KERS: "Das kann tödlich sein"

Von Alexander Mey
Wie auf dem BMW-Sauber klebt auf jedem KERS-Auto ein solcher gelber Warnhinweis
© Getty

Langsam aber sicher sammeln alle Formel-1-Teams auf den Teststrecken Europas ihre ersten Erfahrungen mit dem großen Mysterium der kommenden Saison, dem Hybridantrieb namens KERS (Kynetic Energy Recovery System). Ist er nun Fluch oder Segen für die Formel 1? Die ersten Eindrücke der Fahrer sind überraschend positiv, die Unkenrufe bleiben jedoch unüberhörbar.
 

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Es ist im Moment ein Wechselspiel zwischen schwarz und weiß. Auf der einen Seite Fahrer wie Kimi Räikkönen, die nach den ersten Tests betonen, dass das neue Auto mit dem Hybridantrieb KERS "prima funktioniert".

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Auf der anderen Seite die Skeptiker, die noch die Bilder von den allerersten KERS-Tests von BMW-Sauber im Kopf haben, als ein Mechaniker einen Stromschlag erhielt und mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammenbrach.

Bell: "Es wir zu Zwischenfällen kommen"

Wie groß ist das Sicherheitsrisiko durch KERS? "Ich denke, es wird in diesem Jahr zu Zwischenfällen kommen", unkte Renault-Technikchef Bob Bell am Rande des Roll-Out des neuen Autos. "Man wird wahrscheinlich noch weitere Mechaniker sehen, die einen elektrischen Schlag bekommen. Auch den Streckenposten wird so etwas passieren."

Vorsicht ist angesagt. Nicht umsonst prangt auf jedem Auto, das mit KERS fährt, ein gelber Warnhinweis "Vorsicht Hochspannung". Wenn sich die Batterie durch die Zuführung von Bremsenergie auflädt, entstehen mehrere hundert Volt Spannung. Die sollen sich eigentlich in Form von rund 80 zusätzlichen PS per Knopfdruck entladen, nicht aber bei Berührung durch einen Menschen.

"Das kann tödlich sein", betonte Bell. "Und es handelt sich um Gleichstrom. Wenn man den im Körper hat, wird man ihn nicht so einfach wieder los."

Briatore wettert gegen "schrecklichen Fehler"

Renault-Teamchef Flavio Briatore wetterte noch aus einem anderen Grund gegen die Einführung von KERS. Seiner Meinung nach handelt es sich nur um pure Geldverschwendung. "Ich halte KERS für einen schrecklichen Fehler. Wir geben viel Geld für nichts aus", sagte der Teamchef.

BMW sei schuld, dass man das System schon 2009 einführe. Ihrem Veto in der Fahrer-Vereinigung sei es zu verdanken, dass alle Teams trotz Finanzkrise jede Menge Geld zum Fenster hinauswerfen.

Ein Vorwurf, dem sich auch Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali angeschlossen hat. Er betonte, es sei der falsche Zeitpunkt für die Einführung eines so komplexen Systems.

BMW-Sportchef Theissen wehrt sich

Das ließ BMW-Motorsportchef Mario Theissen natürlich nicht auf sich sitzen: "KERS kostet Geld, aber nicht so viel, wie behauptet wird, und auch nicht so viel, wie in den vergangenen Jahren bei den Motoren eingespart wurde. Außerdem war das meiste Geld für die Forschung an KERS bereits ausgegeben als die Kostensenkungen beschlossen wurden. Und das Schlimmste ist, Geld für nichts auszugeben."

Viel Aufregung um ein System, von dem noch gar nicht klar ist, wer es übrhaupt von Saisonbeginn an einsetzen wird. Die meisten planen zwar damit, es gibt aber kein Team, das nicht auch ein Auto für den Einsatz ohne KERS konzipiert hätte.

Gut möglich, dass sich die Teams am Freitag vor jedem Rennen spontan entscheiden, ob sie mit oder ohne KERS fahren. Gleich nach der Festlegung auf die Reifenmischungen.

Der Formel-1-Rennkalender 2009 im Überblick