"Werden erst in Melbourne sehen, wo wir stehen"

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Robert Kubica geht gespannt in die neue Saison
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Nach den letzten Testfahrten vor der neuen Formel-1-Saison äußert sich Robert Kubica im Interview zum Stand seines BMW-Teams und zu seinen Zielen für 2009.

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Das BMW Sauber F1 Team hat in Barcelona die letzten Tests vor der Saison 2009 absolviert.

Im Interview äußert sich BMW-Pilot Robert Kubica zum Stand der Vorbereitungen seines Teams, den technischen Änderungen für die neue Saison sowie über seine Ziele für 2009.

Frage: "Wie liefen die Testfahrten mit dem F1.09?"

Robert Kubica: "Winter-Testfahrten sind immer wichtig und dieses Jahr ganz besonders wegen der drastischen Reglementsänderungen. Man weiß nicht, ob die Richtung bei der Entwicklung stimmt, denn jedes Team beginnt mit einem völlig neuen Paket bei null. Deshalb gab es extrem viel zu tun bei den Tests. Beispielsweise habe ich am letzten Testtag in Barcelona mehr als das Doppelte einer Grand-Prix-Distanz zurückgelegt. Das ist sowohl für das Auto als auch für den Fahrer eine große Beanspruchung. Weder mein Körper noch der BMW Sauber F1.09 hatten damit ein Problem. Das zeigt, dass mein Fitnesstraining im Winter und die Arbeit an der Zuverlässigkeit des Autos perfekt waren. Außer der Rennsimulation haben wir noch viele verschiedene Lösungen für die mechanische Abstimmung und die aerodynamische Konfiguration bewertet. Wir haben einige Zeit, die wir in der Vorwoche in Jerez wegen des schlechten Wetters verloren hatten, aufholen können. Insgesamt war es also ein sehr produktiver Test."

Frage: "Wie beurteilen Sie die diversen technischen Änderungen für 2009?"

Kubica: "Insgesamt ist der F1.09 ein völlig anderes Auto als der letztjährige F1.08. Durch die Einschränkungen im Bereich der Aerodynamik haben die neuen Autos deutlich weniger Abtrieb. Das wird zum Teil durch die Slick-Reifen kompensiert, die im Vergleich zu den Rillenreifen der vergangenen Jahre mehr Haftung entwickeln, insbesondere an der Vorderachse. Dieses Ungleichgewicht zwischen Vorder- und Hinterachse bedeutet, dass das Auto zum Übersteuern neigt. Persönlich finde ich, dass das zwar Spaß macht, aber ich würde mehr Abtrieb dennoch bevorzugen. An den breiteren Frontflügel habe ich mich in der Zwischenzeit gewöhnt. Die Schwierigkeit liegt darin, dass man seine äußeren Enden aus dem Cockpit nicht sehen kann, weil sie von den Vorderrädern verdeckt werden. Ich bin mal gespannt, was in Melbourne in der ersten Kurve passiert. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir deutlich mehr beschädigte Frontflügel sehen werden als bisher. Bezüglich des KERS habe ich gemischte Gefühle. Weil ich groß und entsprechend relativ schwer bin, kann ich weniger Ballast nutzen und habe damit einen Nachteil bei der Gewichtsverteilung im Auto. Andererseits könnte das KERS durch den Boost ein großer Vorteil sein."

Frage: "Werden die Teams näher zusammen liegen?"

Kubica: "Schwierig zu sagen. Die Abstände zwischen den Teams waren bei den Tests sehr gering. Ob das auch bei den Qualifyings so sein wird, wird davon abhängen, wie gut sich die einzelnen Teams auf die jeweiligen Strecken einstellen können, was angesichts der reduzierten Testfahrten schwieriger wird. Und in den Rennen wird entscheidend sein, wie effektiv Auto und Fahrer die Reifen nutzen können. Auch hier gibt es eine gewisse Unsicherheit, weil wegen der neuen Slicks die Daten vergangener Jahre nur noch begrenzt Aussagekraft haben."

Frage: "Welches Ziel haben Sie für die Saison 2009?"

Kubica: "Ich will bei jedem Rennen 100 Prozent aus mir und dem F1.09 herausholen. Nur dann hat man eine Chance, die anderen Top-Teams zu schlagen und bis zum letzten Rennen um den Titel zu kämpfen."

Frage: "Was denken Sie, wo das BMW Sauber F1 Team im Vergleich zur Konkurrenz steht?"

Kubica: "Wie immer erhält man bei den Testfahrten lediglich gewisse Anhaltspunkte. Und man kann sich leicht täuschen. Unser Ziel ist es, bestens vorbereitet nach Australien zu gehen, und ich denke, dass wir dabei auf einem guten Weg sind. Aber wir werden erst in Melbourne sehen, wo wir wirklich stehen. Das Qualifying wird allen Teams einen ersten Eindruck von den wahren Kräfteverhältnissen vermitteln."

Der Rennkalender 2009 im Überblick