Haug: "Der Druck lastet auf Massa"

SID
Formel 1, Haug, Hamilton
© Getty

Gelassen, aber nicht überheblich blickt Norbert Haug dem Finale um die Weltmeisterschaft entgegen: Der Mercedes-Motorsportchef sieht seinen Silberpfeil-Piloten Lewis Hamilton im Titelduell mit Ferrari-Widersacher Felipe Massa dabei im Vorteil.

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"Der Druck lastet auf Massa", sagte er vor dem Saisonfinale in Sao Paulo. "Er muss gewinnen, Lewis kann gewinnen." Hamilton hat wie im Vorjahr sieben Punkte Vorsprung vor dem roten Rivalen.

2007 verspielten der junge Brite und sein Team beim Großen Preis von Brasilien allerdings ein genauso dickes Polster. Obwohl eine Wiederholung des Desasters unwahrscheinlich ist, warnt Haug: "Das weiß man nie."

Heißsporn Hamilton zeigte Nerven

In der dramatischen Hitzeschlacht im "Autodromo Jose Carlos Pace" im vergangenen Jahr zeigte Hamilton Nerven: Nach dem Start musste er seine WM-Widersacher Fernando Alonso und Kimi Räikkönen passieren lassen.

Wenig später landete der Heißsporn bei seiner Aufholjagd in der Auslaufzone und verlor dadurch wertvolle Zeit, ehe ihn ein technischer Defekt weiter einbremste. Der finnische Ferrari-Fahrer Räikkönen schnappte ihm und Hamiltons damaligen Teamkollegen Titelverteidiger Alonso sensationell um einen Punkt den Titel weg.

Inzwischen scheint Hamilton gereift zu sein. Zuletzt in Shanghai ähnlich unter Druck, bot der 23-Jährige eine brillante Leistung und verschaffte sich mit seinem souveränen Sieg eine gute Ausgangsposition für den entscheidenden Großen Preis von Brasilien am 02. November.

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Haug: "Nicht mit geschwellter Brust nach Brasilien"

"Lewis hat sicher keine Probleme mit Selbstzweifeln", sagte Haug. "Wir kommen aber nicht mit geschwellter Brust in Brasilien an."

Die Ausgangslage Hamiltons ist rechnerisch recht komfortabel. Selbst wenn Massa sein Heimrennen gewinnen sollte, reicht dem Kronprinzen in seiner zweiten Saison in der "Königsklasse" ein fünfter Platz, um mit 23 Jahren, 9 Monaten und 26 Tagen als jüngster Champion den Thron zu besteigen.

"Massas Aufgabe ist sicher schwieriger als unsere", sagte Haug gelassen. Unter normalen Umständen seien die BMW-Sauber und Renault kaum in der Lage, sich zwischen den Brasilianer und den Briten zu schieben.

"WM-Titel noch nicht in der Tasche"

"Den WM-Titel hat er deshalb aber noch nicht in der Tasche", mahnte Haug. 305,909 Kilometer liegen zwischen Triumph oder erneuter Tragödie wie vor einem Jahr für den WM-Spitzenreiter. "Ich denke nicht, dass blockiert wird", hofft der Mercedes-Mann auf ein faires Finale. "Es gibt aber sicher Leute im Feld, die alles tun, um es Lewis nicht einfach zu machen. Nicht nur die Roten."

Hamilton habe 2007 in Sao Paulo "rein gar nichts verspielt", nahm Haug den Engländer vehement in Schutz, nachdem seinerzeit auch Kritik an dem Piloten laut geworden war: "Vielmehr setzte das Getriebe nach einem Elektronikproblem für über 30 Sekunden in seiner Funktion aus - im Ziel fehlten Lewis noch elf Sekunden davon für den fünften Platz und den WM-Titel. Nicht sein Fehler, sondern unserer."

Hamilton habe den "Titel nicht weggeschmissen, wenn überhaupt jemand, dann das Team".

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Wichtige Punkte am Grünen Tisch verloren

Wiederholen sollen sich Patzer in dem neuerlich packenden Finalkampf auf keinen Fall, nachdem McLaren-Mercedes in dieser Saison entscheidende Punkte am Grünen Tisch verloren hat.

So wies Haug darauf hin, dass Hamilton ohne die Aberkennung seines Sieges in Spa-Francorchamps durch das Gericht des Internationalen Automobil-Verbandes FIA eigentlich schon Weltmeister wäre. Massas Rempler in Japan habe ebenfalls wertvolle Zähler gekostet.

Dennoch weise Hamilton eine beeindruckende Bilanz auf. Für den Schwaben ist der smarte und schnelle Engländer unbestrittener Klassenprimus.

Dies erklärt laut Haug auch, warum Hamilton bei seinen Kollegen durchaus mit allerhand Argwohn betrachtet wird: "Bei uns in der Schule war der Klassenprimus bei den Mitschülern auch nicht der Beliebteste - aber der Beste. Lewis führt seit vier Monaten die Tabelle an - ist also derzeit Bester der Formel 1-Klasse."

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