Mercedes schreibt Saisonstart ab

Von Alexander Mey
McLaren-Mercedes testete bis zum letzten Tag in Jerez
© Getty

McLaren-Mercedes hat es schon während der Testfahrten in Barcelona aufgegeben, den Rückstand auf die Konkurrenz zu kaschieren. Doch je näher das endgültige Ende der Wintertests rückt, desto deutlicher werden die Geständnisse der Silbernen. McLaren kann zu Saisonbeginn nicht gewinnen, McLaren holt vielleicht noch nicht einmal WM-Punkte.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

So deutlich wie in den vergangenen Wochen hat man Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug schon lange nicht mehr über Schwächen im eigenen Team sprechen hören. Musste er ja auch nicht, schließlich waren die Silberpfeile in den vergangenen beiden Jahren immer ganz vorne dabei.

Jetzt nicht mehr. McLaren-Mercedes hinkt bei den Wintertests meilenweit hinter den Spitzenteams und damit auch hinter den eigenen Ansprüchen her.

"Ich muss hier nicht eine einzige Entschuldigung finden; wir sind nicht gut genug", sagte Haug dem Fachmagazin "Motorsport aktuell". "Das Auto fährt sich ganz okay, aber wir haben im Konkurrenzvergleich generell einen Mangel an Abtrieb."

Erstes Saisondrittel schon gelaufen

Aktuell fährt Weltmeister Lewis Hamilton bei den abschließenden Tests in Jerez hinter Brawn GP, Renault und teilweise auch Williams her. Das wird sich bis zum Saisonstart nicht mehr ändern.

"Wir werden am Anfang nicht um den Sieg, sondern - wenn's gut läuft - um Punkte fahren", unkte Haug. Und es kommt noch schlimmer. Der Mercedes-Sportchef hakt bereits das gesamte erste Saisondrittel ab: "Die nächsten Schritte sind, nach und nach so viel Abtrieb wie möglich zu suchen. Aber das ist nicht ohne Weiteres zu realisieren. Der ganze Prozess kann sechs Rennen oder länger dauern."

Konkurrenz traut dem Frieden noch nicht

Nach sechs Rennen mit wenigen oder im schlimmsten Fall gar keinen Punkten ist der WM-Zug 2009 wahrscheinlich schon abgefahren. Es sei denn, McLaren-Mercedes redet sich schlechter als sie in Wirklichkeit sind, um die Gegner in Sicherheit zu wiegen.

Angesprochen auf die vermeintliche Schwäche der Silberpfeile sagte zum Beispiel BMW-Technikchef Willy Rampf: "Darauf würde ich mich nicht verlassen." Premiere-Experte Marc Surer war sich dagegen in seinem Test-Fazit bei SPOX sicher: "Die bluffen nicht. Da ist der Wurm drin."

Wie groß der Wurm ist, wird man erst in Melbourne sehen. Aber momentan sieht es nicht einmal danach aus, als würden die Silberpfeile das beste Mercedes-Team sein. Denn Brawn-Mercedes fährt Hamilton und Co. seit zwei Wochen regelmäßig um die Ohren.

WM-Kampf 2008 keine Entschuldigung

Warum das so ist, darüber kann selbst Norbert Haug nur spekulieren. Eine Erklärung: McLaren kämpfte 2008 bis zum Schluss um den WM-Titel und entwickelte dementsprechend auch das 2008er Auto sehr lange weiter, anstatt alle Ressourcen auf die neue Saison zu lenken. Ein Team wie Brawn GP schraubt schon seit rund einem Jahr am aktuellen Boliden.

Klingt plausibel, doch das allein kann es nicht sein. Denn Ferrari hat im Gegensatz zu McLaren ein konkurrenzfähiges Auto fertig gebracht. Und Haug weiß: "Ferrari war auch im WM-Kampf."

Formel 1: Der Rennkalender der neuen Saison