"Kräfteverhältnis verschiebt sich"

Von Alexander Mey
Bei den Tests in Portimao war Toyota und Co. das Regenwetter treu
© Getty

Sportlich steht die Formel 1 erst einmal still. Keine Testfahrten, keine Fahrzeug-Präsentationen, es ist still geworden auf den Rennstrecken. Jetzt brüten die Köpfe der Ingenieure über den ersten Testergebnissen. Deutet sich wirklich ein Wechsel im Kräfteverhältnis an, wie ihn einige Verantwortliche herbeireden wollten? Vor allem bei Toyota glaubt man weiterhin fest daran.

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Timo Glock sorgte bei den Testfahrten in Portimao für den spektakulärsten Defekt, als sein Toyota wegen einer abgerissenen Ölleitung in Rauch aufging. Eigentlich keine guten Vorzeichen für eine erste Testwoche, die dazu noch von Regen, Sturm und Hagel stark beeinflusst wurde.

Dennoch hat man bei Toyota offenbar viel Positives gesehen. "Das Kräfteverhältnis scheint sich tatsächlich zu verschieben", zitiert das Fachmagazin "Motorsport aktuell" Toyota-Technikchef Pascal Vasselon. "Das geht schon damit los, dass alle Autos auf einem ähnlichen Entwicklungsstand sind. Das war im vergangenen Jahr nicht so."

Toyota schont die Hinterreifen

Damals sei vor allem McLaren-Mercedes der Konkurrenz voraus gewesen, stellte Vasselon fest. Zu Beginn dieser Testphase sah es jedoch danach aus, als könnten Toyota und auch Williams von den Rundenzeiten her mit den Silberpfeilen mithalten.

Besonders die Schonung der neuen Slicks, auf die in dieser Saison viel ankommen wird, machte Toyota Mut. Die Hinterreifen verschlissen offenbar deutlich weniger als die der Konkurrenz.

Dazu muss man allerdings einschränkend sagen, dass in Portimao so gut wie gar nicht mit Slicks getestet werden konnte, da es bis auf einen Nachmittag immer nass war. Entsprechend vage sind die bisherigen Erkenntnisse.

Wer ist bei den Testfahrten vorne? Jetzt auch unterwegs top-informiert sein!

Nur BMW-Sauber konnte Slicks ausgiebig testen

Wenn ein Team von sich behaupten kann, in Sachen Slicks einen Erfahrungsvorsprung zu haben, dann BMW-Sauber. Die Weiß-Blauen hatten auf ihrer Hausstrecke in Valencia als einziges Team Glück mit dem Wetter und konnten tagelang auf trockener Piste testen.

"Wir haben in Valencia einen sehr ergiebigen und erfolgreichen ersten Test durchgeführt. An fünf Tagen haben wir ein sehr umfangreiches Testprogramm ohne nennenswerte technische Störungen absolviert", sagte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen.

Mehr Geld für Tests in Bahrain

Dennoch empfindet BMW-Sauber vor allem in Sachen Reifentests noch Nachholbedarf. Um endlich bei wärmeren Temperaturen testen zu können, investiert das Team im Februar zusätzliches Geld für zwei Tests in Bahrain anstatt in Spanien.

Zusätzliches Geld hat im Moment eigentlich niemand in der Formel 1, auch nicht BMW-Sauber. Aber nach dem guten Start mit ausgereiftem KERS und Testvorsprung wegen guten Wetters wittern die Weiß-Blauen offenbar die Chance auf den großen Wurf, sprich den Kampf um den WM-Titel 2009.

"Motorsport aktuell" spekuliert sogar damit, dass BMW alles auf die kommende Saison setzt, um sich danach aus der Formel 1 zurückzuziehen. Darauf deuten aber keinerlei Aussagen der Verantwortlichen hin.

Renault geht das Geld aus

Doch zurück zum zusätzlichen Geld. Daran scheint es im Moment auch Renault zu fehlen. Hauptsponsor ING fährt die Ausgaben für 2009 um rund eine Milliarde Euro runter, was auch das Formel-1-Engagement betrifft. Zudem streicht die Großbank 7000 Arbeitsplätze. Ob der Ende der Saison auslaufende Vertrag mit Renault verlängert wird, ist derzeit sehr fraglich.

Für Renault heißt das, dass noch mehr Geld gespart werden muss. Ein großes Handicap, denn nachdem das neue Auto beim ersten Test in Portimao nicht einwandfrei gelaufen ist, bräuchte das Team eigentlich viel Personal, um die Schwächen vor allem an der Aerodynamik auszumerzen.

Kein Personal für wichtige Verbesserungen

Da nach Informationen von "Motorsport aktuell" aber rund 100 Aerodynamiker entlassen wurden, fehlt es an Manpower, um die Fehler am Design des R29 zeitnah zu beheben.

Pascal Vasselon könnte also mit seiner These gar nicht so falsch liegen. Das Kräfteverhältnis scheint sich zu ändern. Das hat allerdings bei weitem nicht nur sportliche Gründe.

Der Formel-1-Rennkalender 2009 im Überblick