussehen. Dennoch beobachte ich bei beiden in den letzten beiden Rennen eine deutliche Steigerung. Es hat zwar auch diesmal nicht für Punkte im Ranking gereicht, aber wenn sie so weitermachen, sind sie irgendwann einmal dran.

Härtefall 2: Sebastien Bourdais: Für mich die mit weitem Abstand größte Enttäuschung der Saison. Ich habe wirklich gedacht, dass er zurecht seine zweite Chance bei Toro Rosso bekommen hat und dank seiner Champ-Car-Erfahrung gut mit den neuen Regeln klarkommen würde. Aber er ist einfach nur schlecht. Sein junger Teamkollege Sebastien Buemi bügelt ihn nach Strich und Faden. Es würde mich sehr wundern, wenn Bourdais die komplette Saison bestreiten würde, sollte er sich nicht immens steigern.

Jetzt vergleichen: So sieht das Driver-Ranking der mySPOX-User aus

Meine Punkte für Barcelona im Überblick:

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