"Einigen Leuten das Maul stopfen"

Von Alexander Mey
Rubens Barrichello fuhr im ersten Training am Donnerstag Bestzeit
© Getty

Am Samstag steigt beim Monaco-GP das viel zitierte wichtigste Qualifying des Jahres. Nirgends ist die Pole-Position so wichtig wie auf dem engen Stadtkurs, auf dem praktisch Überholverbot herrscht. Neben den Favoriten Brawn GP und Red Bull rechnen sich auch Ferrari und McLaren-Mercedes sehr gute Chancen auf die ersten Startreihen aus.

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Das rundenbasierte Qualifying-Format, auf das die Formel 1 im nunmehr vierten Jahr setzt, hat seinen besonderen Reiz. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie in den letzten Sekunden der ersten und zweiten Runde ums Weiterkommen gekämpft und gezittert wird.

Nachzufragen bei Ferrari, bei denen in diesem Jahr Kimi Räikkönen und Felipe Massa schon jeweils einmal frühzeitig gescheitert sind. Nur, wer es in den erlauchten Kreis der Top 10 schafft, hat eine halbwegs gute Ausgangsposition für das Rennen sicher.

Welche zehn Fahrer werden es in Monaco sein? Eine schwierige Frage, schließlich lagen die Zeiten im Training extrem eng beieinander. Vor allem Ferrari und McLaren-Mercedes scheinen einen großen Sprung nach vorne gemacht zu haben.

Jetzt nachlesen: So lief das Training

SPOX wagt eine Prognose. Diese zehn Piloten kämpfen am Samstag um die Pole-Position:

Jenson Button (Brawn GP): Keine Überraschung. Der WM-Spitzenreiter hielt sich zwar im Training lange zurück, war aber am Ende doch an der Zeit von Teamkollege Rubens Barrichello dran. Button liegt Monaco traditionell nicht so gut, aber er will sich umstellen.

"Ich muss meinen Fahrstil ein bisschen umstellen, damit ich da wirklich schnell bin", zitiert "Motorsport aktuell" den WM-Leader. "Man muss aggressiver sein als anderswo. Die Leitplanken sind das Limit." Auf den Punkt gebracht: "Man kann hier nicht einfach durch die Gegend schleichen."

Rubens Barrichello (Brawn GP): Seine Mission ist klar. Nach der Kontroverse um vermeintliche Stallorder zu Gunsten Buttons in Barcelona steht fest: "Ich muss das Rennen gewinnen, um einigen Leuten das Maul zu stopfen", sagte Barrichello dem "Daily Mirror".

Gemeint sind diejenigen, die Barrichello in Erinnerung an seine Ferrari-Zeit neben Michael Schumacher endgültig den Stempel der ewigen Nummer zwei aufgedrückt haben. Davon will Barrichello aber nichts wissen: "Ich sehe nicht, dass Jenson während der ganzen Saison weit vor mir lag. Ich könnte sogar sagen, ich bin einmal dran."

Rubens Barrichello im SPOX-Interview

Sebastian Vettel (Red Bull): Der Deutsche hat im Training am Donnerstag wegen der aufwändigen Installation des Doppel-Diffusors und eines Motorschadens viel Zeit verloren. Trotzdem war er aus dem Stand schnell und überzeugte am Ende mit der sechstbesten Zeit.

"Der Schaden war nicht eingeplant, aber so ist das Leben, das passiert", sagte Vettel. "Aber das Auto hat Potenzial, auch wenn wir noch ein paar Dinge verändern müssen."

Mark Webber (Red Bull): Er hatte im Training noch mehr Probleme als Vettel. Auch bei ihm streikte der Motor und musste aufwändig gecheckt werden. Als es dann endlich losgehen konnte, kam der Australier nicht mehr über Platz zwölf hinaus.

Trotzdem: Das Potenzial des Autos und Webbers Qualifying-Talent werden bei normalem Verlauf locker für die Top 10 reichen.

Felipe Massa (Ferrari): Schon vor dem Rennwochenende glaubte der Vize-Weltmeister an die mögliche Wende in Monaco. Mit Blick auf die Trainings könnte er Recht behalten. Ferrari sieht mit beiden Autos sehr stark aus.

"Ich habe mich von Anfang an wohl gefühlt", sagte Massa, der wie Teamkollege Kimi Räikkönen mit KERS an Bord fährt. "Unser Auto scheint schnell und konstant zu sein." Stimmt. Denn vor allem auf den Long-Runs im Training überzeugte der Ferrari.

Kimi Räikkönen (Ferrari): Für ihn gilt das gleiche wie für Massa. Das Auto ist wieder top, also sollte auch Räikkönen keine Probleme mit der dritten Quali-Runde haben. Vorausgesetzt natürlich, er leistet sich nicht wie in Barcelona einen riesigen Leichtsinnsfehler und scheidet dadurch vorzeitig aus.

Sein Kommentar: "Es gibt noch ein paar Gebiete, auf denen wir das Auto verbessern können, aber ich bin zufrieden mit dem, was wir heute erreicht haben."

Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes): Der McLaren war immer schnell, wenn er auf die Strecke ging, egal ob mit harten oder weichen Reifen. Das ist immer ein gutes Zeichen. Hamilton machte zwar im Training einige Fehler, aber so hat er das Limit erfahren, an dem er sich im Qualifying bewegen kann. Der Weltmeister wird in der Quali noch einmal zulegen, im Gegensatz zu Teamkollege Heikki Kovalainen, der womöglich schon alles gezeigt hat.

"Auf Basis der Leistung im Training denke ich, dass die dritte Quali-Runde definitiv möglich ist. Ich bin sogar optimistisch, dass ich es in die Top 5 schaffe", sagte Hamilton.

Fernando Alonso (Renault): Platz elf im Training hinter Teamkollege Nelson Piquet Jr. klingt nicht besonders beeindruckend. Aber Alonso ist eben Alonso. Er wird sich am Samstag auf einer Fahrerstrecke wie in Monaco deutlich steigern und die Top 10 schaffen.

"Unser Set-Up war von Anfang an gut, also mussten wir nicht viel verändern. Ich hatte keine großen Probleme und bin zufrieden", sagte Alonso und prognostizierte: "Ein Platz in den Top 5 oder Top 6 ist wahrscheinlich das Maximum für uns."

Nico Rosberg (Williams): Trotz der erneuten Bestzeit im Training wird es eng werden für Rosberg. Denn mittlerweile hat jeder mitbekommen, dass Williams im Gegensatz zu allen anderen Teams im Training mit leeren Tanks fährt und im Qualifying kaum noch zulegen kann. Eine Taktik, die Teamchef Frank Williams selbst als "Angeberei" bezeichnete.

Trotz des Wissens um diese Vorgehensweise ist Rosberg selbst aber optimistisch: "Hier könnten wir weniger stark zurückfallen als auf anderen Rennstrecken. Ich habe das Gefühl, dass wir schneller sind als sonst. Ich hoffe, dass wir im Qualifying unter die Top 5 kommen. Das wäre großartig."

Jarno Trulli (Toyota): Toyota machte im Training keinen starken Eindruck, aber das kann täuschen. Trulli hat dank seiner überragenden Fähigkeiten im Qualifying auf jeden Fall gute Chancen, die Top 10 zu erreichen. Bei Timo Glock sind da eher Zweifel angebracht.

Insgesamt ist das Auto seit Barcelona nicht mehr schnell genug. "Ich denke, es wird schwierig sein, jetzt irgendwo eineinhalb Sekunden zu finden", sagte Trulli. "Wir werden es aber versuchen und wollen wenigstens ein wenig weiter nach vorne kommen."

Kaum eine Chance für BMW-Sauber

So viel zum Top-10-Tipp von SPOX. Einige Positionen scheinen relativ sicher besetzt zu sein, um andere wird es eng zugehen. Es haben natürlich auch Fahrer wie Heikki Kovalainen und Timo Glock eine Chance.

Nur BMW-Sauber wohl nicht. Nach dem Motorschaden bei Robert Kubica und den Bremsproblemen im Training ist den Weiß-Blauen kaum ein so gewaltiger Leistungssprung zuzutrauen.

"Nach dem ersten Tag in Monte Carlo war ich nicht zufrieden. Natürlich haben wir auf der Strecke eine Menge Zeit verloren, aber dann war die Leistung des Autos nicht so, wie sie sein sollte", resümierte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen.

So steht's in der WM