Nach dem kurzfristigen Regel-Rückzieher des Automobil-Weltverbandes FIA sieht Mercedes-Sportchef Norbert Haug in der Diskussion um ein anderes Wertungssystem in der Formel 1 eine neue Chance für die Durchsetzung des Vorschlages der Teamvereinigung FOTA.
"Es ist jetzt erst einmal so kommuniziert, dass das geplante FIA-Modell 2010 in Kraft tritt. Aber ich bin sicher, dass man konstruktive Gespräche führen kann", sagte Haug in einer Telefonkonferenz.
FIA machte nach Protest der FOTA einen Rückzieher
Der Weltverband hatte in der vergangenen Woche beschlossen, dass künftig der Fahrer mit den meisten Siegen statt der mit den meisten Punkten Weltmeister wird, hatte die Einführung nach einem Protest der Teams aber kurzfristig auf 2010 verschieben müssen.
Die FOTA hatte ebenfalls eine stärkere Gewichtung von Siegen, allerdings nur in Form eines reformierten Punktesystems (12-9-7-5-4-3-2-1), vorgeschlagen.
Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hatte am Wochenende noch einmal bestätigt, dass das FIA-System nun unwiderruflich 2010 eingeführt werde. Ein FIA-Sprecher kündigte am Montag zumindest an, noch einmal alle Instanzen der Formel 1 anhören zu wollen.
"Ich glaube, dass genug Zeit ist, das Thema wieder aufzunehmen. Hier geht es nicht um einen Machtkampf. Wenn der beste Vorschlag von der FIA kommt, gerne. Aber man muss einfach die Aktiven anhören", sagte Haug: "Ansonsten ist die neue Regelung auch vor Sponsoren schwer kommunizierbar. Und das hat wiederum finanzielle Folgen. Außerdem hat das Publikum den Wunsch nach klar verständlichen Regularien. Und daran arbeitet die FOTA."
"Es mangelt der Formel 1 nicht an Spannung"
Allerdings störten Haug Aussagen von Ecclestone, er wolle verhindern, dass sich Fahrer künftig mit Platz zwei zufrieden geben, um Punkte zu sammeln. "Wir haben 2008 das spannendste Saisonfinale aller Zeiten erlebt. Ich mag Aussagen nicht, dass angeblich niemand überholen wolle", meinte der Mercedes-Sportchef: "Es mangelt der Formel 1 sicher nicht an Spannung."
Dass die Diskussion langfristig der Königsklasse des Motorsports schaden wird, glaubt Haug allerdings nicht: "Vor Saisonbeginn wird immer kontrovers diskutiert. Das ist nichts Neues. Einen Imageschaden sehe ich nicht."
Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali hatte die Diskussionen der letzten Tage als "besorgniserregend" bezeichnet. "Ich hoffe, dass wir bald eine Lösung finden", sagte er der Sporttageszeitung "Gazzetta dello Sport".
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