"Von Banditen reingelegt"

Von SPOX
Flavio Briatore wurde 1994 und 1995 mit Benetton sowie 2005 und 2006 mit Renault Weltmeister
© Getty

Am Rande des Brawn-GP-Doppelsiegs beim Australien-GP  kochten die Emotionen bei Renault-Teamchef Flavio Briatore hoch. Der Italiener regte sich unheimlich über die Tatsache auf, dass das Brawn-Team, Toyota und Williams mit den umstrittenen doppelstöckigen Diffusoren fahren durften.

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Dass Renault, Ferrari, BMW und Mercedes nicht glücklich mit der Entscheidung der Rennkommissare waren, die Diffusoren von Brawn GP, Toyota und Williams seien legal, ist verständlich. Nicht umsonst gehen sie am 14. April in Berufung gegen die doppelstöckigen Lösungen der drei Konkurrenten, die angeblich bis zu 0,5 Sekunden bringen sollen.

Wie schwer ihnen diese Entscheidung aber wirklich im Magen liegt, wurde erst am Rennsonntag in Melbourne deutlich, als Renault-Teamchef Flavio Briatore der Kragen platzte.

Er beschimpfte Ross Brawn und die Sportdirektoren der anderen betroffenen Teams als Lügner, die den FIA-Sicherheitsdelegierten Charlie Whiting überlistet haben. "Sie haben ihm nicht die ganze Wahrheit erzählt. Er wurde von diesen Banditen reingelegt", sagte Briatore italienischen Medien.

Bis zu 40 Prozent mehr Anpressdruck

Die Wahrheit ist seiner Meinung nach, dass die Doppel-Diffusoren bei konsequenter Weiterentwicklung mittelfristig 30 bis 40 Prozent mehr Anpressdruck generieren können anstatt 14 Prozent wie zurzeit.

Das würde die Autos um mehrere Sekunden schneller machen und all dem entgegen stehen, das die FIA eigentlich erreichen will, nämlich einer Reduzierung der Geschwindigkeit. Unterstützung erhält Briatore dabei von BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen, der die gleiche Gefahr sieht.

Briatore: "Brawn hat niemals Titel gewonnen"

Warum das die FIA nicht erkannt hat, obwohl doch die großen Teams der vergangenen Jahre allesamt auf Doppel-Diffusoren verzichtet haben, ist Briatore ein Rätsel. "Wenn 70 Prozent der Teams das Reglement konservativ interpretiert haben und das genau die Teams sind, die in den vergangenen Jahren die Titel gewonnen haben, dann muss das doch etwas bedeuten", sagte Briatore.

Die progressive Interpretation eines Ross Brawn bedeute dagegen nichts. "Brawn hat niemals Titel gewonnen, denn diese Titel wurden von Jean Todt und Stefano Domenicali, von Flavio Briatore und Ron Dennis gewonnen", polterte Briatore weiter.

Brawn reagiert relativ gelassen

Starker Tobak, den sich Brawn nach seinem Sieg im Debütrennen anhören musste. Doch der Brite blieb gegenüber "Autosport" relativ gelassen: "Ich denke, das war ein bisschen zu emotional. Wenn er einmal tief Luft holt und darüber nachdenkt, wird er einsehen, dass diese Worte nicht unbedingt logisch waren. Er ist gerade in einer schwierigen Situation mit seinem Team und feuert deshalb in alle Richtungen."

Schon direkt nach dem Rennen hatte Brawn-GP-Pilot Rubens Barrichello erklärt: "Für all diejenigen, die sagen, unser Auto sei nur wegen des Diffusors so schnell: der ist bei meinem Startcrash komplett zerstört worden." Brawn GP hätte demnach auch ohne den umstrittenen Diffusor gewinnen können.

Briatore: "...dann müssen sie uns töten"

Doch darum allein geht es Briatore offensichtlich nicht. Es geht ums Prinzip, um die Hierarchie in der Formel 1. Deshalb gibt es auch keine Diskussion über eine mögliche Einigung vor dem Berufungstermin am 14. April.

Ganz im Gegenteil, Briatore will Krieg: "Wenn sie wollen, dass wir aufgeben, dann müssen sie uns töten. Wir werden notfalls durch alle Instanzen gehen."

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