Das Kiesbett des Grauens

Von Alexander Mey
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© Getty

China-GP 2007, Schanghai, Runde 31: Lewis Hamilton führt das Rennen an und fährt dem WM-Titel entgegen. Doch dann das: Seine Reifen lösen sich auf, er kann seinen McLaren kaum noch auf der Strecke halten. Erst geht Kimi Räikkönen im Ferrari an ihm vorbei, dann rutscht er auf dem Weg zum Reifenwechsel ins Kiesbett. Aus, vorbei.

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Das Kiesbett des Grauens, wie man es aus Hamiltons Sicht mit Fug und Recht nennen kann, markierte den Anfang vom Ende der WM-Träume des Briten. In Brasilien gab er den bereits sicher geglaubten Titel endgültig aus der Hand.

Jetzt geht es wieder nach Schanghai. Wieder führt Hamilton die Fahrerwertung an, wieder kann er in China den WM-Titel klar machen. Das Desaster von 2007 wird verdrängt, aus den Köpfen ist es aber nicht.

"Manchmal habe ich Videos oder Bilder von mir, wie ich gerade im Kiesbett feststecke, gesehen und gedacht: 'Verdammt, das hätte Dir nicht passieren dürfen'", gibt Hamilton im Vorfeld des Rennens zu.

"Das liegt lange hinter uns"

Auch Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug denkt mit Grausen an die Szenen zurück, als das Team Hamilton zu spät zum Reifenwechsel holte: "Das Rennen im letzten Jahr war eines der schlechtesten für alle im Team. Wir hätten es gewinnen müssen, aber wir taten es nicht."

Und 2008? "Das letzte Jahr liegt lange hinter uns, so schmerzhaft es war", sagt Haug. "Das Team und Lewis haben es in der Hand, den Weltmeistertitel zu holen."

Drei Wege zum vorzeitigen Titelgewinn

Hamilton hat zwei Rennen vor Schluss fünf Punkte Vorsprung auf Felipe Massa und zwölf auf Robert Kubica.

Das führt zu folgender Konstellation: Hamilton wird Weltmeister, wenn er gewinnt und Massa bestenfalls Fünfter wird. Wenn er Zweiter wird und Massa bestenfalls Siebter. Oder wenn er Dritter wird, Massa leer ausgeht und Kubica bestenfalls Platz zwei belegt. Ab Platz vier für Hamilton ist die Entscheidung auf jeden Fall vertagt, da Massa im Falle eines Gleichstands mehr Siege auf dem Konto hätte.

Massa fordert Ferrari-Doppelsieg

Ein Podiumsplatz muss es also schon für Hamilton sein, wenn er es nicht auf einen erneuten Showdown in Brasilien ankommen lassen will. Ausgerechnet vor den enthusiastischen Fans von Massa.

Klar, dass der Brasilianer liebend gerne zu Hause im den WM-Titel kämpfen würde. Entsprechend eindeutig ist für Ferrari die Zielsetzung für den China-GP. "Ich mag die Strecke und denke, dass sie dem F2008 liegt. Deshalb ist unser klares Ziel ein Doppelsieg", sagt Massa.

Schumi glaubt an Massa

Unterstützung erhält er von seinem Mentor Michael Schumacher. "Felipe und das Team haben noch alle Karten in der Hand. Ich weiß, dass Felipe das kann. Ich weiß, wie er fährt, ich bin gemeinsam mit ihm gefahren, ich weiß wie gut er ist", schreibt Schumi auf seiner Homepage. "Als Freund von Felipe wünsche ich ihm natürlich den Titel."

So weit, so gut. Gäbe es da nicht seit dem Japan-GP eine weitere Variable im Spiel. BMW-Sauber und Robert Kubica können in beiden WM-Wertungen noch die lachenden Dritten werden.

Je chaotischer, desto besser für BMW

Und das wollen sie auch. "Es erinnert sehr stark an das Finale im vergangenen Jahr mit den letzten drei Rennen", sagt Teamchef Mario Theissen. "Wir sind in der Verfolgerrolle und können uns alles in Ruhe anschauen. Wenn sich die Chance bietet, werden wir zuschlagen."

Die Chancen auf die Sensation steigen, je chaotischer das kommende Rennen wird. Und dass es zumindest problematisch wird, ist nicht ausgeschlossen.

Die Wettervorhersagen ähneln denen aus Japan. Es kann regnen, die Frage ist nur wann...

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