Ultimatum: Erfolg oder Ausstieg

Von Alexander Mey
Der neue Toyota ist wie der Renault wieder mit Haifischflosse unterwegs
© Getty

Für Toyota läuft der Countdown. Nicht der Countdown zum Beginn der neuen Formel-1-Saison, es läuft der Countdown zum Kampf um die nackte Existenz. Den Toyota-Verantwortlichen ist klar: Sollte man in diesem Jahr nicht um Siege fahren, hat der in Köln ansässige Rennstall keine Zukunft.

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Der Druck, den ein Formel-1-Rennstall normalerweise während einer Saison hat, ist eigentlich schon groß genug. Wie riesig muss die Anspannung erst sein, wenn man nicht nur um WM-Punkte und Podestplätze kämpft, sondern ums Überleben?

Toyota wird es 2009 erfahren. Denn den Verantwortlichen ist angesichts der Finanzkrise klar: Wenn sie in dieser Saison nicht um Siege fahren, dann gehen in der Fabrik in Köln-Marsdorf die Lichter aus.

Howett: "Wenn wir schwach abschneiden, haben wir keine Zukunft"

"Wir brauchen eine starke Saison. Wenn wir schwach abschneiden sollten, dann haben wir keine Zukunft", sagte Teampräsident John Howett am Rande der Testfahrten in Portimao. "Es ist schwer zu sagen, ob wir tatsächlich ein Rennen gewinnen müssen, um dabei zu bleiben. Aber wir haben das Gefühl, dass es so ist."

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Howett will zwar nichts von einem Ultimatum des Mutterkonzerns wissen, aber Toyota-Teamchef Tadashi Yamashima gibt zu, dass das Formel-1-Projekt ernsthaft auf dem Prüfstand steht.

"Zum Glück hat unser Präsident Watanabe die anderen Bosse überzeugt, dass wir dabei bleiben. Diese Saison ist deshalb sehr wichtig für uns. Wir müssen die Kosten reduzieren und Toyota beweisen, dass sich die Investition in der Formel 1 lohnt", zitiert das Fachmagazin "auto, motor und sport" Yamashima.

Neuer Toyota-Konzernchef im Sommer

Mitte des Jahres kommt für den Arbeitgeber von Timo Glock eventuell ein weiterer Stolperstein dazu. Denn dann wird der bisherige Konzernchef Katsuaki Watanabe, ein großer Fürsprecher des Formel-1-Teams, durch Akio Toyoda ersetzt. Der ist zwar auch Motorsport-Fan, wie er aber zum Engagement in der Königsklasse steht, ist noch nicht bekannt.

Würde sich Toyota gegen ein Formel-1-Engagement entscheiden, würde es einem Trend in Japan folgen. Denn mit Honda, Suzuki, Subaru und Kawasaki sind in den vergangenen Wochen schon vier Konzerne aus dem Motorsport ausgestiegen.

Budget um ein Drittel gesenkt

Das will die Kölner Truppe natürlich verhindern. Dafür wurde das Budget um ein Drittel gekürzt, der Vertrag mit Hauptsponsor Panasonic wurde um drei Jahre verlängert. Trotzdem hätte Toyota ohne die Formel 1 rund 160 Millionen Euro mehr in der Kasse.

Diese Summe können nur enorme Marketing-Effekte gutmachen. Und die gibt es, wenn man Erfolg hat.

Doch wie gut sind die sportlichen Chancen, dass Toyota 2009 den dringend benötigten Erfolg einfährt? Die Top-Teams haben schließlich über den Winter auch nicht geschlafen.

"Dadurch, dass alle neu beginnen müssen, haben wir unserer Meinung nach eine echte Chance, die Lücke zu schließen", setzt Howett seine Hoffnungen in die neuen Regeln.

Toyota mit oder ohne KERS?

Er verlässt sich darauf, dass Technikchef Pascal Vasselon mit dem TF109 ein guter Wurf gelungen ist. Der neue Toyota ist vor allem dahin getrimmt, beim Bremsen stabil und für die Fahrer berechenbar zu bleiben. Das war bei seinem Vorgänger das größte Problem.

In Sachen Hybridantrieb ist das Team auf alle Eventualitäten vorbereitet. Es gibt ein Chassis, das für den Einsatz von KERS konzipiert ist, und eins, das zum Einsatz kommt, sollte man sich gegen KERS entscheiden. Nach den Tests in Portimao will sich Toyota näher dazu äußern.

Ob mit oder ohne Hybridantrieb: Toyota kann sich in der Vorbereitung auf die Saison 2009 keine großen Fehler erlauben. Sonst steht dem Team eine 17 Rennen lange Abschiedstournee bevor.

Der Formel-1-Rennkalender 2009 im Überblick