Diffusor-Streit: FIA weist Protest zurück

SID
Der Protest gegen Williams und zwei weitere Rennställe wurde abgewiesen
© Getty

Die Renn-Kommissare des Großen Preises von Australien in Melbourne haben drei Tage vor dem ersten Rennen der Saison am Sonntag einen Protest gegen die Heck-Diffusoren von Williams, Toyota und Brawn zurückgewiesen.

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Ein Massenprotest sorgt vor dem Saisonstart für Aufruhr in der Formel 1 und droht das erste Rennen zu einem Fiasko werden zu lassen.

Ferrari, Renault und Red Bull hatten am Donnerstag in Melbourne offiziell die Heck-Diffusoren der Konkurrenten Williams, Toyota und Brawn ins Visier genommen, dabei aber von den Renn-Kommissaren in erster Instanz eine Abfuhr erhalten.

Gang vor das Berufungsgericht möglich

Dem Trio steht aber jetzt der Gang vor das Berufungsgericht des Automobil-Weltverbandes FIA offen. Sollten sie sich wie allgemein erwartet dafür entscheiden, würden die Ergebnisse der ersten beiden Rennen am Sonntag in Melbourne und eine Woche später in Kuala Lumpur nur unter Vorbehalt gelten und es müsste eine Entscheidung am Grünen Tisch geben. Erst nach dem Rennen in Malaysia könnte das Berufungsgericht in Paris zusammentreten.

Sechs Stunden lang hatten sich am Donnerstag die FIA-Kommissare in Melbourne mit dem Protest beschäftigt, bevor sie ihn spät abends abwiesen.

Die drei Rennställe hatten nach der technischen Abnahme fristgerecht die Autos von Williams, Toyota und Brawn beanstandet. Der Protest von BMW wurde offenbar zu spät eingereicht und deshalb abgewiesen.

Rosberg und Glock von der Klage betroffen

Direkt betroffen von dem Streit sind auch zwei deutsche Fahrer: Nico Rosberg bei Williams und Timo Glock bei Toyota. Sebastian Vettel ist mit Red Bull auf der Seite der Kläger. Die Protestierer bemängeln, dass Williams, Toyota und Brawn Doppeldiffusoren verwenden, die pro Runde fünf Zehntelsekunden Zeitgewinn brächten. Die drei betroffenen Rennställe halten ihre Lösungen dagegen für regelkonform und fühlen sich durch die Entscheidung der Kommissare bestätigt.

"Wir sind zufrieden mit der Entscheidung, ziehen es aber vor, sie nicht weiter zu kommentieren", sagte Toyota-Teamchef Tadashi Yamashina. Sein Teamdirektor John Howett hatte zuvor bereits erklärt: "Wir haben die Regularien detailliert studiert und sind sehr zuversichtlich, dass wir sie korrekt interpretiert haben."

Der FIA-Delegierte Charlie Whiting hatte sich die umstrittenen Bauteile bei den Wintertestfahrten angeschaut und grünes Licht für die Verwendung gegeben. Und das kann BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen nicht verstehen. "Andere Teams haben zu ähnlichen Konstruktionen eine andere Aussage bekommen", sagte Theissen.

Der Diffusor sorgt im Heck der Formel-1-Boliden dafür, dass die Luft vor dem Heckflügel zerstreut wird. Das erzeugt eine Saugwirkung auf den Heckbereich des Autos und presst es so auf die Rennstrecke herunter.

Nur die drei Teams Force India, Toro Rosso und McLaren-Mercedes halten sich aus dieser Angelegenheit bislang heraus. "Es fehlt uns keineswegs an Traute, aber ich bin strikt dagegen, dass wir derzeit auch nur die minimalste Energie innerhalb unseres Teams für etwas anderes verwenden, als selbst mehr Speed zu generieren", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug dem Sport-Informations-Dienst (sid).

Grauzonen im FIA-Regelwerk

Haug kritisiert die Grauzonen im FIA-Regelwerk. Dass es immer wieder Interpretationsspielräume gebe, stehe in krassem Gegensatz zum aktuellen Kostensenkungsprogramm, meint der Mercedes-Sportchef: "Entweder die einen oder die anderen Teams müssen bald aufwendig und kostspielig neue Unterböden und Diffusoren bauen und dabei die Aerodynamik neu adaptieren. Und das kostet viel Geld."

Theissen beurteilt die Situation wie Haug: "Wir interpretieren die Regeln anders und sehen diesen Spielraum nicht, den die anderen Teams da ausnutzen."

Laut Theissen muss die FIA jetzt so schnell wie möglich für Klarheit sorgen: "Wenn das für legal erklärt wird, dann öffnet das einen weit größeren Spielraum, als er bisher von diesen drei Teams genutzt wurde."

Es gäbe wieder ein Entwicklungsrennen: "Und das wäre genau das Gegenteil von dem, was wir erreichen wollen."

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