"Mein Wort hat mehr Gewicht als früher"

Von Interview: Alexander Mey
Sebastian Vettel startet bei Red Bull an der Seite von Mark Webber
© Getty

Exklusiv Sebastian Vettel ist der neue Stern am deutschen Formel-1-Himmel, zumindest wird er von den Medien dazu gemacht. "Bubi-Schumi", der Name, den die "Bild"-Zeitung ihm gegeben hat, war nur der Anfang. Seit seinem Sieg in Monza herrscht um Vettel ein riesiger Hype. Sein Wechsel zu Red Bull soll nur der erste Schritt in Richtung Top-Team und WM-Chance gewesen sein. SPOX bat Vettel vor dem Saisonstart zum Interview.

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Mehr als die Hälfte der SPOX-User ist sich gemäß des aktuellen Trends sicher: Sebastian Vettel wird in der kommenden Saison von allen deutschen Fahrern am besten abschneiden. Ein klarer Sieg gegen Nick Heidfeld und Timo Glock, obwohl die beiden vermeintlich in schnelleren Autos sitzen. Nico Rosberg gab sogar im Interview bereits zu: "Sebastian hat mich überholt."

Der Formel-1-Zirkus feiert Vettel, den neuen Star, smart, wortgewandt, immer freundlich. Er ist vor dieser Saison das, was vor ihm Lewis Hamilton war.

"Für mich hat sich nicht viel verändert"

Beim Weltmeister hat der ganze Hype um seine Person dafür gesorgt, dass er arrogant wirkt. Bei Vettel besteht die gleiche Gefahr - könnte man meinen. Aber weit gefehlt. "Für mich hat sich nach dem Sieg in Monza nicht viel verändert", sagt Vettel im SPOX-Interview. "Ich bin immer noch Sebastian Vettel."

Dieser Sebastian Vettel spricht darüber, was sich um ihn herum alles verändert hat, warum er trotzdem auf dem Boden der Tatsachen bleibt, was er in seiner ersten Red-Bull-Saison erreichen will und wer 2009 seine Favoriten sind.

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SPOX: Man hat schon lange nichts mehr von "Bubi-Schumi" gehört oder gelesen. Endlich scheint jeder kapiert zu haben, dass Sebastian Vettel mehr ist als ein Schumi-Abklatsch.

Sebastian Vettel: Ehrlich gesagt ist mir das Wurst. Ich denke, ich weiß, wer ich bin. Was ab und an geschrieben wird, kann man selbst schwer beeinflussen.

SPOX: Was Sie beeinflussen können, ist Ihre Leistung. Womit wären Sie 2009 zufrieden?

Vettel: Natürlich besteht der Anspruch, dem Sieg von Monza weitere folgen zu lassen, ansonsten müsste ich ja jetzt schon zurücktreten (lacht). Mein Ziel ist es, irgendwann Weltmeister zu werden. 2009 wird ein sehr interessantes Jahr. Die großen Regeländerungen sorgen dafür, dass die Karten neu verteilt werden, es wird spannend. Ich denke, dass die neuen Regeln kleineren Teams wie uns eine Chance geben, die Lücke zu den größeren Teams weiter zu schließen. 2008 haben wir (Toro Rosso) unsere Ziele übertroffen. Das ist immer gut, aber jetzt muss man die Füße auf dem Boden lassen. Wir spielen nicht in der Liga wie McLaren-Mercedes und Ferrari. Aber unser Ziel ist es, näher heranzukommen und regelmäßig zu punkten.

SPOX: Sie glauben trotz aller Probleme bei den Wintertests immer noch daran, dass McLaren vorne dabei sein wird?

Vettel: Die Favoriten sind nach wie vor McLaren-Mercedes und Ferrari. Wir arbeiten hart und konzentriert, um näher an die Top-Teams heranzurücken, aber es wäre vermessen zu sagen, dass wir in der gleichen Liga wie Ferrari und McLaren spielen.

SPOX: Haben Sie sich nach dem Sieg in Monza und dem folgenden Hype verändert?

Vettel: Ich bin so aufgewachsen, dass ich die Dinge Schritt für Schritt angehe, und ich sehe nicht, warum ein Tag, ein Rennen oder ein Jahr wichtiger ist als alles andere. Mein Ziel ist weiterhin, das Beste aus mir selbst, dem Auto und dem Team herauszuholen. Ich weiß, dass ich noch am Anfang stehe, viel lernen muss, und ich lasse mich nicht von einem Sieg blenden. Für mich hat sich nach Monza nicht viel verändert. Ich bin immer noch Sebastian Vettel, aber ich merke schon, dass die Leute in der Formel 1 plötzlich anders mit mir umgehen. Mein Wort hat mehr Gewicht als früher. Wenn ich zum Beispiel mit Ingenieuren rede, spüre ich, dass sie mich sehr ernst nehmen und genau zuhören.

SPOX: Bernie Ecclestone hat einen Narren an Ihnen gefressen. Ginge es nach ihm, säßen Sie jetzt schon im Ferrari und würden Weltmeister.

Vettel: Natürlich freut es einen zu lesen oder zu hören, dass jemand wie Bernie Ecclestone so etwas sagt. Aber ich sehe das sehr verhalten, denn meiner Meinung nach macht es mich auf meiner nächsten Runde nicht schneller. Ich muss mich genauso anstrengen wie zuvor und kriege deswegen auch nichts geschenkt.

SPOX: Weiter geht's mit Zitaten über Sie. Gerhard Berger bezeichnet Sie als Egoisten, der es aber schafft, seinen Egoismus so nett rüberzubringen, dass ihn jeder gern haben muss. Sind Sie ein Wolf im Schafspelz?

Vettel: Ich denke, jeder muss seinen eigenen Weg finden. Ein gewisser Egoismus gehört in jeder Sportart dazu, denn nach oben hinaus wird die Luft immer dünn, egal was man macht, ob man Fußball spielt, Formel 1 fährt oder Schach spielt.

SPOX: Werden Sie egoistisch gegenüber Red Bull sein und nach der Saison gehen, sollte ein Angebot von Ferrari oder McLaren-Mercedes kommen?

Vettel: Es geht hierbei nicht um persönliche Beziehungen. Ohne Red Bull wäre ich mit Sicherheit nicht in der Formel 1 und mit Sicherheit heute noch nicht so weit wie ich es bin, sowohl in sportlicher als auch in menschlicher Hinsicht. Aber natürlich ist es mein Ziel zu gewinnen und auf der Strecke der Beste zu sein. Und es ist kein Geheimnis, dass man, wenn man in der Formel 1 gewinnen will, in einem der besten Autos sitzen muss.

SPOX: Vielleicht wird ja bald das Ferrari-Cockpit von Kimi Räikkönen frei. Spielen Sie eigentlich immer noch Badminton gegeneinander?

Vettel (lacht): Ja, ab und an spiele ich mit Kimi Badminton. Momentan hat Kimi die Nase vorn, aber ich habe noch ein bisschen Zeit, mich zu verbessern.

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