Lewis gegen den Rest der Welt

Von Alexander Mey
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Lewis Hamilton startet den China-GP in Schanghai (So., 8.45 Uhr im SPOX-TICKER und im Internet TV) von der Pole-Position aus. Perfekte Vorzeichen eigentlich, um die nötigen sechs Punkte Vorsprung auf Felipe Massa herauszufahren, die dem McLaren-Piloten noch zum Titelgewinn fehlen. Ganz so leicht wird es aber nicht werden, denn das Motto für den China-GP lautet: Lewis gegen den Rest der Welt.

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"Im Starterfeld hat er 18 Fahrer gegen sich", fasste der ehemalige Formel-1-Pilot John Watson Hamiltons Dilemma etwas überspitzt zusammen.

Sprich: Außer Teamkollege Heikki Kovalainen wird sich niemand ein Bein ausreißen, um Hamilton etwas Gutes zu tun.

Ferrari muss den Start gewinnen

Beispiel Ferrari: Die Roten versuchen von den Startplätzen zwei und drei aus selbstverständlich alles, um Hamilton schon am Start die Führung abzujagen.

Müssen sie wohl auch, wenn sie eine gute Chance haben wollen, das Rennen zu gewinnen. Kann Hamilton vorneweg fahren, wird es für Massa schwierig werden, im Titelkampf Boden gutzumachen.

Massa mahnt Probleme an

Denn bei den Roten läuft das Wochenende bisher nicht perfekt. "Wir haben das Wochenende damit zu kämpfen, eine gute Runde hinzubekommen", klagte Massa nach Platz drei im Zeittraining. " Wir liegen gegenüber McLaren immer noch zurück, haben uns also nicht verbessert."

Ein Eindruck, den Chefstratege Luca Baldisserri bestätigte: "Unser Hauptproblem ist, dass unser Auto auf dieser Strecke nicht konstant ist. Wir haben hart daran gearbeitet, das Problem zu umgehen, aber es ist uns noch nicht gelungen."

Bleibt die Hoffnung auf eine Steigerung im Rennen. "Wir haben selbst dann im Rennen ein konkurrenzfähiges Auto gehabt, wenn es im Qualifying nicht der Fall war", sagte Massa. "Ich bin zuversichtlich, dass ich in der Lage sein werde, im Rennen vorne mitzukämpfen."

Renault spottet über Hamilton

Beispiel Renault: "Lewis wird erneut versuchen, den Titel wegzuwerfen", spottete Teamchef Flavio Briatore vor dem Rennen in der "Gazzetta dello Sport". Er hat gut lachen, schließlich hat er mit seinem Schützling Fernando Alonso die letzten beiden Rennen gewonnen.

Diesmal startet der Spanier als Vierter direkt hinter beiden Ferrari. Er könnte also wieder in den Titelkampf eingreifen, über den er gegenüber "As" gesagt hat: "Wenn ich helfen kann, dann werde ich Massa helfen." Kein Wunder, schließlich werden er und Hamilton nach der Skandal-Saison 2007 bei den Silbernen keine Freunde mehr.

Aber was kann er in Schanghai wirklich im WM-Kampf bewirken? Nicht viel, dafür ist sein Auto nicht schnell genug. "Uns fehlen noch ein paar Zehntel auf Ferrari und McLaren. Wir werden uns im Rennen mehr auf die konzentrieren, die hinter uns stehen", sagte er im Premiere-Interview.

Kubica fast aus dem Rennen

Beispiel BMW-Sauber: Theoretisch könnte Robert Kubica noch in den Titelkampf eingreifen, nach dem enttäuschenden elften Startplatz ist dieser Drops aber schon so gut wie gelutscht.

"Das war im WM-Kampf natürlich ein großer Rückschlag", gab Teamchef Mario Theissen zu. "Das einzig Positive ist, dass wir jetzt die Rennstrategie frei wählen können."

60 Prozent Regenwahrscheinlichkeit

Beispiel Wetter: Da ist sie wieder, die in diesem Jahr schon fast übliche Regenwahrscheinlichkeit. Bei rund 60 Prozent soll sie für das Rennen liegen.

Sollte es wirklich nass werden, wäre das vom fahrerischen Können her eigentlich ein Vorteil für Hamilton gegenüber Massa. Aber erstens wünscht man sich als Schnellster kein unvorhersehbares Rennen und zweitens dürften böse Erinnerungen an 2007 wach werden, als Hamilton bei ebenfalls feuchten Bedingungen im Kiesbett seine WM-Träume versenkte.

Haug kritisiert Kritiker

Bleibt nur noch eine Frage: Was sagen eigentlich die Silbernen dazu, dass die ganze Welt - und übrigens auch knapp 70 Prozent der SPOX-User - ihnen den WM-Triumph nicht gönnen?

Ich denke, dass das Qualifying eine gute Demonstration war und eine gute Antwort auf das, was in dieser Woche gegen Lewis gelaufen ist", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.

Dann erklärte er, was er damit meinte: "Manche Attacken waren ziemlich durcheinander. Leute sind zu mir gekommen und haben beteuert, sie hätten die Dinge, die über sie zu lesen waren, nie gesagt. Das ist komisch, denn ich werde selten mit Dingen zitiert, die ich nicht gesagt habe. Aber wenn man so etwas braucht, soll man es eben machen."

Deutliche Kritik, aber auch große Zuversicht, dass die Attacken nicht für ein zweites China-Desaster sorgen werden. "Bisher hat Lewis sich nicht aus der Ruhe bringen lassen und die Antwort auf der Strecke gegeben", sagte Haug. "Hoffentlich kann er das im Rennen auch schaffen."

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