Rosbergs gemischte Gefühle

SID
Motorsport, Formel 1, Nico Rosberg, Hockenheim
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Hockenheim - Frust, Ungeduld, Erfolgshunger, Euphorie: Mit einem explosiven Gefühlscocktail geht Nico Rosberg in sein Heimspiel auf dem Hockenheimring.

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In die spürbare Vorfreude auf den Vollgas-Auftritt rund 100 Kilometer von seinem Geburtsort Wiesbaden entfernt mischen sich beim 23-Jährigen die Enttäuschung über den Abwärtstrend des Williams-Teams und die Gedankenspiele um seine Zukunft im PS-Zirkus.

"Hart arbeiten und abwarten, bis man ein besseres Auto bekommt und dann die Resultate einfahren kann", umschrieb der ambitionierte Sohn von Ex-Weltmeister Keke Rosberg diplomatisch seine Devise vor dem Großen Preis von Deutschland .

Rosbergs hohe Erwartungen

Nur noch genervt reagierte Rosberg zuletzt auf Spekulationen um eine Ausstiegsklausel und einen Wechsel zu McLaren-Mercedes. "Ich kommentiere das nicht mehr", lautet inzwischen seine Standardantwort.

Vor der Saison war der smarte Mädchenschwarm noch heißer Anwärter auf die Nachfolge des zweimaligen Weltmeisters Fernando Alonso bei den Silberpfeilen, doch sein Teamchef Frank Williams ließ ihn nicht gehen und stattete ihn mit einem deutlich besser dotierten Vertrag bis Ende 2009 aus.

Aber Rosbergs hohe Erwartungen ans Team und Auto, die mit Platz drei beim Saisonauftakt in Melbourne kräftig Nahrung erhielten, sind in Frust umgeschlagen.

Viermal ohne Punkte

"Wir sind hinter Red Bull und Toro Rosso zurückgefallen", konstatierte Rosberg einen stetigen Abschwung bei Williams. Nur noch zweimal schaffte es der in Monte Carlo aufgewachsene und lebende GP2-Meister von 2005 seit dem Australien-Erfolg in die Punkte, zuletzt blieb er viermal ganz ohne WM-Zähler.

2007 war Rosberg mit 20 Punkten Neunter in der Gesamtwertung, derzeit rangiert er mit acht Zählern auf Rang elf. Der angestrebte vierte Platz in der Teamwertung erscheint für Williams illusorisch, der Traditions-Rennstall muss sich eher am hinteren Mittelfeld orientieren.

Bei Rosberg, der als Karriereziel stets "Weltmeister" nennt, schürt der mühsame Verlauf seiner dritten Grand-Prix-Saison die Ungeduld. Auf der Strecke zeigte sich dies bei seinem übermotivierten Abflug in Monaco und dem Boxengassen-Auffahrunfall mit dem Silberpfeil von Lewis Hamilton in Montreal.

Für seinen Titeltraum muss der Musterschüler zwangsläufig über einen baldigen Teamwechsel nachdenken. "Wenn das mit Williams nicht geht, muss ich halt dahin gehen, wo das möglich ist", sagte Rosberg jüngst der "Sport Bild".

Kein Platz mehr bei McClaren

Doch zumindest offiziell ist das Interesse von McLaren-Mercedes inzwischen erkaltet. "Es gibt keine Vertragsverhandlungen", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug in Hockenheim.

Vielmehr plant der britisch-deutsche Rennstall eine weitere Saison mit dem Duo Hamilton und Heikki Kovalainen. "Davon ist auszugehen", sagte Haug.

So klammert sich Rosberg einstweilen an die Hoffnung auf ein schnelles Ende der Negativ-Erlebnisse. "Diese Strecke sollte unserem Auto besser liegen und deshalb erwarte ich ein wirklich gutes Resultat von uns", erklärte er vor seinem Heimrennen.

Doch selbst dem Sunnyboy fällt durchgängiger Optimismus in diesen Tagen nicht leicht: "Wir sind in einer schwierigen Situation."