Sechs-Punkte-Plan zum Sieg

Von Alexander Mey
Jenson Button möchte den Rest des Feldes am liebsten in seinem Rückspiegel sehen
© Getty

Der Sieg beim Malaysia-GP (10.45 Uhr im LIVE-TICKER) führt über sechs Schlüsselfaktoren: Die Benzinmenge, die Reifen, KERS, den Motor, das Getriebe und das Wetter. Nur wer die beste Mischung findet, wird am Ende oben stehen. Jenson Button hat von der Pole-Position aus die besten Aussichten, den Sieg einzufahren. Dahinter muss sich zeigen, welche der zum Teil extremen Strategien am besten aufgehen wird.

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Faktor 1: Die Benzinmenge

Ähnlich wie in Australien offenbart die öffentliche Liste der Benzinmengen aller Fahrer, dass sich Jenson Button und Brawn GP eigentlich nur selbst schlagen können. Mit 55 Kilogramm Benzin an Bord kann Button bis zum ersten Boxenstopp eine bis zwei Runden länger draußen bleiben als seine direkten Verfolger. Jarno Trulli, Timo Glock, Nico Rosberg und Mark Webber sind alle auf ähnlichem Niveau unterwegs.

Jetzt nachlesen: Die Benzinmengen aller Fahrer im Überblick

Dahinter haben Robert Kubica und Kimi Räikkönen ganz gute Karten auf eine Aufholjagd. Beide können rund drei Runden länger fahren als ihre vier Vorderleute, Räikkönen hat dazu auch noch KERS zur Verfügung. Rubens Barrichello muss nach seinem Getriebewechsel zwar von Platz acht aus starten, hat aber noch mehr Benzin an Bord als Räikkönen und Kubica.

Von weiter hinten versuchen es Fernando Alonso und Nick Heidfeld mit sehr viel Benzin. Heidfeld hat mit 87 Kilogramm Sprit das schwerste Auto im Feld, etwas schwerer sogar als Quali-Zocker Felipe Massa. Beide werden gerade in den ersten Runden große Probleme in den schnellen Kurven bekommen.

Sebastian Vettel hat das deutlich leichteste Auto im Feld. Er muss von Startplatz 13 aus sehr schnell nach vorne kommen, wenn er noch eine Chance auf WM-Punkte haben will. Vettel muss drei bis vier Runden vor allen anderen zum Tanken kommen.

Faktor 2: Die Reifen

Im Gegensatz zu Melbourne ist in Malaysia die Reifenwahl relativ offen. Im Training haben auch die weichen Reifen sehr gut funktioniert. Das heißt, man kann auch auf diesen Pneus einen langen Stint fahren. Genau das werden zum Beispiel Heidfeld und Massa mit ihren Ein-Stopp-Strategien versuchen.

"Die Taktik für das Rennen sollte interessant werden. Es könnte mehrere strategische Optionen geben", bestätigte Hirohide Hamashima, Direktor der Reifenentwicklung bei Bridgestone Motorsport.

Button setzt zum Beispiel darauf, mit den harten Reifen besser zurecht zu kommen als die Konkurrenz. "Unsere Autos zählen zu den wenigen, die die harten Reifen auf Temperatur bringen. Das kann entscheidend sein, wenn es am Abend kühler wird", sagte er. Verfolger Trulli wollte das aber nicht gelten lassen: "Auch wir haben mit den harten Reifen keine Probleme."

Faktor 3: KERS

Sepang hat eine lange und breite Start-Ziel-Gerade, es wird also beim Start einen langen Sprint zur ersten Kurve geben. Ein großer Vorteil für alle, die dabei 82 zusätzliche PS einsetzen können. Erster Vertreter der KERS-Fraktion ist Räikkönen auf Startplatz sieben. Findet er am Start eine Lücke, kann er weit nach vorne kommen. Gleiches gilt für Alonso und Heidfeld auf den Rängen neun und zehn.

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Auf der anderen Seite können alle vorne Platzierten froh sein, zunächst einmal kein KERS-Auto überholen zu müssen. "Mit einem KER-System hat man hier sicher Vorteile, daher bin ich froh, dass vor uns kein Auto mit einem KERS steht", sagte Glock im TV-Interview. Was er damit meint? Auf den beiden langen Geraden ist ein Auto mit KERS so gut wie unmöglich zu überholen.

Faktor 4: Der Motor

Die neue Motorenregel stellt den Teams frei, wann sie welchen der acht zur Verfügung stehenden Motoren einsetzen. Die Aggregate müssen ausdrücklich nicht mehr zwei Rennwochenenden hintereinander halten. Eine Neuerung, die acht von zehn Teams genutzt haben. Nur McLaren-Mercedes und Toro Rosso nutzen die Motoren aus Australien erneut, alle anderen haben frische Aggregate an Bord. An der Spitze haben also alle Piloten gleiche Voraussetzungen.

Faktor 5: Das Getriebe

Das Schaltwerk ist das größte Sorgenkind von Brawn GP. Barrichello hat deswegen schon fünf Startplätze verloren, jetzt zittert Button, ob an seinem Auto das Getriebe hält. Aufgrund der kurzen Testzeit war das Getriebe schon vor Saisonbeginn die größte Baustelle von Ross Brawn. Er hofft, bis zum vierten Rennen in Bahrain eine überarbeitete Version einbauen zu können. Bis dahin hat Button auf dem Weg zum zweiten Sieg in Folge eine unbekannte Variable mehr.

Faktor 6: Das Wetter

Auch nach dem Qualifying kam in Sepang wieder der große Regen. Es schüttete wie aus Eimern, just zu der Uhrzeit, zu der das Rennen in seine entscheidende Phase gehen wird. Die Regenwahrscheinlichkeit für die Rennzeit zwischen 17 Uhr und 19 Uhr Ortszeit liegt bei 60 Prozent. Klar, dass die Piloten je nach Startposition zwischen Hoffen und Bangen schweben.

"Wir hoffen, dass uns der Regen erspart bleibt, aber man weiß auf diesem Kurs nie", sagte Button. Vettel sah das von Startplatz 13 aus natürlich ganz anders: "Ich hoffe auf etwas Regen. Wir hatten in Jerez einen komplett verregneten Testtag. Dabei haben wir unter nassen Bedingungen sogar eine Rennsimulation durchgeführt. Wenn es regnet, wird uns das also hoffentlich helfen."

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